Gemeinderat,
19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 70
Mariahilfer Straße als innerstädtisches Einkaufs-, Wohn- und
Freizeitzentrum zu stärken, das in der Tat gut funktioniert, auf der anderen Seite
gibt es berechtigte Befürchtungen, die auch in Beschlüssen des 7. Bezirks
ihren Niederschlag gefunden haben, dass das, was jetzt die Mariahilfer Straße
ist, nämlich ein Nebeneinander von großen Geschäften, kleinen Geschäften, aber
auch Wohnungen und Freizeiteinrichtungen - also keine Monostruktur wie in
vielen deutschen Städten, sondern noch eine gemischte Struktur -, nur dann
erhalten werden kann, wenn mit größter Sorgfalt vorgegangen wird und nicht
ausschließlich Großeinrichtungen zum Zug kommen. Jetzt haben wir die
Diskussionen in der Lindengasse, wo es tief hinein in die Nebenstraßen zu
einfachen Umwidmungen oder Umnutzungen kommt und bald nur mehr finanzstarke
Konzerne aufkaufen und sowohl kleine Betriebe wie auch schrittweise Einwohner
verschwinden. Hier ist Sensibilität angesagt.
Nur was wir jetzt bedauern - beziehungsweise geben
wir Ihnen noch eine Möglichkeit, das zu ändern durch unseren Antrag, der jetzt
zur Beschlussfassung vorliegt und den wir auch schon im Ausschuss und im
Stadtsenat eingebracht haben -, was wir bedauern, ist, dass es erst dann, wenn
eine neue Novelle der Bauordnung, die gerade in Vorbereitung ist, zur
Beschlussfassung kommt, sehr genau möglich sein wird, zu differenzieren, auch
stockwerkweise zu differenzieren, wo diese Einkaufswidmung Platz greifen soll
und wo nicht. Unser Wunsch wäre es, dass der Flächenwidmungsplan beschlossen
wird, dass aber die Festlegungen, die im beigelegten Detailplan enthalten sind
und die noch nicht die Differenzierungen ermöglichen, die notwendig wären,
inzwischen noch nicht getroffen werden, sondern dass gewartet wird, bis die
Bauordnung entsprechend vorgesehen ist, um nicht allzu grobe Raster vorzunehmen
und so auch über einige Häuser - ich sage es bewusst - drüberzufahren, wo man
nachher draufkommt: Oh je, so haben wir das eigentlich nicht gemeint.
Ich weiß, dass jetzt schon eine Müdigkeit
vorherrscht, ich glaube aber, dass die Frage der Zukunft der Mariahilfer Straße
in ihrer Wiener multifunktionalen Vitalität, die sie heute hat, etwas sehr, sehr
Wichtiges ist. Das wissen gerade die Kolleginnen und Kollegen der
Sozialdemokratie, dass die Bezirksvorsteherin des 6. Bezirks dem sehr
skeptisch gegenüberstand, das auch wiederholt geäußert hat, dass da durchaus
der 7. Bezirk fast aufgeschlossener war, dass man eine
Geschäftsstraßenwidmung vornimmt, dass aber vieles an Befürchtungen nach wie
vor im Raum steht.
Deswegen möchte ich diesen Abänderungsantrag
einbringen. Wenn der durchgeht, stimmen wir dem Widmungsplan zu, wenn er, wie
im Ausschuss, abgelehnt wird, würden wir leider diese Widmung, die an sich eine
vernünftige und kluge ist, ablehnen müssen.
Ich ersuche wirklich, die Frage dieser
Geschäftsstraßenwidmung mit großer Sorgfalt zu behandeln, denn - noch einmal -
niemand will eine Mariahilfer Straße, die so aussieht, wie die Einkaufsstraßen
in vielen deutschen Städten, wo um sechs oder halbsieben das Licht abgedreht
wird und keine Kleingeschäfte, keine Bewohner mehr sind. Und die Vorgänge, die
sich jetzt zum Beispiel rund um die Lindengasse abspielen, wo Widmungen tief
hinein passieren, zeigen, dass das nicht nur zu berechtigter Kritik der
Anwohner führt, sondern auch vom Stadtrat und von vielen kritisch gesehen wird.
(Zwischenruf des GR Christian Oxonitsch.)
Soll ich noch so lange reden, bis das geklärt ist? (GR Christian Oxonitsch: Nein, nein!) Alles klar? (GR Christian Oxonitsch: Ich warte auf den
Antrag!) Na, wir haben ihn im Ausschuss eingebracht. Es ist derselbe wie im
Ausschuss. (GR Christian Oxonitsch: Ich
will es aber wissen! Soll ich etwas zustimmen, das ich nicht kenne?) Es ist
wortgleich derselbe Antrag, wie wir ihn im Ausschuss eingebracht und zu
argumentieren versucht haben. (GR
Christian Oxonitsch: Das weiß ja keiner!) Das weiß kein Mensch? (GR Dr Herbert Madejski: Aber ja!) Er
wurde leider nicht angenommen. Ich bringe ihn noch einmal ein. Ich habe ihn
schon im Stadtsenat eingebracht. Es geht um diesen Zweizeiler, in dem schlicht
drinnen steht, dass die Beilage - ich erkläre es noch einmal ... (GR Christian Oxonitsch: Nein! Das wissen wir
schon!) Das wisst ihr? (GR Christian
Oxonitsch: Ja!) Es ist der gleiche wie im Ausschuss. Okay, es ist alles
geklärt.
Wir ersuchen, unserem Abänderungsantrag stattzugeben,
dann stimmen wir dieser vernünftigen, klugen, gut vorbereiteten Widmung gerne zu,
sonst können wir dem nicht zustimmen. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte
ist geschlossen.
Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Erich Valentin: Herr
Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Das uns vorliegende
Plandokument umfasst ein Gebiet von rund 22 Hektar, ein Gebiet, dessen
Entwicklung wir aus gutem Grund in den letzten Jahren mit Freude beobachten
können. Wir haben derzeit zirka 4 200 Einwohner in diesem Gebiet, 535
Arbeitsstätten, was dafür spricht und eigentlich ein bisschen relativiert, was
Kollege Chorherr gesagt hat: Es gibt dort eine erfreuliche Vielfalt von großen
und kleinen Betrieben, von renommierten Handelsbetrieben gleichermaßen wie von
Kleingewerbebetrieben, und wir haben zirka 4 000 Beschäftigte in diesem
Gebiet.
Die vorliegende Widmung sieht vor, dass hier von der
in der Bauordnung 1996 geschaffenen Begrifflichkeit der
"Geschäftsstraßen" Gebrauch gemacht wird. Das ist auch das, was
Kollege Chorherr angesprochen hat. Die Begrifflichkeit
"Geschäftsstraßen" ist in der Bauordnung 1996 relativ genau definiert
und passt auf das Plangebiet in optimaler Art und Weise. Sie beschreibt ein
gewachsenes Einkaufsgebiet und sie beschreibt auch sehr gut, dass eine gute
Erreichbarkeit gegeben sein sollte.
Ich möchte ergänzen, dass die Mariahilfer Straße sich
gerade auch dadurch auszeichnet, dass diese ohne Individualverkehr erreichbar
ist, also auch im Sinne einer ökologischen, einer sinnvollen, einer urbanen
Erreichbarkeit alle Parameter für diese Widmung erfüllen würde.
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