Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 137 von 145
trotzdem noch zwei Wohngemeinschaften einzurichten. Ich weiß
zwar nicht genau, woher das Geld gekommen ist, auch die Beamten konnte mir das
nicht sagen. Das ist vielleicht der Ausdruck einer absoluten Mehrheit, die da
besagt: Wenn wir wollen, können wir das alleine. Wir brauchen nämlich keine
Zusammenarbeit. Sei's wie's sei. Natürlich freuen wir uns, dass hier noch
Initiativen gesetzt werden, auch im Alleingang, besser als nichts. (Zwischenbemerkung der Berichterstatterin
GRin Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch vom Berichterstatterplatz aus.) Ja,
wir haben uns genau erkundigt, es war nichts zu finden. (Neuerliche Zwischenbemerkung der Berichterstatterin GRin Dr Elisabeth
Neck-Schaukowitsch.) Ja, versteckt komischerweise. Na gut. - Es gab eine Arbeitsgruppe. Warum im
Alleingang ist nicht ganz einzusehen.
Trotzdem möchte ich einen Antrag einbringen, der da
lautet:
"Das Programm zur Errichtung der restlichen 1993
beschlossenen Wohngemeinschaften soll fortgesetzt werden. Dazu ist im Budget
2003 und in den Folgejahren bis zur Errichtung der beschlossenen Anzahl von
betreuten Wohngemeinschaften auf der Haushaltsstelle 4240 Vorsorge zu
treffen."
Wir beantragen eine Zuweisung.
Nämlich bei der demographischen Entwicklung der
Gesellschaft zu einer so genannten grauen Gesellschaft ist wohl gerade auf
diesem Gebiet vermehrte Vorsorge wichtig. Es ist eine hervorragende
Wohnmöglichkeit für Menschen, die in Geriatriezentren eine Besserung ihrer
Krankheit oder ihrer Behinderung erfahren, die aber keine Wohnung mehr haben
und auf diese Art und Weise doch in selbst bestimmterer Form ihren Lebensabend
noch genießen können. Ich weiß selbstverständlich, dass auch in unseren
Pensionistenwohnhäusern mittlerweile immer mehr Pflegewohnungen eingerichtet
werden und auch hier der Austausch angeblich sehr gut funktioniert. Trotzdem
gibt es noch viel zu viele Menschen, die in unwürdigen Verhältnissen leben, zur
Pflege untergebracht sind und deren ganzer Bereich sich auf ein Bett
konzentriert.
Ich muss schon sagen, es ist nahezu zynisch, dann
immer davon zu sprechen: ein Altern in Würde. Und dann werden Sparmaßnahmen
ergriffen, um das Ganze möglichst wieder zum Scheitern zu bringen und alles, was
in die Luft geblasen wird in dieser Hinsicht, zu Schall und Rauch werden zu
lassen.
Ich würde nur sagen: Aus ganz persönlichen Gründen
lassen Sie mich nicht im Stich. Ich bin bereits in einem Alter, dass ich in
zehn Jahren damit rechnen kann vielleicht. Und ich sage Ihnen ehrlich: Ins
Geriatriezentrum Am Wienerwald werde ich niemals gehen. Ob ich mir allerdings
als frei schaffende Künstlerin eine Seniorenresidenz leisten kann, ist sehr
fraglich.
Aber im Ernst: Es waren mindestens 30 Wohnungen
geplant und bei der Hälfte wird das Projekt sang- und klanglos eingeschläfert.
Und das ausgerechnet in einer Zeit, in der eine Gesellschaft ein hohes Alter
erreicht, was natürlich einen vermehrten Pflegebedarf für viele Menschen
bringen wird, bei dem die Stadt Wien vermehrt gefordert ist.
Daher haben wir diesen Antrag eingebracht und hoffen
auf eine gute Zusammenarbeit. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Lakatha. - Bitte
schön.
GRin Ingrid Lakatha
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Stadträtin! Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin!
Frau Stadträtin, sind Sie sich eigentlich dessen
bewusst, wie unhöflich das ist, dass Sie, wenn Redner oder Rednerinnen von der
Opposition am Wort sind, immer hinter der letzten Reihe verschwinden? (Beifall bei der ÖVP, bei der FPÖ und bei
den GRÜNEN.) Ich meine, es ist doch offensichtlich, dass Sie Beratungen
hinten führen, obwohl es jederzeit möglich ist, Ihre Beamten, auch zu
Tageszeiten, wenn wir nicht sprechen, zu sich zu bitten. Es ist ein
ausgesprochener Akt der Unhöflichkeit.
Zur Gesundheit. Die ÖVP tritt für ein gutes
Gesundheitssystem ein, vor allem für die Vorsorge und dann erst fürs Heilen.
Vorsorge - in Kurzfassung - bedeutet vom Baby bis zum hohen Alter. Ich hoffe,
dass Sie mir dankbar sind, dass ich Ihnen jetzt nicht alles aufzähle, das mache
ich ein anderes Mal.
Von ganz großer Bedeutung für die Gesundheit ist vor
allem der Wohnstandort. Sozialmedizinerin Dr Rieder hat nachgewiesen, dass in
Wien eine höhere Erkrankungs- und eine höhere Sterblichkeitsrate als in den
Bundesländern vorliegt. Weiters sind die Herz-Kreislauf-Sterblichkeiten in Wien
um ein Drittel höher. Auffallend ist, dass in den Bezirken 10, 11, 12, 20 und
21 Krebserkrankungen überrepräsentiert und in den Bezirken 11, 15 und 20 die
Kreislauferkrankungen höher sind als in anderen Teilen Wiens. Früher hätte man
gesagt, das sind die Arbeiterbezirke. Jetzt würde ich sagen, das sind Bezirke,
wo die Bevölkerung ein niederes Einkommen hat.
Es ist gut, dass es solche Untersuchungen gibt, aber
es muss auch von Ihnen, Frau Stadträtin, diesbezüglich etwas unternommen
werden. Das heißt, es ist mehr auf Vorsorge in diesen Bezirken Wert zu legen.
Wien hat eine ausgezeichnete Versorgung an Ärzten und
Spitälern. Ich wiederhole daher die Volksparteiforderung: Die Einschränkung der
Spitalsambulanz, Verbesserung für niedergelassene Ärzte, enge Kooperation
zwischen Krankenhäusern und den niedergelassenen Ärzten und eine echte Vernetzung
der Spitäler in Wien. Durch die Vernetzung ergeben sich enorme
Kostenersparnisse, indem Zwei- oder auch Dreifach-Befundungen entfallen. Auf
Grund der ärztlichen Versorgung in Wien ist es absolut möglich, dass die
niedergelassenen Ärzte ein wesentlich breiteres Aufgabenfeld erhalten, was zu
einer Kostenersparnis führt.
Im Rechnungsabschluss zeigt sich zum Beispiel, dass
durch die Auslagerung der Impfungen in den niedergelassenen Bereich
5 Millionen weniger ausgegeben wurden.
Unter Kostenersparnis verstehe ich allerdings nicht, eine
renommierte Klinik zu zerstückeln oder zu teilen. Es ist sicher kein Geheimnis,
dass ich über die Semmel-
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