Gemeinderat,
18. Sitzung vom 26.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 74
landen. (GR Mag Hilmar Kabas: ... mit dem Taxi genauso! -
Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Die angesprochene Studie
zeigt da einige wichtige Versäumnisse auf: fehlende Sichtbarkeit, fehlende Verankerung,
fehlende klare Profilierung; und sie stellt fest, dass das Historische Museum nicht für
das 21. Jahrhundert gerüstet ist. Damit kann man eines ganz klar
festhalten: Es gibt einen massiven Handlungsbedarf.
Ohne die GRÜNEN wäre
allerdings in dieser Diskussion in den letzten Monaten wahrscheinlich wenig passiert.
Es hat unser Drängen gebraucht, dass es eine Enquete zu dem Thema und
öffentliche Diskussionen gegeben hat. Gestern haben wir ein Paket von sechs
Anträgen zur Neupositionierung des Museums eingebracht. Zum Beispiel im Bereich
der Personalhoheit gibt es dort ein eklatantes Problem. Das ist ungefähr so,
wie wenn man jemandem Betonpatscherln an die Füße bindet, ihn in die Donau wirft
und dann hofft, dass er schwimmt. Das kann es ja wohl nicht gewesen sein. Und
was passiert? - Die SPÖ lehnt in trauter Zweisamkeit mit der FPÖ die Anträge
ab. So viel "Reformwillen" hat die SPÖ gezeigt!
Das ist, gelinde gesagt, ein
bisschen patschert, weil wir ja - woran ich Sie kurz erinnern darf - schon vor
einigen Wochen und auch heute einen Fall gehabt haben, an dem sich gezeigt hat,
dass man hin und wieder vielleicht doch auf die Opposition hören sollte,
nämlich den Fall des "kosmos.frauenraum". Da haben Peter Marboe und
ich schon im Ausschuss gesagt: Liebe SPÖ, so geht das nicht, Sie können nicht
in dieser Weise vorgehen! (GRin Renate Winklbauer: Da sind wir schon selber
draufgekommen, da brauchen wir Sie nicht ...!) - Heute reparieren wir Gott
sei Dank diesen eklatanten Fehler, aber Sie haben Wochen gebraucht, um
festzustellen, dass das, was Sie da vorhatten, erpresserisch war, dass es
rechtswidrig war und dass die Vorgangsweise Menschen verachtend war.
Wir freuen uns über den Erfolg, dass Sie das heute
reparieren werden. Aber ich schlage Ihnen dringend vor, öfters auf die
Opposition zu hören, sich den "kosmos.frauenraum" mit all den Fehlen,
die Sie da gemacht haben, als Beispiel zu nehmen und davon zu lernen, auch
hinsichtlich der Vorschläge, die wir zu machen haben, zur Neupositionierung des
Museums als Schnittstelle zwischen den BewohnerInnen dieser Stadt und einem
Museum ihrer Geschichte, als Resonanzraum für die Stadt, als Ort der Auseinandersetzung.
Nehmen Sie sich also die Lehren aus dem "kosmos.frauenraum" zum
Beispiel und wecken Sie das Dornröschen endlich auf!
Das ist etwas, was die SPÖ heute nicht getan hat und
was sie gestern nicht getan hat. Ich muss sagen, ich bin sehr betrübt und
einigermaßen besorgt darüber, dass es hier offensichtlich gar keinen Wunsch
gibt, die politische Verantwortung entsprechend wahrzunehmen, aus Fehlern zu
lernen und in die Zukunft zu schauen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächster ist Herr StR Dr Marboe zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm.
StR Dr Peter Marboe:
Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Wir Bürgerliche sind, was diese reflexartigen Einordnungen
in Links und Rechts und so weiter betrifft, ziemlich gelassen. Wir schauen uns
an, ob etwas gescheit, ob etwas gut ist, und je nachdem agieren wir dann. Von
unserem Weltbild her sind wir immer misstrauisch, wenn es ums rein
Zeitgeistige, ums Flüchtige geht.
Ich bin deshalb ganz froh, dass es diese Stunde gibt,
und bin eigentlich auch beiden Vorrednern dankbar, weil sie ziemlich klare
Positionen dargestellt haben. Wir werden übrigens, Frau Kollegin Ringler, all
Ihren Anträgen zustimmen, weil wir sie für klug, für vernünftig und für
zielführend halten. Ich glaube wirklich, dass, wenn man als Sozialdemokratische
Partei die Größe gehabt hätte, nicht sich einmal mehr der Meinung der Freiheitlichen
anzuschließen, sondern vernünftig die Anträge zu lesen, mehr fürs Museum
herausgekommen wäre, als mit Ihrem permanenten, reflexartigen Nein, meine Damen
und Herren!
Seit der Gemeinderat hier vor rund eineinhalb Jahren
den Beschluss zur Ausgliederung gefasst hat - und es war ein guter Tag für Wien
-, ist es eigentlich mit der ganzen Geschichte bergab gegangen. Ich kann das
auch dokumentieren. Was ist denn passiert? - Die Ausgliederung wurde unter
anderem nicht nur wegen der organisatorischen Verbesserungen gemacht, die
dadurch möglich sind, sondern auch, um der formal durchaus möglichen,
permanenten Einmischerei der Politik in das Ausstellungsprogramm der Museen der
Stadt Wien und vor allem des Historischen Museums einen Riegel vorzuschieben.
Wer mir diesen Satz übel nimmt, soll Herrn Dior Düriegl
fragen! (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Wer hat sich denn bisher
eingemischt in die Ausstellungen?) Herr Düriegl ist bereit, die Liste zu
zeigen. Er nennt das sehr vornehm die Ausstellungen, die vorher, vor der Koalitionszeit,
verlangt wurden. Ich darf dich und alle anderen, die das wissen wollen, bitten,
sich dort zu erkundigen. - Dem ist jetzt durch die Unabhängigkeit ein Riegel vorgeschoben,
und das ist gut so.
Dann kam in meinen Augen der erste große Fehler. Die
einzige Veränderung zwischen Gemeinderatsbeschluss und Landesgesetz war, die
Frist auf 31. März zu verkürzen. Das ist organisatorisch ein Fehler, weil
damit die Zeit zur Findung eines kompetenten Nachfolgers - in meinen Augen
total unseriös - verkürzt wird. Es ist ja immer noch die Prozedur im Laufen.
Das heißt, frühestens im Herbst kann man überhaupt schauen, ob man jemanden
findet. Na, da wünsche ich viel Glück, wenn man europaweit den geeignetsten
Nachfolger oder die geeignetste Nachfolgerin für Herrn Dior Düriegl finden
will! In keinem Land der Welt sind so kurze Fristen üblich. Aber sei's drum,
das ist nun einmal passiert, und ich bin gespannt, was herauskommt.
Die Demontage des Dior Düriegl und auch seines Teams ist
einfach menschlich schäbig. Permanent zu sagen, wie sehr dieses Museum im
Schleudern ist - auch in dem Bericht steht das zu lesen, was ich genauso
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