Gemeinderat,
18. Sitzung vom 26.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 74
Sehr geehrte Damen und Herren, wir lehnen dieses
Geschäftsstück ab, weil die Wiener Drogenpolitik die Problematik verharmlost
und die Betroffenen verunsichert. (Beifall
bei der FPÖ. - GR Günter Kenesei: Ein Bierzelt ist Ihnen egal!)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster ist Herr GR Kurt Wagner zum Wort
gemeldet. - Bitte.
GR Kurt Wagner (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Herr
Vorsitzender! Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Ich möchte meine Ausführungen heute mit einem kleinen
Zitat beginnen, das da lautet: "Es gibt auf der Welt nicht viel Gutes, es
sei denn, man tut es."
Frau Kollegin von der Freiheitlichen Partei - ich
habe Ihnen das schon einmal bei einer Diskussionsdebatte mitgeteilt -, wenn Sie
schon Forderungen in den Raum stellen, bin ich bei Ihnen, Prävention, Alkoholmissbrauch
bei Jugendlichen, nur dann sollten Sie sich in Ihrer Gesamtpartei daran halten
und nicht wie im abgelaufenen Gemeinderatswahlkampf Freibier an Jugendliche ausschenken.
Da sind Sie dann für den Missbrauch mitverantwortlich! (Beifall bei der SPÖ. - GR Kurth-Bodo Blind: Und wie ist das mit dem
Leykam?)
Meine Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen, eines möchte ich hier namens meiner Fraktion
auch festhalten: Bei all den politischen Streitigkeiten, die Fraktionen
untereinander austragen sollen in diesem Haus - ich darf das persönlich sagen,
denn ich kenne die Kollegin Susi Jerusalem jetzt schon sehr lange -, halte ich
es für nicht vertretbar, in diesem Hause einer frei gewählten Mandatarin
vorzuwerfen, sie würde eine Kämpferin für den Drogenmissbrauch sein! Ich sage
das bewusst als Mitglied der Sozialdemokratischen Fraktion über eine Kollegin
der grünen Fraktion. Hören Sie mit solchen dummen Verdächtigungen bitte auf! (Beifall
bei der SPÖ und bei den GRÜNEN.)
Meine Damen und Herren! Sie haben in den Ausführungen
meiner beiden Vorrederinnen gesehen, wie unterschiedlich die Positionen hier
sein können. Der einen Partei, nämlich unseren Freunden von der grünen Fraktion,
arbeitet unser Drogenbeauftragter insgesamt zu viel, die macht sich Sorgen,
dass er das arbeitsmäßig nicht bewältigt, der anderen Partei, der freiheitlichen
Fraktion, arbeitet er naturgemäß viel zu wenig. Hier gilt ebenfalls der Grundsatz,
meine Damen und Herren, allen Menschen recht getan, ist wahrscheinlich eine
Kunst, die niemand kann.
Ich hätte schon an die Kollegin Pilz einen kleinen
Hinweis. Ich glaube, es wäre nicht notwendig gewesen, dass Sie sich die Akten
aus dem Jahr 1992 angeschaut hätten. Ich hätte einen persönlichen Rat für Sie:
Hätten Sie Herrn Dr David einfach selber angerufen. Das ist ein so ehrlicher
und integrer Mensch, dass er Ihnen das alles einwandfrei beantwortet hätte.
Damit wären Ihre Informationslücken auf einmal beseitigt gewesen. (Beifall bei der SPÖ. - GRin Dr Sigrid Pilz:
Schreiben Sie es doch in die Akten!)
Meine Damen und Herren, ich halte es für verwunderlich,
dass hier eine teilweise sehr merkwürdige Diskussion zu einem Akt stattfindet,
der eigentlich klar und eindeutig ist. Es geht um eine Persönlichkeit, die
sowohl in der Fachwelt als auch im politischen Bereich, von solchen, die
Drogenpolitik und Drogenprävention ernst nehmen, vor allem durch sein persönliches
und sein menschliches Engagement besonders angetan sind. Es geht hier nicht um
eine Neubestellung, liebe Kolleginnen und Kollegen, eines Generaldirektor-Stellvertreters,
zum Beispiel einer Pensionsversicherung, der extremste Vorstellungen in seiner
Gehaltsentwicklung hat. Da fragen Sie nicht, ob der überhaupt von der Zeit her
in der Lage ist, das alles zu leisten. Der darf sein Mandat im Nationalrat behalten
und soll Generaldirektor-Stellvertreter werden.
Ich darf Ihnen sagen, ich habe hier eine Aussendung,
eine Vorinformation der APA zur morgigen Ausgabe von "NEWS", in der
steht, dass es bereits einen Vertrag gibt, zumindest einen Vorentwurf eines
Vertrags für Herrn Gaugg. 10 000 EUR und unkündbar auf Lebenszeit. (Aufregung bei der SPÖ.) Meine Damen und
Herren, das ist die Personalpolitik und die Stellung der Freiheitlichen Partei!
Aber jetzt sage Ihnen noch etwas. Es kommt noch viel
ärger. Gestern fand die Generalversammlung der Pensionsversicherungsanstalt der
Angestellten statt und ich habe mir von Herrn GenDior Wetscherek erzählen
lassen, dass er zum Herrn Sozialminister beordert wurde. Das wird auch in
diesem "NEWS" zitiert.
In einer Aktennotiz desavouiert zum Beispiel auch
Herr Sozialminister Haupt die Chefin und Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer,
die stets auf einen Mandatsverzicht Gauggs bestanden hatte, massiv. Unter
Punkt 5 heißt es in Bezug auf die Doppelfunktion wörtlich: "Hinsichtlich
des Nationalratsmandats sieht er" - Haupt - "kein unüberbrückbares Problem,
zumal Bedienstete in gleich gelagerter Verwendung auch andere Tätigkeiten (zum
Beispiel Aufsichtsratsmandate) ausüben." - Liebe Kolleginnen und Kollegen,
das ist ein bisschen ein Unterschied. Ein Aufsichtsratmandat und gleichzeitig
Generaldirektor-Stellvertreter und Nationalratsabgeordneter, ich frage mich,
wieso der Gaugg das eigentlich braucht. Bei Ihrer Einkommensregelung mit
66 000 S kommt er sowohl mit der einen als auch mit der zweiten
Funktion bereits darüber. Völlig unnötig.
Aber was wirklich das Verwerfliche ist, ist, einen Generaldirektor
eines so großen Unternehmens in das Ministerbüro zu zitieren. Gauggs Chef in
der PVA wurde von Haupt - wieder aus "News"
- am Morgen des 29. Mai ins Büro des Sozialministers zitiert und vom
Ressortchef persönlich mit einem halben Dutzend Wünschen in Sachen
Gaugg-Vertrag konfrontiert. Haupts zentrale Forderungen, so die geheime
Aktennotiz wörtlich: "Herr Gaugg ist per 1. Juni 2002 in den Dienst
zu stellen und bei der Gebietskrankenkasse anzumelden." - "Ebenso
geht er" - Haupt - "davon aus, dass mit Gaugg ein Sondervertrag in
Aussicht genommen wird, der den herkömmlichen Sonderverträgen entspricht."
Meine Damen und Herren, eines ist mir neu in der
Privatwirtschaft. Bei der erstmaligen Bestellung - sei es
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