Gemeinderat,
19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 70
erklären. Aber vorher rufen Sie bitte den Herrn Amhof Gregor
an, nämlich nicht den, der da war, sondern den anderen, und erklären ihm
einmal, was ein AGENDA-Prozess überhaupt ist! Erklären Sie ihm bitte auch, was
ein Mediationsverfahren ist! Sie können ihm auch erklären, dass die Welt
mittlerweile rund und keine Scheibe ist! Erklären Sie ihm die Sachen einmal,
dann können wir weiterdiskutieren!
Noch einmal zurück: Dem ÖVP-Antrag können wir nicht
zustimmen, weil er eine Einschränkung eines Mediationsverfahrens wäre. In einem
Mediationsverfahren sollen alle Beteiligten, auch die Politik, ausreichend zu
Wort kommen und von einem neutralen Mediator angehalten werden, zu einer
gemeinsamen Kompromisslösung zu kommen. Auch die FPÖ wird die Möglichkeit
haben, dort mitzutun, außer sie verhallt oder verharrt in dumpfer
Abgeschiedenheit, aber das sind wir schon gewohnt! - Danke schön! (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster ist Herr GR Dr Ulm zum Wort gemeldet. - Bitte.
GR Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Mit gutem Grund hat mein Vorredner von den Grünen die Sensengasse angezogen, weil
es sich um ein ganz besonderes Plandokument handelt, weil es aber auch
gleichzeitig in wunderbar anschaulicher Weise das Planungsdesaster der SPÖ in
Wien aufzeigt. Es ist im 9. Bezirk ein bisschen ein größeres Planungsdesaster,
weil dort zum Herrn Planungsstadtrat Schicker noch der Herr BV Benke dazukommt.
Nach dem Desaster auf der Roßauer Lände, wo gemeinsam, in trauter Einigkeit
zwischen dem Planungsstadtrat und dem Bezirksvorsteher, den Wiener Autofahrern
eine Woche lang ein Zusatzstau beschert wurde, kommt nun noch die Flächenwidmung
Sensengasse. Dass das ein trauriger Höhepunkt der Stadtplanung ist, lässt sich
objektiv nachweisen. Oder können Sie mir, sehr geehrte Damen und Herren, ein weiteres
Geschäftsstück nennen, das hier bereits dreimal von einer Tagesordnung
abgesetzt worden ist? Das erste Mal ist es von der Tagesordnung im Planungsausschuss
abgesetzt worden, ein zweites und ein drittes Mal von der Tagesordnung im
Stadtsenat. Ich glaube, Sie werden mir Recht geben, dass so etwas nicht alle
Tage vorkommt.
Wenn Sie mir nun vorhalten werden - möglicherweise in
einer weiteren Meldung -, da gibt es doch einen Schwenk der ÖVP, es hat doch
Anfang des Jahres eine Zustimmung des ÖVP-Klubs in der Bezirksvertretung zu dem
Projekt gegeben, dann sage ich Ihnen, das geschah unter völlig anderen
Voraussetzungen und unter Zusicherungen des BV Benke, die dieser nicht
annähernd einhalten konnte. Das war nämlich erstens die Zusicherung, dass das
Gebiet als Grünraum und als Erholungsraum erhalten bleibt, zweitens dass die
Sportanlagen für die Bezirksbevölkerung geöffnet werden und drittens, dass die
Tiefgarage keine Hochgarage wird, sondern sich unter der Erde befinden wird.
Sehr geehrte Damen und Herren, alle drei Zusagen des Bezirksvorstehers wurden
nicht eingehalten. Es ist daher für uns eine Selbstverständlichkeit, dass wir
unter solchen Voraussetzungen - diese Linie verfolgen wir konsequent auf
Bezirks- wie auf Landesebene - einer solchen Idee nicht beitreten können.
Es freut mich aber - da gibt es wirklich eine Wende
in der Politik, und es ist oftmals nie zu spät -, bei der Roßauer Lände hat man
eine falsche Planungsentscheidung rückgängig gemacht. Man ist jetzt dabei, eine
solche falsche Planung auch bei der Sensengasse rückgängig zu machen. Ich bin
froh, dass man sie nicht erst nach Beginn oder nach Bau rückgängig macht.
Letztendlich ist das ein Riesenerfolg gelebter parlamentarischer Demokratie,
aber vielleicht ein noch größerer Erfolg der Bürger vom Alsergrund, der AGENDA 21,
der Plattform Sensengasse, wo sich engagierte Bürger überparteilich zusammengefunden
haben und nun den Stadtrat und die Stadtregierung eines Besseren belehren.
Wir sind sehr für Bürgerbeteiligung. Wir sind auch
für Mediation. Wir sind in jeder Art und Weise dafür, dass sich Bürger an der
Gestaltung ihres unmittelbaren Lebensraums beteiligen können. Wir werden daher
dem rot-grünen Antrag zustimmen. Darüber hinaus werden wir aber auch einen
eigenen Antrag einbringen, der meines Erachtens nach natürlich noch eine Spur
besser ist, weil er Determinanten für die Bürgerbeteiligung aufzeigt, weil wir
als Politiker natürlich Rahmenbedingungen setzen wollen, für die wir verantwortlich
sein wollen und für die wir im Nachhinein auch verantwortlich gemacht werden können.
Was ist uns nun konkret wichtig bei der Sensengasse?
- Uns ist wichtig, dass, wenn es dort zur partiellen Verbauung kommt, uns der
Grünraum - eine riesige Grünoase im Innengürtelbereich, wahrscheinlich die
allerletzte - als offener Grün- und Erholungsraum für die Bürger und Anrainer
erhalten bleibt. Darüber hinaus wollen wir ein attraktives Fußwegenetz und
wollen sichergestellt wissen, dass die Tiefgarage eine Tiefgarage ist. Die
Information über die Detailplanungen, dass nunmehr diese Tiefgarage vier Meter
über dem Bodenniveau liegen soll und damit eigentlich eine Hochgarage wird,
erfreut uns natürlich ganz und gar nicht. Da soll man sagen, es ist eine
Hochgarage, und man schaut halt dann von der Spitalgasse gegen eine vier Meter
hohe Wand? Es muss sichergestellt sein, dass diese Tiefgarage ganz im Erdreich
verschwindet. Darüber hinaus verlangen wir die Öffnung der geplanten
Sportanlage und ein Verkehrskonzept als Grundlage für die Detailplanungen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das ist im
Wesentlichen der Inhalt unseres Beschlussantrags. In formeller Hinsicht
beantragen wir die sofortige Abstimmung. Ich lade Sie ein, diesem unseren
Antrag zuzustimmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster ist Herr GR Dr Madejski zum Wort gemeldet. - Bitte.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
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