Gemeinderat,
18. Sitzung vom 26.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 74
falsche Weg.
Meine Damen und Herren! Zu den hausgemachten
Ursachen: Kann es nicht doch unsere Wiener Investitionsquote sein? Kann es
nicht doch unser Rückstand bei den Technologiezentren sein? Können es nicht
auch andere hausgemachte Ursachen sein wie etwa die Wiener Wirtschaftsförderung?
Meine Damen und Herren! Ich nehme an, dass die Redner
der Sozialdemokratie zu diesem Tagesordnungspunkt auch die Investitionen der
Stadt hervorheben werden, die Investitionen der Stadt etwa im Kanalbau, weil es
ja diesen Tagesordnungspunkt betrifft. Da möchte ich Ihnen, meine Damen und
Herren, schon auch noch einmal die Zahlen des Rechnungsabschlusses in Erinnerung
rufen. (GR Mag Thomas Reindl: Da hast du
schon gestern und vorgestern Zeit dazu gehabt!) Da haben wir ja gesehen,
dass 2001 alle Investitionszahlen in Wien gegenüber 2000 eingebrochen sind. Es
ist die Wohnbauförderung gekürzt worden, die Gebäudeinvestitionen, die Bäder,
die Kanäle, die Betriebsausstattung. Die Investitionsquote ist dadurch von 17
auf 13 Prozent abgerutscht.
Meine Damen und Herren! Wir haben gerade im Vorjahr
diese Rezession in Wien gehabt, gerade im Vorjahr sind diese Investitionen der
Stadt eingebrochen, und genau im Vorjahr war auch die Wirtschaft der Stadt in
der Rezession. Auch heuer wird sich nach den Zahlen des Voranschlags dieser
Einbruch bei den Investitionen fortsetzen, auch heuer gehen die
nachfragewirksamen Ausgaben um 1 Milliarde S zurück.
Meine Damen und Herren! Wenn man sich das vor Augen
hält - der Herr Planungsstadtrat hat das ja auch gesagt, er hat heute in der
Fragestunde auf den Beschäftigungseffekt dieser Investitionen hingewiesen -,
kann man leicht ermessen, wie sich diese Kürzung bei den Investitionen der
Stadt natürlich auch auf die Beschäftigung in der Wiener Wirtschaft auswirkt.
Meine Damen und Herren! Ich habe festgestellt, auch
heuer, im Jahr 2002, sinken die Investitionen der Stadt. Wenn man gewisse
Doppelbudgetierungen - Sie kennen das alle; der Investitionszuschuss an den
Krankenanstaltenverbund etwa ist doppelt budgetiert - bereinigt, dann sinken
die Investitionen ab, und wenn wir es schaffen, durch neue Maßnahmen, die nicht
im Budget vorgesehen sind, wenn wir es schaffen, durch neue Maßnahmen, die
nicht veranschlagt sind, unser Investitionsvolumen heuer auf dem gleichen
Niveau zu halten, dann müssen wir schon sehr stolz sein. Wenn wir es schaffen,
ein weiteres Absinken der Investitionen zu verhindern, dann müssen wir schon
sehr froh sein.
Das hat in der Fragestunde auch der Planungsstadtrat,
dem ich sehr genau zugehört habe, zu diesem Thema ganz ausdrücklich gesagt. Er
hat gemeint: Ich möchte darauf hinweisen, dass die Stadt ihr Investitionsniveau
halten kann. Und ich füge hinzu: Wir müssen froh sein, wenn wir dieses Niveau
halten können. Es ist daher von einem Rekordinvestitionsbudget, von dem auch
Herr Klubobmann Oxonitsch etwa in der Generaldebatte immer wieder gesprochen
hat, überhaupt nicht die Rede, es kann überhaupt nicht die Rede sein.
Meine Damen und Herren! Ich meine, dass auch der
Zeitpunkt ein sehr später ist, heute hier in Pressediensten und auch in
Schwerpunktdebatten dieses Konjunkturpaket vorzulegen. Sie wissen ja - wir
hatten diese Diskussion -, die Bundesregierung hat vor einem halben Jahr ein
solches Konjunkturpaket vorgelegt. (GR
Johann Driemer: Das sind 19 Seiten beschriebenes Papier ohne jeden
Effekt!) Jetzt, ein halbes Jahr später, mit einer Verspätung von einem
halben Jahr kommt die Stadtregierung und legt ein so genanntes Konjunkturpaket
vor. Die Bundesregierung hat schon vor einem halben Jahr beschlossen,
12 Milliarden S zusätzlich an Investitionen zu mobilisieren (GR Mag Thomas Reindl: Aber leider nicht in
Wien!), 7 Milliarden für die Infrastruktur, 1 Hochbaumilliarde,
2 Milliarden zieht die Bundesimmo-biliengesellschaft vor (GR Mag Thomas Reindl: Wie viel fließt nach Wien
von diesen 12 Milliarden?), und es gibt vor allem auch steuerliche
Anreize für private Investoren. (GR Mag
Thomas Reindl: Welche?)
Herr Kollege Reindl, es wird auch die Bundeshauptstadt
von diesem Investitionsprogramm der Bundesregierung ganz besonders profitieren (GR Mag Thomas Reindl: Zum Beispiel?),
weil etwa in diesen Konjunkturprogramm auch die Sanierung von
50 Baudenkmälern - nur als kleines Beispiel - in Wien vorgesehen ist, etwa
für die Votivkirche. (GR Mag Thomas
Reindl: Da werden zwei Steinmetze beschäftigt! Super!) Es wird dieses
Programm der Regierung daher auch ganz besonders die Bauwirtschaft bei uns in
Wien stützen. (Beifall bei der FPÖ. - GR
Johann Driemer: Das glaubst du ja selber nicht!)
Meine Damen und Herren! Ich möchte als hausgemachte
Ursache der Vollständigkeit halber die Reform, die so genannte Reform der
Wiener Wirtschaftsförderung zum 1. Jänner des heurigen Jahres, in Erinnerung
rufen. Da hat Frau Kollegin Rothauer in der Generaldebatte schon darauf
hingewiesen, dass dem Wirtschaftsförderungsfonds ja nur ein Darlehen gewährt
worden ist, ein Darlehen, das der Fonds an die Stadt zurückzahlen muss, und der
Wirtschaftsförderungsfonds wird dieses Darlehen nur zurückzahlen können, wenn
er eben weniger Geld an Firmen auszahlt. Er musste daher seine
Förderungsaktionen mit 1. Jänner des heurigen Jahres ganz massiv
einschränken. Frau Kollegin Rothauer hat das Wort geprägt: Auf die
Gießkannenförderung folgt jetzt die Nadelstichförderung.
Ich erwähne das deswegen, meine Damen und Herren, weil
dieser Einschnitt per 1. Jänner stattgefunden hat und genau zur
Jahreswende war die Wiener Wirtschaft in der Rezession. Das wäre der richtige
Zeitpunkt gewesen, so wie die Bundesregierung vor einem halben Jahr hier etwas
Positives zu tun. Aber damals haben Sie mitten in der Rezession gekürzt, Sie
haben die Unternehmungsgründungsaktion abgeschafft, die Innovationsförderung
abgeschafft, Telematik und C-Tech ist ausgelaufen, Sie haben die
Strukturverbesserungsaktion halbiert, die Nahversorgungsaktion gedrittelt. Das
war mitten in der Rezession, per 1. Jänner, am Tiefpunkt der Konjunktur.
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