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Gemeinderat, 19. Sitzung vom 26.09.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 15 von 70

 

es so ist, wie hier wieder behauptet wird, auch bereinigt werden.

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. - Somit ist die 4. Anfrage beantwortet.

 

Wir kommen nun zur 5. Anfrage (FSP/04078/2002/0002-KFP/GM), gerichtet von Frau GRin Mag Heidemarie Unterreiner an den amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft: Bei der Bestellung des neuen Direktors für das Wiener Historische Museum setzten Sie sich über den, nach einem Ausschreibungsverfahren und einem Hearing des Kuratoriums erstellten 3-er Vorschlag hinweg und wählten eigenmächtig den neuen Direktor. Wird dies in Zukunft die neue Vorgangsweise bei Neubestellungen sein?

 

Wieder in Vertretung: Herr Vizebürgermeister, bitte.

 

VBgm Dr Sepp Rieder: Frau Magistra!

 

Ich entnehme dem Lebenslauf des Dr Wolfgang Kos, dass er ein hervorragender vielfach ausgezeichneter Journalist, ein anerkannter Historiker und Kulturwissenschafter, ein mehrfach ausgewiesener Ausstellungsautor und Berater und Kulturvermittler ist, und teile daher die Einschätzung, die auch in der Öffentlichkeit von vielen Seiten geäußert worden ist, dass er nicht nur die gesetzlichen Voraussetzungen für die Bestellung als Geschäftsführer der Wiener Museen erfüllt, sondern dass er darüber hinaus wirklich eine hervorragende und ausgezeichnete Qualifikation ausweist.

 

Das Zweite ist: Die gesetzlichen Voraussetzungen wurden erfüllt, so wie das Gesetz es vorsieht. Da sehe ich also keinen wie immer gearteten Verstoß gegen die Rechtsvorschriften, und ich meine daher, dass ich durchaus davon ausgehen kann, dass Kollege Mailath-Pokorny auch in Zukunft bei allen Bestellungen den Weg einhalten wird, nämlich im Rahmen der jeweils unterschiedlichen gesetzlichen Bedingungen den bestgeeigneten Kandidaten für eine Funktion in diesem Bereich zu finden.

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Erste Zusatzfrage: Frau GRin Unterreiner.

 

GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vizebürgermeister!

 

Wie Sie ja selbst gerade sagten, ist Wolfgang Kos, der neue Direktor, ein ausgezeichneter Journalist, Historiker und Ausstellungsmacher, aber er ist kein Museumsfachmann, und auch die anderen Kandidaten, die vom Kuratorium gereiht wurden, sind keine ausgesprochenen Experten in der Führung von Museen. Das lässt einen Trend erkennen, und zwar den Trend, ein Museum nicht sosehr als wissenschaftliche Anstalt zu sehen, in dem die klassischen Aufgaben eines Museums, nämlich das Sammeln, Bewahren, Erschließen und auch die wissenschaftliche Aufbereitung der Inhalt oder der Schwerpunkt des Arbeitens sind, sondern ein Museum als Ausstellungsörtlichkeit zu nutzen.

 

Meine Frage an Sie ist jetzt: Werden Sie als Vizebürgermeister, der ja auch großes Interesse am Kulturleben der Stadt Wien hat, in Zukunft das Historische Museum im Auge behalten und nachschauen, ob es den klassischen Aufgaben eben des wissenschaftlichen Instituts gerecht wird oder ob diese - ich sage jetzt einmal - vordergründige Event-Kultur die Oberhand gewinnen wird?

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.

 

VBgm Dr Sepp Rieder: Frau Magistra!

 

Ich habe vorhin erwähnt, dass die Bestellung im Rahmen der gesetzlichen Bedingungen erfolgt ist, und ich habe dem Gesetz entnommen, dass die Funktion des Geschäftsführers in doppelter Hinsicht umschrieben wird, nämlich als Funktion eines Direktors und eines wissenschaftlich-künstlerischen Leiters, und ich denke, dass das einer modernen, nicht nur auf Österreich beschränkten Entwicklung der Art und Weise, wie Museen geführt werden, entspricht.

 

Die Tradition der Museumsführung war sicherlich eine andere, und hätte, wie Sie es angesprochen haben, bedingt, dass jemand als musealer Spezialist hier angestellt wird, während aber, wenn Sie sich das international anschauen, in der Entwicklung der Museen ein völlig neuer Trend, den Sie ja angesprochen haben, eingetreten ist. Ich denke, es hat schon einen Reiz, in einem Museum auch diese künstlerische oder auch - wenn Sie so wollen - Event-Dimension zu haben, sodass der Museumsbesuch nicht nur lehrreich, sondern auch spannend ist. Und ich glaube, dass die Bestellung diesem Anforderungsprofil voll entspricht.

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. - Die zweite Zusatzfrage: Frau Mag Ringler.

 

GRin Marie Ringler (Grüner Klub im Rathaus): Danke sehr. Um nicht in den Verdacht einer Ute Fabel zu kommen, muss ich Sie korrigieren: Meinen Magistertitel werde ich erst in zwei Monaten haben.

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer (unterbrechend): Entschuldigung, dass ich das unterstellt habe.

 

GRin Marie Ringler (fortsetzend): Abgesehen davon vielleicht eine grundsätzliche Bemerkung zu dieser Frage. Wie Sie wissen, unterstützen wir GRÜNEN Herrn Kos und glauben, dass das inhaltlich eine sehr, sehr richtige und gute Entscheidung war. Der Herr Stadtrat hat ja erfreulicherweise auch unsere Anregungen aufgenommen und es wurde eine Diskussion über die Neupositionierung des Historischen Museums in den letzten Monaten gestartet, an deren Endpunkt eine, wie ich meine, richtige Entscheidung für Wolfgang Kos gestanden ist.

 

Aber - und jetzt kommt mein Aber - natürlich muss sich der Herr Stadtrat und auch Sie, Herr Finanzstadtrat beziehungsweise Vizebürgermeister, die Frage gefallen lassen, wie es denn nun in Zukunft mit Ausschreibungen in dieser Stadt weitergehen soll. Denn Tatsache ist, dass der Herr Kulturstadtrat auf seine nicht ganz geschickte Art und Weise festgehalten hat, dass er sich an die Empfehlungen des Kuratoriums halten wird. Das hat er noch vor dem Sommer ausdrücklich gesagt, hat es jetzt aber nicht getan. Jetzt kann man das inhaltlich begründen. Tatsache ist aber, dass für Menschen in dieser Stadt nicht mehr klar ist, wie weiterhin mit Ausschreibungen umgegangen werden wird und in welche Richtung sich diese entwickeln werden.

 

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