Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 100 von 106
ich glaube ja, dass dem Herrn Bürgermeister die Wahl auch
ein bisschen zu schnell gekommen ist, dass er da SPÖ-intern durchaus auch
andere Überlegungen gehabt hat; aber es mag schon sein, dass das hier nichts
verloren hat - hat aber schon eine gute Perspektive für den Wahltag und für die
Zeit danach eröffnet: den Verbleib in der Opposition. Ich glaube, das ist eine
gute Perspektive, eine Perspektive, für die es sich zu arbeiten lohnt, meine
Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Obwohl es bezüglich dieser Container massive Bedenken
auch seitens des 1. Bezirks gegeben hat, die auch bei den ersten
Augenscheinverhandlungen zum Ausdruck kamen, und keine Einigung zustande kam -
das ist ja an sich auch eher seltsam -, ist man einfach über den 1. Bezirk
drübergefahren und hat den Sanktus dazu erteilt.
Auch was die finanzielle Regelung betrifft, die Sie
sich hier ausgehandelt haben - wobei das ganz erstaunlich ist, dass man sich
das aushandeln kann -, so hat man nicht den Eindruck, dass die SPÖ da tief in
die Tasche greifen muss, sondern, ganz im Gegenteil, dass der Einnahmenverlust,
der für die Gemeinde Wien durch den Verlust an Parkgebühren entsteht, bei
weitem das überwiegt, was von der SPÖ einbezahlt wird: Die 2,9 EUR pro
Quadratmeter und Monat, das ist doch wirklich ein Bettel! Ich glaube, man muss
wirklich sehr gute Beziehungen zur Stadt Wien haben, damit man zu solchen
Konditionen kommt! Aber ich glaube, dass Herr Prof Kopietz über diese guten Beziehungen
verfügt; diesbezüglich mache ich mir überhaupt keine Sorgen.
Weil vor dem Recht ja alle gleich sein sollten, frage
ich mich: Wem sonst wäre das gelungen, so schnell eine derartige Bewilligung zu
bekommen, noch dazu in Wahlkampfzeiten? Das hätte ich mir gerne angeschaut, wie
man da reagiert hätte, wenn irgendeine andere politische Organisation gekommen
wäre und gesagt hätte: Jetzt möchten wir da vor der Löwelstraße neben dem Burgtheater
so ein Containerdorf aufstellen! - Das hätte ich mir wirklich gerne angeschaut,
welche andere Partei hier, vor den Räumlichkeiten der SPÖ, ein derartiges
Containerdorf bewilligt bekommen hätte! Ich kann es Ihnen sagen: Keine andere
Partei hätte das bekommen! Das ist schon ein Platz, den nur die SPÖ für sich in
Beschlag nimmt. Früher war es ein Zelt. Da haben Sie wenigstens noch
prominenten Besuch bekommen von Erhard Busek, der in voller Sangesfreude dann
auch noch mit Ihnen mitgesungen hat. Aber bei diesen Blechcontainern ist es ja
so, dass dieser Bereich dort abgesperrt ist! Da kann er ja nicht einmal kommen
und mit Ihnen seiner Sangeslust frönen! Ich glaube, dass ihm mittlerweile auch
die Lust dazu vergangen ist, denn eines sage ich Ihnen schon: Feiern ist schon
lustig und fein; wenn man allerdings weiß, wie das Ganze zustande gekommen ist,
dass dem Ganzen schon in massivem Ausmaß eine, jetzt sage ich einmal, sehr
rechtsfreundliche Interpretation der Rechtsvorschriften der Gemeinde Wien
zugrunde liegt, damit man hier überhaupt zu einer Bewilligung kommen kann, dann
vergeht einem schon die Freude daran.
Es wird interessant sein, vom Herrn Bürgermeister zu
erfahren, weshalb trotz der zahlreichen Bedenken, die es im Zuge des
Bewilligungsverfahrens gab, diese Bewilligung erteilt wurde. Der Herr
Bürgermeister hat es ja leicht: Er kann uns das aus beiden Seelen in seiner
Brust erklären. Er kann es uns einerseits als SPÖ-Vorsitzender erklären und
gleichzeitig auch als Bürgermeister dieser Stadt - nach dem Motto: Ich oder
ich? Wer ist stärker? Wer setzt sich durch? - Das wird interessant zu beobachten
sein.
Es wird auch interessant sein, von Ihnen, Herr Bürgermeister,
zu hören, weswegen man hier die Mitwirkungsrechte des 1. Bezirks massiv
beeinträchtigt hat, wieso man da so beinhart drübergefahren ist und wie Sie mit
all diesen Rechtsvorschriften, die ich bereits zitiert habe, so locker
umgegangen sind. Hat es beispielsweise in der gesamten städtebaulichen Frage
Gutachter gegeben? Wie sieht es mit der Ortsbildpflege aus? Ist das
berücksichtigt worden? - Bei jedem anderen ist das ein Thema, aber wenn die SPÖ
ein Containerdorf hinstellt, dann ist das natürlich kein Thema mehr. - Oder:
Wie sieht es mit der Bauordnung aus? Ist es eine Missachtung der Bauordnung? -
Ich glaube, dass es sehr wohl eine Missachtung der Bauordnung ist. Warum haben
Sie sich da einfach darüber hinweggesetzt? Das ist eine Rechtsnorm, der alle in
dieser Stadt unterworfen sind! - Offenbar aber nicht die SPÖ, denn es ist ja
"die alte Ordnung wiederhergestellt", und "die Stadt gehört
uns!", und das, was der SPÖ nützt, ist ja gleichzeitig auch Rechtsbestand.
Ein zweiter Bereich - ich möchte jetzt meinem Kollegen
Heinz Christian Strache nicht vorgreifen; ich könnte das natürlich auch jetzt
in der Anfragebegründung behandeln, aber wir werden das nachher in der Debatte
noch erörtern - ist die Geschichte betreffend das Weltkulturerbe und die Art
und Weise, wie Sie sich in diesem Zusammenhang gegenüber der internationalen
Community präsentieren. Auf der einen Seite wollen Sie das Prädikat
"Weltkulturerbe" haben und auf der anderen Seite demonstrieren Sie
ein städtebauliches Verhalten, das alles andere als weltkulturerbewürdig ist.
In diesem Zusammenhang gibt es auch noch sehr viel zu diskutieren.
Herr Bürgermeister, ich bin schon sehr gespannt auf
Ihre Antworten auf die Fragen, die wir Ihnen vorgelegt haben, und ich glaube,
wir werden uns dann auch in der Debatte noch gut darüber verständigen können. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zur
Beantwortung hat sich der Herr Bürgermeister zum Wort gemeldet.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrter
Herr Gemeinderat!
Wie Sie schon zitiert haben, gibt es in Wien die Bauordnung,
das Gebrauchsabgabegesetz, die Straßenverkehrsordnung, das Veranstaltungsgesetz
und auch weitere Verordnungen und Gesetze, die regeln, welche Aufgaben jemand
erfüllen muss und welche Regeln er einhalten muss, um eine Bewilligung für ein
bestimmtes
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular