Gemeinderat,
20. Sitzung vom 25.10.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 106
Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Helga Klier:
Ich ersuche um Zustimmung zu dem vorliegenden Akt.
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Ich eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Maresch. Ich erteile
es ihm.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau
Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Es handelt sich hier um eine nette Kleinigkeit von
1,5 bis 2,5 Millionen EUR. Wenn man bedenkt, dass wir heute Nachmittag
darüber reden werden: Agenda 21 kostet um einiges weniger. Das Ganze soll
aus dem Müllvermeidungsbudget bezahlt werden, hat uns die Frau Stadträtin im
Umweltausschuss mitgeteilt. Es sind 5 Millionen EUR für Müllvermeidung
vorgesehen.
Wenn man sich ansieht, dass bis zu 50 Prozent
des Müllvermeidungsbudgets für Werbung draufgehen - und die Werbung dient nicht
nur der Müllvermeidung -, so kann man sich einmal anschauen, dass die
Müllvermeidung der Stadt Wien ganz wenig wert ist im Vergleich zu den
zukünftigen Ausgaben für Müllverbrennungsanlagen. Davon möchte ich jetzt aber
nicht reden. Bisher ist also ein Betrag von - wenn man es in Schillingen nimmt
- ungefähr 10 Millionen S für Werbung in Printmedien ausgegeben
worden. Diese 10 Millionen S werden wahrscheinlich wiederum aus dem
Müllvermeidungsbudget oder aus ähnlichen Budgets kommen, und da sind sie
wahrscheinlich falsch investiert.
Interessant wäre es, für die Müllvermeidung
wenigstens endlich die vollen 5 Millionen EUR auszugeben. Dann könnte man
damit etwas bewegen, wie übrigens auch der Abfallwirtschaftskongress gezeigt
hat. Solange das nicht wirklich besser wird, können wir solchen Dingen einfach
nicht zustimmen. - Das ist das eine.
Das Zweite: Herr OSR Bortenschlager hat bei unserer
Kritik im Umweltausschuss zu dieser Strobelgasse 2 gesagt, dass ja
Geschmäcker verschieden sein können. Normalerweise heißt das Sprücherl mit den
Geschmäckern anders; das möchte ich hier jetzt nicht sagen. Tatsache ist - ich
habe mir das berühmte Müllmonster noch einmal angesehen -, das Müllmonster
sitzt zwischen zwei Mülltonnen und sagt: "Ich will mehr Mist!"
Jetzt kann man darüber streiten, was Mist ist. Mist
ist normalerweise etwas, was man kompostieren kann, und dann wird es von den
Bauern ausgebracht oder auch nicht, oder es wird in eine Biogasanlage gebracht,
und dort kommt dann Biogas heraus, oder es kommt in die Restmüllanlage und wird
in Wien verbrannt. Noch einmal: Dieses Müllmonster möchte gerne Müll haben. Ich
denke, man kann darüber streiten: Didaktisch ist das ein bisschen verkehrt,
aber es ist der Stadt Wien in Zukunft 1,5 bis 2,5 Millionen EUR des Geldes
für die Müllvermeidung wert.
Wir glauben, dass bei einer Evaluierung - diese ist
noch nicht abgeschlossen - vielleicht etwas anderes herauskäme, würde die
Evaluierung extern gemacht werden. Das geschieht aber nicht. Darum werden wir
dagegen stimmen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner gelangt Herr GR Blind zum Wort. Ich erteile es ihm.
GR Kurth-Bodo Blind (Klub
der Wiener Freiheitlichen): Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wozu braucht man in der MA 48 1,5 bis
2,5 Millionen EUR - sprich 20 bis 34 Millionen S - jährlich für
Marketing und Werbemaßnahmen? - Da hat Herr Kollege Maresch sicher Recht: Das
Müllmonster will mehr Mist! Sicherlich braucht man diese
34 Millionen S nicht, um den Wienern zu erklären, dass sie den Müll
trennen sollen. Denn sie trennen den Müll schon sehr gut, und ich muss
dazusagen: viel zu gut! Die Techniker der MVA Spittelau erklären, es
korrodieren dort die Brennroste, weil zu wenig Kunststoff, zu wenig Plastik im
Müll enthalten ist. Daher wird sicherlich ... (GR Heinz Hufnagl: Dafür haben
wir Glas und Metall herausgebracht! Damit ist der Brennwert viel besser
geworden!) Ja, ja. (GR Heinz Hufnagl: So ist es!) Ich glaube Ihnen
ja alles, wissen Sie, soweit man eben einem Herrn Hufnagl etwas glauben darf.
Daher wird nun sicherlich ein Konzept erarbeitet,
damit die Wiener mehr Plastik, sprich mehr Kunststoff in den Hausmüll werfen
sollen. Es ist alles nicht wahr, was derzeit in diesen Publikationen über
Müllvermeidung verbreitet wird. Dem Schmäh sollten wir nicht auf den Leim
gehen. Es wird jetzt mit diesen 34 Millionen S eine Kampagne
gestartet, dass dieses Müllmonster - da hat Kollege Maresch schon Recht - mehr
zum Fressen kriegt, sprich mehr Kunststoff in den Hausmüll geworfen wird, und
dass die Wiener den Müll vermehren sollen. So wird es im Konzept kommen.
Plastik in den Kunststoff-Containern oder im gelben
Sack - den es ja in Wien nicht gibt - ist Rohstoff, Plastik im Hausmüll ist
eben mehr Müll. Der Vorteil für die Gemeinde ist, dass der Hausmüll wieder so
gut wie vorher brennt. Er brennt dann wieder so gut wie oder vielleicht noch
besser als Braunkohle. Die Hausmüllmenge wird mehr und die Gemeinde kassiert
mehr Gebühren. Das ist doch in Wirklichkeit der Hintergrund dafür, dass man
jetzt 34 Millionen S in die Propaganda werfen wird! Wenn nämlich die
Wiener den Kunststoff in den Kunststoff-Container werfen, dann ist er ja für
die Bürger kostenfrei.
Drittens wird die Qualität der Kunststoffsammlung -
das ist unbestritten - exzellent werden, und die MA 48 wird an diesem
wertvollen Rohstoff prächtig verdienen. Die Müllverbrennungsanlage Simmering
wird sich rechnen, sie wird sich rentieren, weil Fernwärme für 12 000
Haushalte und Strom für 5 000 Haushalte erzeugt werden wird, und vor allem
deshalb, weil die Bürger mehr blechen müssen und weil die Müllgebühren
insgesamt steigen.
Schauen wir uns die Fakten an: Wie sieht es in Wien derzeit
wirklich aus, abgesehen von den billigen Propagandatricks in allen Medien, die
wir schon kennen? - Man muss sich die Papiere anschauen, die wir offiziell
bekommen, darin gibt es keinen Schwindel. In Wien fallen jährlich 500 000
Tonnen Müll an. In der Spittelau werden 240 000 Tonnen verbrannt, am
Flötzersteig werden 200 000 Tonnen verbrannt, und im vierten
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