Gemeinderat,
19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 70
Und, Herr Prof Kopietz, wenn Sie heute von angeblich neuen
Schulden gesprochen haben, die diese Bundesregierung gemacht hat, und dabei
ignoriert haben, dass diese Bundesregierung gerade in der Budgetpolitik eine
Trendwende herbeigeführt hat, wenn Sie von der an und für sich erfolgreichen
Arbeitsmarktpolitik der Regierung gesprochen haben und vergessen haben, dass
jeder zweite neue Arbeitslose ein Wiener Arbeitsloser ist und dass Wien das
Schlusslicht im Bereich der Arbeitsmarktpolitik ist, dass es knapp 70 000
Wiener Arbeitslose gibt, dann muss ich Ihnen sagen: Die Bundesregierung hat
schon ganz gut gearbeitet. Aber wenn Sie so wollen, ist ein einziger kleinerer
Betriebsunfall passiert: dass Sie nämlich in einer der letzten
Ministerratssitzungen durch diese Bundesregierung zum Professor ernannt worden
sind. Ich glaube, das war ein Fehler. Das muss man offen einbekennen. (Heiterkeit und Beifall bei der FPÖ.)
Und die Österreicherinnen und Österreicher werden es
sich daher gut überlegen, ob sie mit einer Stimme für die SPÖ in Wahrheit
Rot-Grün wählen und damit die Wende rückwärts herbeiführen. Die Wende
rückwärts, die, wie in Deutschland, wo sie zuletzt unterlegt war mit wirklich
unappetitlichen Anti-Amerikanismen (GR
Mag Christoph Chorherr: Wer war denn beim Saddam Hussein?), die, wie in
Deutschland, höhere Arbeitslosigkeit, einen Besorgnis erregenden Wirtschaftsabschwung
und ein explodierendes Budgetdefizit bringen wird. Die Wende rückwärts, die an
der Stelle der grundvernünftigen Integrationspolitik, die diese Bundesregierung
gemacht hat, das Ausländerwahlrecht für alle und die grenzenlose Zuwanderung
setzen wird. Die Wende rückwärts, und Frau Kollegin Pittermann hat ja das in
Wien bereits vorexerziert, die statt harter Strafen für die Drogendealer die
Freigabe weicher Drogen realisieren wird.
Und wenn daher der Herr Gusenbauer, offenbar bereits
in Wahlkampflaune und zu unserem grenzenlosen Erstaunen - nachzulesen in der
"Presse" vom letzten Wochenende -, verkündet hat, dass er im Unterschied
zur früher praktizierten Wirtschaftspolitik der SPÖ für stabile Staatsfinanzen
eintritt, dass er die Verwaltungsreform fortführen wird, dass er die Maastricht-Grenze
von 3 Prozent einhalten will und dass er die Schwarzarbeit bekämpfen will,
na dann frage ich mich: Wo war eigentlich die SPÖ in den letzten zweieinhalb
Jahren im Parlament und in der Unterstützung für die Regierungsarbeit der
Bundesregierung, als wir Schluss gemacht haben, mit der alten Politik des neuen
Schuldenmachens (GR Harry Kopietz: Mehr
Schulden, nicht weniger!), als
wir mit der Verwaltungsreform das größte Reformpaket in der Geschichte der
Zweiten Republik geschnürt haben (Beifall
bei der FPÖ.), als wir im vergangenen Jahr erstmals seit Jahrzehnten ein
Nulldefizit in dieser Republik verwirklicht haben (Beifall bei der FPÖ. - GR Christian Oxonitsch: Warum haben wir jetzt
die größten Schulden?), als wir, Herr Prof Kopietz, wahrhafte und wirkliche
Schritte zur Bekämpfung der Schwarzarbeit gesetzt haben (Beifall bei der FPÖ.), als wir, Kollege Kopietz, mit dem
Kindergeld einen sozialpolitischen Meilenstein gesetzt haben (Beifall bei der FPÖ. - GR Christian Oxonitsch:
Das die Arbeitnehmer bezahlt haben!) und als wir letztlich, meine Damen und
Herren, mit der Abfertigung für alle eine historische Leistung für die
Arbeitnehmer, die größte historische Leistung für die Arbeitnehmer dieser
Republik in den letzten 20 Jahren gesetzt haben? (Beifall bei der FPÖ.)
Ich bin daher zuversichtlich, dass am
24. November die FPÖ so stark aus diesen Wahlen hervorgehen wird, dass sie
ihre Reformpolitik fortsetzen kann (Beifall
bei der FPÖ.), möglicherweise in einer neuen Bundesregierung, aber
jedenfalls in der Verantwortung für dieses Land. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Sonja Wehsely.
Ich erteile es ihr.
GRin Mag Sonja Wehsely
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Hoher Gemeinderat! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Die Herren, die man heute hier von der ÖVP und der
FPÖ gehört hat, lassen den Schluss zu, dass es eigentlich ein ganz normales
Ende einer Legislaturperiode ist, wo man sich stellt, um wieder gewählt zu
werden. Tatsache ist - vielleicht haben Sie hier auch schon ein bisschen eine
Wahrnehmungsverzerrung -, dass dem nicht so ist, sondern dass sich diese
schwarz-blaue Bundesregierung, dieses gefährliche Experiment, das am
4. Februar 2000 begonnen hat, schlicht und ergreifend selbst in die Luft gesprengt
hat. (Beifall bei der SPÖ. - GR Heinz
Hufnagl: So ist es!)
Und ich danke allen Rednern von der ÖVP und der FPÖ
dafür, dass sie hier eines ganz klargestellt haben, allen Mitgliedern des
Gemeinderats, aber auch allen Wienerinnen und Wienern: dass es, wenn die ÖVP
und die FPÖ auch nur ein Mandat Überhang hat, also 93 Mandate, diese
schwarz-blaue Koalition weiter geben wird. Und das gilt es zu verhindern, im
Sinne unserer Stadt! (Beifall bei der SPÖ
und des GR Mag Christoph Chorherr, demonstrativer Beifall der GRe Kurth-Bodo
Blind und Günther Barnet.)
Sehr geehrte Herren von der ÖVP und FPÖ, weil es
haben ja nur Herren gesprochen, wie das oft so üblich ist bei diesen Parteien.
Sie können hier Autosuggestion betreiben solange Sie wollen und sich Dinge
einreden, die nicht der Wahrheit entsprechen. Tatsache ist, dass es den
Menschen in dieser Stadt schlechter geht, als es ihnen vor zweieinhalb Jahren gegangen
ist. Tatsache ist, dass Österreich und Wien bis 1999 wirtschaftlicher Vorreiter
war, im Vergleich in der Europäischen Union, dass wir ab dem Jahre 2000
Nachzügler geworden sind. (Beifall bei
der SPÖ.)
Tatsache ist weiter, dass Sie mit der Einführung der
Studiengebühren, der Ambulanzgebühren, der Besteuerung der Unfallrenten die
Schwächsten getroffen haben und dass all das auch die Unterschrift des Mannes
trägt, der die Freiheitliche Partei de facto weiter führt, nämlich die
Unterschrift von Jörg Haider unter dem Koalitionsabkommen. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir haben mehrere Bereiche, wo es die Menschen sehr stark
gemerkt haben, was sich in den letzten Jahren hier getan hat. Das waren die
Frauen ganz besonders,
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