Gemeinderat,
17. Sitzung vom 25.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 115
saniert. Jetzt könnte man sagen: Schön. Mittlerweile sind
das Vorsorgewohnungen für Leute, die aus dem Geschäftsleben bekannt sind,
geworden. Das tut aber da nichts zur Sache.
Jetzt kann ich annehmen, dass entweder "Wiener
Wohnen" von "Freude am Wohnen" beim Preis über den Tisch gezogen
wurde, wenn ich mir dann anschaue, wie das ausgegangen ist, oder aber die
letztgenannten Käufer. Das glaube ich aber nicht, dass sich die über den Tisch
haben ziehen lassen, weil das private Wirtschaftsexperten sind. Also muss ich annehmen,
dass Wiener Wohnen hier ein Gebäude zu billig verkauft hat.
Der Gewinn von "Freude am Wohnen" innerhalb
sehr kurzer Zeit, nämlich innerhalb von drei Monaten, war beachtlich. Innerhalb
von drei Monaten hat "Freude am Wohnen" dieses Haus weiter verkauft
mit einem Gewinn, mit einem Plus von 190 000 EUR. Schön, haben sie
ein Geschäft gemacht, das ist nichts Unsittliches, aber wieso verkauft
"Wiener Wohnen" so billig? Wieso verkauft "Wiener Wohnen"
Eigentum der Wiener und Wienerinnen so billig an jemanden, der aus den
Problemhauslisten und Spekulationshauslisten bekannt ist, die nicht von der
Opposition gemacht werden, sondern von der Mobilen Gebietsbetreuung? Warum wird
so jemandem ein Haus verkauft, wo ich von vornherein annehmen kann, der wird
das nicht tun, was ich ihm sage? Und das hat er auch nicht getan. Ich würde zumindest
empfehlen, dass man "Freude am Wohnen" in Zukunft nichts verkauft.
In dem Fall möchte ich noch kurz sagen, warum die in
den Listen der Mobilen Gebietsbetreuung stehen, weil sonst heißt es, vielleicht
war es nur eine Kleinigkeit.
Andere Häuser stehen drinnen mit "Desolater, verwahrloster
Zustand", "Starke Verwahrlosung des Hauses", "Fast alle
Mieter wurden abgesiedelt", "Erhaltungsarbeiten werden nicht
durchgeführt". Das sag' alles nicht ich, das sagen alles Organisationen,
das sagt alles die Mobile Gebietsbetreuung mit Wissen des politisch zuständigen
Stadtrats.
Das heißt im Ergebnis, wir haben verkauft, die Stadt
Wien hat verkauft, zu billig sage ich einmal, verschleudert, 200 000 EUR
mehr wären offensichtlich locker zu gewinnen gewesen. Es hat drei Monate für
die Firma gedauert, das zu verdienen. 200 000 EUR verschenkt. Jetzt
kann man sagen: Bei einmal, mein Gott, sind es 200 000 EUR. Wir reden
aber über eine Serie von Häusern und müssen natürlich befürchten, dass noch
sehr, sehr viel mehr verkauft wird. Wenn wir bei jedem einzelnen Haus
200 000 EUR liegen lassen, wird das ein Milllionen-Euro-Schaden. Den
wollen die GRÜNEN auf jeden Fall verhindern.
Ich komme schon zum Fall 2, es wird leider nicht
besser: 17. Bezirk, Hernalser Hauptstraße 184. Die Stadt Wien
verkauft an die SFI, keine böse Firma, nichts, kein Problem. Die verkaufen
sofort wieder weiter. 10 Monate später ist es im Besitz von BEDFORD, Gewinn
dieser Firma, die natürlich in der Zeit mit dem Objekt nichts gemacht hat:
215 000 EUR. Wieder hat es nicht einmal ein Jahr gebraucht:
215 000 EUR. Wenn Sie es in Prozenten wissen wollen: Ursprünglich
gekauft um 350 000 EUR und dann 210, 215 000 EUR darauf
gelegt. Wieder viel zu billig verkauft, schon wieder verschenkt. Jetzt ist es
in Händen von BEDFORD und die sind schon wieder in den Problemhauslisten der
Mobilen Gebietsbetreuung. Das heißt, wieder verkauft worden, nicht geschaut,
was müssen die machen, die dürfen es einfach weiterverkaufen, 10 Monate
später wieder in Händen von amtsbekannten Spekulanten in dieser Stadt.
Das ist das zweite Objekt gewesen, das jetzt dank
"Wiener Wohnen", dank einem dilettantischen Verkauf, zu billig in den
Händen von Spekulanten gelandet ist.
Ein dritter Fall: Praterstraße 10,
2. Bezirk. Da wird es noch besser. Käufer Lenikus, in der Problemhausliste
natürlich bekannt. "Wiener Wohnen" weiß, wem sie das verkaufen,
verkauft es trotzdem. Warum steht der in der Problemhausliste?
Mieterabsiedlung. Und was macht er jetzt in dem Haus, das er gekauft hat?
Mieterabsiedlung! Die GRÜNEN haben an alle Bewohner und das Geschäftslokal in
dem Haus Briefe geschickt und siehe da, nahezu alle haben sich beschwert und
haben gesagt: Genau das passiert jetzt mit ihnen. Der Eigentümer verlangt
wesentlich höhere Mieten. Jetzt könnte man sagen, Moment, was hat "Wiener
Wohnen" da angestellt? Wieso kann man da höhere Mieten verlangen? Es wird
auch jemand von der SPÖ herauskommen und uns erzählen: Nein, wir haben den Mietern
gesagt, es kann euch nichts passieren, die Mietverträge bleiben alle aufrecht,
wir werden euch schon helfen, und falls es euch trotzdem nicht mehr gefällt,
weil euch vielleicht so ein Spekulant aus dem Haus raus treibt, wie er das ja
auch schon in anderen Fällen gemacht hat, dann dürft ihr in eine andere Gemeindewohnung
umziehen, die ungefähr gleich groß ist, ungefähr gleich viel kostet und
ungefähr in der gleichen Gegend ist. Und falls jemand in einen anderen
Gemeindebau übersiedeln möchte, muss der neue Eigentümer sogar eine Nachzahlung
leisten, in etwa 200 bis 220 EUR für den Quadratmeter. Nur, während der
Mieter, die Mieterin dieses Umzugsrecht im Gemeindebau mehr oder weniger
lebenslänglich zugesichert bekommt, liegt mir ein Kaufvertrag vor, wo die Verpflichtung,
diese 200 bis 220 EUR pro Quadratmeter nachzuzahlen, für den neuen
Eigentümer ein Jahr lang gilt! Das heißt, ich bin der neue Eigentümer und ich
hau' die Leute halt nach 13 Monaten raus beziehungsweise ich decke das
Dach ab - so steht es auch in der Spekulationshausliste, solchen Leuten werden
die Häuser verkauft - und warte, bis die Leute ausziehen beziehungsweise helfe
ein bisschen nach und sag': Du kriegst eh eine Gemeindewohnung, also übersiedel
einfach! "Wiener Wohnen" kriegt natürlich diese Nachzahlung dann
nicht, denn sobald die 12 Monate vorbei sind - zumindest in dem
Kaufvertrag, der mir vorliegt -, ist diese Nachzahlung nicht mehr zu leisten.
In der Praterstraße 10 geht’s nicht nur um ein paar
Mieter, und es beißt sich Lenikus dort ein bisschen auf die Zähne, weil er das
Pech hat, dass dort Mieter drin sind, die sich nicht so leicht raushauen
lassen. Diese
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