Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 84 von 145
sind, denn es soll ja jetzt erst einmal untersucht werden,
und diese Untersuchung auf der Planungsebene soll eben die Grundsatzfragen
genau klären, zum Beispiel den Bedarf nach einer Nordostumfahrung, aber auch
Fragen betreffend Kapazitäten im Zusammenhang mit dem öffentlichen Verkehr oder
betreffend Bebauungsdichten.
In einem ersten Ergebnisbericht, der ja bereits
erstellt wurde, sind die zu untersuchenden Entwicklungsszenarien definiert. Es
ist dies nur ein erster Schritt, aber hier werden die vier Szenarien schon
einmal genannt: Nullvariante, Entwicklung innen, Entwicklung außen, vernetzte
Region.
Die Schlussfolgerungen der ersten Auswertungsstufe
sollen in ein neues Szenario einfließen und nach Bewertung der Szenarien soll
es zu den Schlussfolgerungen kommen. Den Abschluss bilden dann der Experten-
und der Umweltbericht.
Ich sage jetzt nichts zum Zeitplan. Es war einmal Ende
des Jahres angedacht; ob das halten wird, kann ich nicht sagen, es spielt aber
auch keine besonders wichtige Rolle. Aber von vornherein zu sagen, das ist
alles unnötig und soll gar nicht geschehen, das halte ich für keine positive
Herangehensweise an ein großes städtisches Problem.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich komme nun
auf die Hochhausdebatte zu sprechen. Die Erstellung des Hochhauskonzepts war,
glaube ich, einer der wichtigsten Fortschritte, die in den vielen
Tätigkeitsbereichen des Planungsressorts erzielt wurden, und zwar nicht
deshalb, weil es sehr spektakulär ist, sondern im Gegenteil: Es ist eine praktische
Handlungsanleitung - eben unspektakulär, allerdings auch nicht feig und vor
allem an der Bevölkerung orientiert.
Wir sehen ja die negativen Auswirkungen, die eintreten,
wenn eine Hochhausdebatte sehr lange läuft: Der Schandfleck Wien-Mitte ist nach
wie vor ein ungelöstes Problem. Es zeichnet sich ab, dass es hier bessere Methoden
gibt, aber für die Zukunft soll so etwas vermieden werden: dass es endlose
Debatten gibt und dann eben solche Standorte entstehen, die eigentlich eine
Schande für den Wirtschaftsstandort Wien sind - für ganz Wien und für die
Ostregion.
Die andere Methode, alles
beim Alten zu belassen, ist in einer dynamischen Stadt eben nicht vernünftig.
Das ist vielleicht im Zentrum anzustreben, aber auch dort nicht immer sinnvoll
und vor allem auch dort nicht immer zu verwirklichen. Fragen Sie den
Bezirksvorsteher des 1. Bezirks!
Um also dieser fruchtlosen Diskussion in Hinkunft zu
entkommen, gibt es jetzt ein Konzept mit klaren Definitionen, bei dem nicht nur
auf die Höhenmeter geachtet wird, sondern bei dem man ein Gesamtkonzept vor Augen
hat. Ich wünsche mir das auch für andere Bereiche. Es gibt hier dann eben
Richtlinien, bei denen auch Verkehrsüberlegungen eine Rolle spielen, aber auch
ein Bewusstsein für den Wirtschaftsstandort und auch für kulturelle Nutzungen.
Der Vorteil des Hochhauskonzepts liegt sicher darin,
dass man nicht in jedem Einzelfall wieder von neuem mit Erhebungen beginnen
muss, sondern dass klare Regeln gesetzt werden, die von vornherein zeigen, wie
die Möglichkeiten aussehen. Der Katalog - und das halte ich für eines der
wichtigsten Dinge - geht von einem kompakten Stadtaufbau aus. Es werden dabei,
wie dies auch von den GRÜNEN gefordert wird, Bebauungsdichten in Abhängigkeit
von öffentlichen Verkehrsanbindungen gesehen, wobei der Vorrang für die Innere
Stadtentwicklung dekretiert wurde und eine kleinräumige Nutzungsmischung
vorgesehen ist - all das wurde heute schon erwähnt und gefordert - und die
Stadterweiterung nur auf den Siedlungsachsen mit guten öffentlichen Verkehrsanbindungen
erfolgen soll. Das, meine sehr verehrten Damen und Herren, halte ich für einen
wichtigen Fortschritt in der Debatte.
Da schon sehr viel über dieses Thema diskutiert
wurde, kann ich mir die Erläuterung von Details ersparen und komme nun zum
Schluss meiner Ausführungen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! In Schätzungen
wird davon ausgegangen, dass in der Bevölkerungsentwicklung der Wiener
Stadtregion - also nicht nur innerhalb der Wiener Stadtgrenzen, sondern im
Bereich der gesamten Stadtregion - wegen der stärkeren Wachstumsdynamik, die in
Wien und im Umland erfreulicherweise gegeben ist, bis zum Jahr 2030 ein Anstieg
um 285 000 Personen - das sind nicht ganz 15 Prozent - auf knapp
2,5 Millionen Bewohner zu verzeichnen sein wird. Das ist noch immer keine
katastrophale Entwicklung, die Stadtplanung ist aber schon jetzt gefordert,
sich offensiv darauf einzustellen. Ich bin überzeugt, dass sie das kann und
dass sie das auch tun wird! - Danke. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner hat sich Herr GR Kenesei
zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Günter Kenesei (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte
Frau Vorsitzende! Herr Stadtrat! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich möchte - nur kurz, aber doch - auf diese eigenartigen
Aussagen von Herrn Kollegen Maurer und auf seine Konstruktionen hinsichtlich
der Untersuchungskommission erwidern, weil auch in der Kommission selbst immer
so unterschwellig und eigenartig die Meinung vertreten wird, eigentlich sei an
der ganzen Geschichte ohnedies nichts dran.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich erinnere
nur daran: Es gibt fünf Kontrollamtsberichte, die eine klare und eindeutige
Sprache sprechen. Vielleicht sollten Sie darin von Zeit zu Zeit wieder einmal
nachlesen, Herr Kollege Maurer, um Ihre Erinnerung an das, was das Kontrollamt
geschrieben hat, ein bisschen aufzufrischen. Da ist zum Beispiel die Rede von
"bewusster Inkaufnahme", "um die Bevorzugung von Dritten zu
ermöglichen". Da geht es nicht, wie es von Seiten der Sozialdemokratischen
Fraktion immer so schön heißt, um Verfahrensfehler, sondern da geht es darum,
dass entgegen gesetzlichen Bestimmungen - also ungesetzliche - Vorgangsweisen
geduldet und gesetzt wurden!
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