Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 128 von 145
Maßnahmen zu präsentieren wären, mit welchen die
Gleichstellungen hinsichtlich der Sozialleistungen für alle BürgerInnen dieser
Stadt, unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft, garantiert werden.
Ich beantrage die sofortige Abstimmung dieses Antrags.
- Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Danke. -
Als Nächster ist Herr GR Dr Hahn zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Dr Johannes Hahn
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin!
Eines meiner Lebensmottos ist: Was 's wiegt, das hat
's. In diesem Sinne stehe ich nicht an, den Verantwortlichen von der
betriebswirtschaftlichen Seite für die geleistete Arbeit zu danken. Soweit das
zu verfolgen war, ist das Rechenwerk korrekt.
Mein Dank gilt aber auch all den Mitarbeitern in den
Spitälern und Pflegeheimen für die geleistete Arbeit, insbesondere jenen, die
den kranken und pflegedürftigen Menschen geholfen haben, aber auch all jenen,
die im Hintergrund dafür Sorge getragen haben und ihren Beitrag geleistet
haben, dass das möglich wurde. (Beifall
bei der ÖVP.)
Was aber dem Rechnungsabschluss - wie im Übrigen
allen Enunziationen der zuständigen Stadträtin, ob schriftlich oder mündlich -
fehlt, ist eine gesundheitspolitische Perspektive, ist der notwendige Spagat zwischen
dem Behalten von Bewährtem und dem notwendigen Erneuern auf Grund geänderter
Bedürfnisse. Frau Stadträtin! Verwalten ist zu wenig. Sie sind gefordert, zu gestalten.
Ich habe mir heute schon den ganzen Tagen stundenlang
und nicht nur bei dieser Debatte anhören müssen, wie konservativ, wie rechts
und ich weiß nicht was die Bundesregierung ist. Also ehrlich gesagt: Ich kenne
nichts Strukturkonservativeres als die Wiener Stadtregierung, die Wiener
Gemeindeverwaltung. Und im Gesundheitswesen ist das ja besonders deutlich sichtbar. (Beifall bei der ÖVP.)
Frau Stadträtin! In Zeiten, wo die Grenzen der Verfügbarkeit
öffentlicher Mittel erreicht sind, offenbaren Sie Ihre grenzenlose Ratlosigkeit
immer wieder durch das Hinausschieben etwa der Vorlage eines Wiener Krankenanstaltenplans,
eines Wiener Pflegeheimplans. Seit Jahren warten wir auf ein modernes,
zeitgemäßes Pflegeheimgesetz. Desgleichen warten wir, glaube ich, jetzt schon
zwei oder drei Jahre auf ein auf die aktuellen Bedürfnisse abstellendes
Rettungs- und Krankenbeförderungsgesetz.
Sie wissen auch, dass wir im Prinzip zu viele Akutbetten
haben. Wir haben vor allen Dingen dann zu viele Akutbetten, wenn es endlich,
was menschlich, medizinisch und auch volkswirtschaftlich gesehen geradezu eine
Win-Win-Situation wäre, wo also alle Beteiligten etwas davon hätten, mehr
tagesklinische Angebote, vorzugsweise in dezentralen Strukturen, gäbe. Stattdessen
dilettieren Sie in einer geradezu sensationellen Weise, wie am Beispiel
Semmelweisklinik erkennbar. Frau Kollegin Pilz hat das ja schon ausführlich
dargelegt. Sie dilettieren, was die Existenz der Semmelweisklinik per se anbelangt.
Also entweder, Sie bekennen sich zu der Existenz der Semmelweisklinik, dann
müssen Sie anders handeln und agieren, oder Sie bringen den Mut auf und
bekennen sich zu dem, was in der einen oder anderen Stellungnahme bei Ihnen ja
durchklingt und wovon Sie offensichtlich fachlich auch überzeugt sind.
Aber Sie dilettieren auch bei der Bestellung des Departmentleiters.
Frau Pilz hat es ja schon angesprochen. Also ich höre, dass es ein
Spitalshearing gegeben hat, wo der Herr Kandidat Adam in der drittgereihten
Gruppe aufgeschienen ist oder aufscheint, obwohl der zuständige Referent, sein
künftiger, jetzt sage ich schon künftiger Abteilungsleiter, der selbst dem
Spital angehört, nämlich der Prof Grünberger als Referent, ihn als den Bestqualifizierten
betrachtet. Also es soll offensichtlich in die Richtung Adam laufen, aber alle,
die sozusagen fachlich damit konfrontiert sind, kommen zu anderen Ergebnissen.
Also wir werden ja sehr gespannt sein, was bei der Sache herauskommt. Insgesamt
ist es für die Semmelweisklinik, für die dort Arbeitenden und auch für die gegenwärtigen
und zukünftigen Patienten alles andere als angenehm, wie hier der Status
gegenwärtig ist.
Aber, Frau Stadträtin, was der Bezirk, was Währing
braucht, was aber nicht nur Währung braucht, sondern jeder Bezirk, sind
dezentral angebotene medizinische Nahversorgungseinrichtungen, die in der Tat
auf die Bedürfnisse der kurzen Wege abstellen, medizinische Nahversorgungseinrichtungen
eben vorzugsweise mit tagesklinischen Angeboten im Bereich der Rehabilitation
nach Schlaganfällen, aber auch nach Unfällen, im Bereich der Onkologie,
Chemotherapie, aber auch Dialysemöglichkeiten und wenn es geht, auch die eine
oder andere minimale inversive Operation und echte multidisziplinäre
Gruppenpraxen.
Ich glaube, eine derartige medizinische Nahversorgungsstruktur
könnte gerade für kleinere Spitäler eine zukunftsweisende ergänzende
Organisationsstruktur sein, Strukturen, die den medizinischen Entwicklungen und
Möglichkeiten Rechnung tragen und die sowohl medizinisch menschlicher, aber
auch kundenfreundlicher sind, wenn die Leute nicht stundenlang wohin transportiert
werden müssen und dann wieder stundenlang nach Hause fahren. Und ich würde
sagen: Insgesamt - das liegt ja auf der Hand - wären mehr tagesklinische Angebote
volkswirtschaftlich betrachtet kostengünstiger als die gegenwärtigen
Strukturen.
Und wie Sie ja selbst wissen, könnten wir bereits heute in
einer Menge von Fächern den durchschnittlichen Aufenthaltszeitraum um
mindestens einen Tag verkürzen, wenn nicht immer noch die Bettenanzahl die
maßgebliche Kenngröße wäre für die personelle Ausstattung von Abteilungen,
egal, ob es sich um das ärztliche oder um das pflegerische Personal handelt.
Aber wenn die Leute weniger lang im Spital liegen, was ja eigentlich möglich
wäre, dann ergibt sich nach der derzeit gültigen Regelung, dass auch die Personalausstattung
reduziert werden müsste. Wir wissen aber beide, dass diese vermeintlich
einfache Schlussrechnung so nicht richtig ist.
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