Gemeinderat,
19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 70
Ich möchte mich bei Frau Dr Pilz bedanken, dass sie diesem
sehr wichtigen Akt zustimmt. Das ist einmal grundsätzlich. Aber ich möchte
Ihnen einige Dinge auch noch zu bedenken geben, und zwar anerkennt die
MA 47 nur alle gerechtfertigten Leistungen. Das beinhaltet natürlich auch,
dass bei diesen Leistungen die Qualität in jeder Hinsicht stimmen muss.
Ich möchte Ihnen auch zu bedenken geben, dass
natürlich - und Sie haben es selber schon gesagt - die verschiedenen Vereine
verschiedene Kosten haben. Das bezieht sich auf die Miete, ob ein Verein ein
eigenes Haus hat oder ob ein Verein eine etwas teurere Miete hat. Da ergeben
sich natürlich die Unterschiede.
Es sind natürlich auch Unterschiede als Arbeitgeber:
Ob jemand eine Fachaufsicht hat, ob es eine Rufbereitschaft gibt, ob es einen
Wochenenddienst gibt. Ich weiß von größeren Vereinen, die für die kleineren
dann auch Urlaubsvertretungen und Sonn- und Feiertagsleistungen übernehmen. Ich
denke, hier herinnen wird immer debattiert, dass wir auch den kleineren
Vereinen die Möglichkeit geben sollen, dass sie lebenswert sind und Menschen
beschäftigen können. Ich glaube, da sollen wir nicht Schranken aufbauen, indem
wir ihnen so wenig zahlen, dass sie sich das ganz einfach nicht leisten können
und dass sich nur die großen Vereine das Anbieten dieser Leistungen leisten
können.
Ein frauenpolitisches Thema ist mir auch noch sehr,
sehr wichtig: Bei den größeren Vereinen gibt es viele ältere Arbeitnehmerinnen,
die sich natürlich auch im Laufe ihres langjährigen Beschäftigtseins viele
Vorteile erworben haben: Sie haben höhere Urlaubsansprüche, sie haben höhere
Abfertigungsansprüche. Ich glaube, wir als Stadt Wien sollten da Vorbild sein
und solche Ansprüche eher fördern oder sollen wir die Leute entlassen? Das sind
gerade Frauenarbeitsplätze. Wir haben heute schon viel diskutiert, dass wir
gerade auf die Frauenarbeitsplätze sehr, sehr schauen müssen. Ich denke, da
wäre Ihre Forderung, die sich momentan recht gut anhört und auch am Papier
liest, in der Wirklichkeit gerade gegen die Frauenarbeitsplätze und das sollten
wir nicht machen. (GRin Dr Sigrid Pilz: Gerechtigkeit für alle!) Ich ...
(GRin Dr Sigrid Pilz: Gerechtigkeit für alle!)
Gerechtigkeit für alle, das kann doch nicht in einer
Gleichmacherei enden und wir sind gegen Gleichmacherei! Ich würde Sie wirklich
bitten, dass Sie das noch einmal bedenken! (Heiterkeit der GRin Dr Sigrid
Pilz.) Eine Arbeitnehmerin - und da können Sie noch so lachen -, die drei
Jahre beschäftigt ist, hat - Gott sei Dank zum Glück - nicht denselben
Urlaubsanspruch wie eine, die schon 20 oder 25 Jahre beschäftigt ist, um
nur ein Beispiel zu nehmen. Das hätten so manche Herren gerne, dass die älteren
Arbeitskräfte billiger sind, aber wir Frauen haben das nicht sehr gerne.
Zu Ihren Vorwürfen, die Sie heute gemacht haben:
Diese haben wir im Ausschuss, im Plenum wirklich ausführlich diskutiert, so wie
es die Frau Kollegin hier erzählt hat. Wir sind von solchen Vorwürfen natürlich
alle sehr betroffen, aber ich darf Ihnen sagen: Erstens einmal ist ein Narr
der, der sagt, so etwas kommt nie wieder vor. Das traue ich mich wirklich nicht
zu sagen. Ich ärgere mich jedes Mal, wenn ein Politiker sich herstellt und
sagt: "So etwas kommt nie wieder vor." Man kann in keinen Menschen
hineinschauen.
Wir als politische Mandatare haben alles dazu zu tun,
dass die Qualität stimmt, die Leistung stimmt und dass die Menschen menschlich
behandelt werden. Aber wir sind nicht vor Ort. Wir gehen nicht mit jeder Heimhilfe
mit. Wir und auch die Frau Stadträtin nicht sind nicht in jeder Abteilung des
Spitals, aber jemand, der mit Pflege zu tun hat, weiß, wie leicht ein Dekubitus
zu Stande kommt. Da soll niemand sagen, das passiert nicht! So etwas passiert.
Schändlich ist es dann, wenn es solche Auswüchse hat, wie sie eben geschildert
wurden. Wir werden alles dazu tun, dass so etwas nie wieder vorkommt.
Die zweite Seite, die ich noch beleuchten möchte,
betrifft die Angehörigen. Wenn so etwas passiert ist - und ich weiß nicht,
woran diese Dame letztendlich verstorben ist, weil es ja nicht feststeht, dass
sie unbedingt an dieser Situation gestorben ist, es kann irgendeine andere
Krankheit schuld gewesen sein -, dann ist es meistens leider so, dass die
Angehörigen oft nichts mehr mit der Sache zu tun haben möchten, weil sie durch
den Tod des nahen Verwandten, des Angehörigen, der Mutter, des Vaters, so tief
betroffen sind, dass sie das nicht möchten. Das ist natürlich dann für uns
politisch nicht sehr von Vorteil, weil wir das nicht so oft aufklären können,
wie wir gerne möchten, weil wir - wie Sie richtigerweise festgestellt haben -
alle miteinander keine Richter sind. Das wollen wir auch nicht sein.
Aber ich denke, dass die Rechtssprechung in diesem
Land weit genug reicht, dass Menschen, die Unrecht tun, auch ihrer gerechten
Strafe zugeführt werden.
Wir werden uns natürlich laufend bemühen, in Zukunft
so wie in der Vergangenheit, die Qualität gerade auf diesem sensiblen Gebiet -
und ich bin hier auch nicht mehr die jüngste Mandatarin, sondern bewege mich
schon hin zu dem Alter, wo ich Pflege brauchen werde - zu erbringen.
Wenn ich aber an die 20-Jahr-Feier im Pflegezentrum
Donauspital denke, die wir mit großer Freude vor 14 Tagen hatten, dann weiß
ich, dass wir in dieser Stadt, in unserer schönen Stadt Wien, bei der Pflege
für unsere Menschen auf dem richtigen Weg sind.
Ich bitte Sie, uns noch ein Stückchen zu helfen und
dieser Post zuzustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)
Ja, Entschuldigung, Frau Vorsitzende, ich habe noch
bei meinen Ausführungen vergessen: Ich empfehle die Ablehnung dieses Antrags.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich
danke. - Wir kommen nun zur Abstimmung.
Ein Gegen- oder Abänderungsantrag wurde nicht
gestellt.
Ich bitte nun jene Damen und Herren, die dem Antrag
der Berichterstatterin ihre Zustimmung geben, um ein Zeichen mit der Hand. -
Das ist somit einstimmig angenommen.
Der Beschlussantrag der grünen Fraktion betreffend
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