Gemeinderat,
19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 70
Akt anschauen, sehen wir, dass er ein Kuriosum ist. Jeder
weiß, wie heutzutage die Förderung abläuft. Man kann es zwar nicht
nachvollziehen - es ist in einem sehr hohen Ausmaß davon abhängig, wie der Herr
Sportamtsdirektor gerade aufgelegt ist, wie gut er "drauf" ist, ob es
seine Freunde sind oder nicht seine Freunde sind -, aber ein Konzept im Sinne
von Kriterien, nach denen gefördert wird, ein Konzept im Sinne von
Basisförderung oder projektorientierter Förderung gibt es nicht. So kann es
dazu kommen, dass sich die Dachverbände und die Sportvereine, obwohl sie
Leistungsträger dieser Stadt sind und daher eigentlich Partner sein sollten,
wie Bittsteller bei der MA 51 anstellen müssen, damit sie ihre Brosamen
abholen können. Sie können ihrer eigentliche Rolle als Dachverbände fast nicht
mehr gerecht werden. Ich behaupte, das ist auch ein bösartiges Ziel: wozu
brauchen wir die Dachverbände?, das ist der Tenor, der hier zurückschallt. Die
Absicht besteht darin, ganz persönlich in einem - ich nenne es einmal so -
feudalistischen, feudalherrschaftlichen System die Förderungen zu vergeben.
Wir haben hier in diesem Akt insofern ein Kuriosum,
als es dem Wiener Tennisverband gelungen ist, für sein internationales
Damenturnier im Juni des vergangenen Jahres keinen Antrag auf Förderung zu
stellen, sondern sicher zu sein, über den Sportamtsleiter, der gleichzeitig
auch Aufsichtsratsvorsitzender der Wiener Stadthallen ist, das Geld von der
Wiener Stadthalle vorgestreckt zu erhalten, und im Nachhinein beim Sportamt um
die Förderung einzureichen, sodass im Gegenzug das Sportamt, dessen Leiter Dr
Ferdinand Podkowicz ist, dem Aufsichtsratsvorsitzenden Dr Ferdinand Podkowicz
die Summe wieder zurückzahlt. Das ist ein Kuriosum sondergleichen, wie es das
wahrscheinlich im gesamten Förderbereich kein zweites Mal gibt.
Warum sage ich das? - Wir finden im Rechnungsabschluss
noch etwas, das meinem Dafürhalten nach aufklärungsbedürftig ist und wofür ich
bis heute keine Antwort bekommen habe. Aber vielleicht gibt es eine Antwort.
Wenn einerseits die Stadthalle im Förderbereich 54 Millionen S, also
mehr als die Hälfte des gesamten Förderbetrags, sofort bekommt und sich dann im
Rechnungsabschluss 2001 der Hinweis "Rückersätze von Ausgaben",
"Rückzahlung nicht verbrauchter Mittel durch die Wiener Stadthalle"
mit 52 Millionen S findet, dann frage ich mich: Was sind das für
Transaktionen? Da werden zuerst über das Budget 54 Millionen S für
den Sport an die Stadthalle transferiert und beim Rechnungsabschluss kommen
dann aus nicht näher genannten Gründen glatte 52 Millionen S wieder
zurück. Das sind Dinge, die aufklärungsbedürftig und nicht nachvollziehbar
sind.
Was ich daher nicht verstehen kann, ist, warum es bis
heute nicht möglich gewesen ist, hier transparente Förderrichtlinien und -kriterien
aufzustellen, von denen man sagt, dass sie für alle gelten: wer sich anstellt,
bekommt das, wer diese Richtlinien erfüllt, soll Geld bekommen, und wer sie
nicht erfüllt, der hat Pech gehabt. Dazu gibt es die Richtlinien.
In Wahrheit - das ist meine Vermutung und ist seit
letztem Montag im Landessportrat bestätigt - geht es offenbar um etwas ganz
anderes: Es geht um die zentralistische Vergabe der Sportmittel und die
Zertrümmerung der Dachverbände! Die Tagesordnung beim Landessportrat am letzten
Montag enthielt nämlich einen Punkt, in dem es hieß: Neuverteilung des Wiener
Sportförderungsbeitrags; das ist der ehemalige Sportgroschen. Da geht es in
Wahrheit darum, den Dachverbänden das wenige Geld, das man ihnen jetzt ohnehin
nur noch gibt, durch Umverteilung noch einmal wegzunehmen und es irgendwelchen
Vereinigungen, die sich beim Sportamt anstellen und zu denen es
freundschaftliche Beziehungen gibt, direkt zu geben.
Wie kurios das am Montag war, zeigt allein schon die
Tatsache, dass die Wiener Pfadfinder - gut bekannt als Jugendorganisation - plötzlich
als Sportorganisation firmiert haben - das hat schon ganz woanders, nämlich bei
der UNION, Probleme gemacht - und plötzlich Gegenstand von Umverteilungsmitteln
im Landessportrat sind. Es ist Frau VBgmin Laska zu verdanken, dass sie nach
dem heftigen Widerstand der Dachverbände - es war auch der ASKÖ massiv davon
betroffen, weil man es da mit dem WAT probiert hat - die Notbremse gezogen und
gesagt hat: Absetzen des Tagesordnungspunkts und wir schauen uns das alles in
Ruhe noch einmal an!
Das hat uns dazu veranlasst, heute einen Beschluss-
und Resolutionsantrag einzubringen, mit dem wir uns vor allem die Frage des
ehemaligen Sportgroschens genauer anschauen wollen. Das heißt, wir wollen, dass
in Zukunft der Finanzstadtrat dem GRA für Bildung und Sport - ich kürze das
jetzt ab - vierteljährlich einen Bericht über die Einnahmen aus dem Sportgroschen,
also aus den Sportbeitragsförderungen gibt, weil es letztlich fixierte Beträge
sind, die hier den Sportorganisationen gesetzlich zukommen müssen, und weil sie
damit sicherlich leichter und besser kalkulieren und rechnen können, wenn wir
einmal genau wissen, wie viel Geld es da vierteljährlich gibt, wie das Geld
hereinkommt und wo es Ausnahmen gibt.
Warum ist das so wichtig? - Ich sage Ihnen, durchschnittlich
macht dieser Förderungsbeitrag zwischen 8 und 12 Millionen S pro Jahr
aus. Heuer müssten das, wenn ich es hochrechne - und ich kann es nur auf Grund
eines mit dem Sportamtsleiter vereinbaren Aufteilungsschlüssels hochrechnen -,
erst 4 Millionen S gewesen sein. Das ist ein Betrag, bei dem für mich
im Oktober undenkbar ist, dass es aus diesem ehemaligen Sportgroschen bisher
nicht mehr als 4 Millionen S gegeben hat.
Wir stellen daher den Antrag:
Erstens, dass über diesen Sportgroschen vierteljährlich
berichtet wird, und zweitens, dass die Vergabe dieses Sportförderungsbeitrags
durch die Erarbeitung von genauen Kriterien und Richtlinien im Gemeinderatsausschuss
beziehungsweise im Landessportrat beraten und dann im Gemeinderatsausschuss
beschlossen werden soll. In formeller Hinsicht verlangen wir die sofortige
Abstimmung. (Beifall bei der ÖVP.)
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular