Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 145
längerung für das Jahr 2006 ausgewiesen. Derzeit gibt es ein
unausgereiftes Straßenprojekt. In diesem Projekt wird der Kreuzungsbereich der
B 227 mit der Brünner Straße niveaugleich vorgesehen, sodass der tägliche
Stau vor dem jetzigen Kreuzungsbereich mit der Brünner Straße nur um
400 Meter stadtauswärts verlagert wird. Nicht geklärt sind einerseits die
Einfahrten in das Parkhaus Trillerpark und zu dem gegenüberliegenden Industriegebiet
und anderseits die Anbindung an die Ignaz-Köck-Straße. Nach meiner Kritik an
diesem Projekt wurde von der MA 28 mitgeteilt, dass dieses Projekt
wahrscheinlich die ASFINAG übernehmen wird und es somit nicht mehr in die
Kompetenz der MA 28 und der Stadtentwicklung fällt. Hier schiebt die
Stadtregierung die Verantwortung von sich. Daher Beurteilung: Note 4. - 4
deshalb, weil auch ein sehr guter Anschluss der B 3 zur Prager Straße
vorgesehen ist.
Die B 301, die Wiener Südrandstraße, wurde heute
schon mehrmals erwähnt. Hier gebe ich Herrn Chorherr nicht Recht, wenn er
glaubt, dass diese Straße jetzt noch vermehrt Industrie anzieht, sondern die
Industrie ist ja bereits dort, und es ist eine Notwendigkeit, diese auch zu
bedienen.
Der erste Bauabschnitt der Wiener Südumfahrung kommt,
wie wir alle wissen, um Jahre zu spät. Zähes Ringen von Stadt und Land gingen
dem Projekt voraus. Als jedoch die Frau Infrastrukturministerin im Herbst
vorigen Jahres den Spatenstich vornahm, da strömten die Stadt- und Landesoberhäupter
aus den Gemeinderatssälen, um ja beim Spatenstich dabei zu sein und sich in den
Medien zu profilieren - jene Landeshauptleute und ihre Vorgänger, die zwei
Jahrzehnte lang den Bau dieser für Wien so wichtigen Schnellstraße verzögert
haben. - Daher Beurteilung: Note 5.
Generell ist zu bemerken, dass der Individualverkehr
unserer Stadt auf Grund von einschneidenden Maßnahmen der sozialistischen
Stadtregierung einer Verdrängungspolitik ausgesetzt ist. Das Verkehrsaufkommen
wird größer und die Straßen werden immer schmäler. Meine Damen und Herren, die
Schere kann so nicht aufgehen und auch nicht zugehen! Vernünftiges
Nebeneinander des öffentlichen Verkehrs und des Individualverkehrs gibt es
kaum. Dabei wäre es so wichtig für die Stadt!
Es gäbe auf unseren Straßen genug zu tun. Zu erwähnen
wären etwa die optische Kenntlichmachung mittels Bodenmarkierungen bei
Haltestellen, Aufdoppelungen - nicht wenige übersehen die Rampe, speziell in
der Nacht und bei Regen -, Ampelanlagen in der verkehrsberuhigten Zeit auf
Gelbblinken schalten, Beleuchtung der Wartehäuschen et cetera. Aber dafür haben
die Regierenden in der Stadt kein Auge. Vielmehr konzentriert man sich jetzt in
trauter Zweisamkeit von Rot und Grün auf die Aktion Leihfahrräder für die City.
Pressekonferenzen mit viel Öffentlichkeits-Tamtam waren dem Fahrradprojekt
vorangegangen. Die sicherlich gut gemeinte Aktion mit der jedoch -
entschuldigen Sie, bitte - naiven Auffassung von der Ehrlichkeit der in Wien
lebenden Bürger wurde ein vorauszusehender Flop. Es geht, meine Damen und
Herren, die Chuzpe ja schon so weit, dass die Fahrrad-Entnehmer der Ansicht
sind, sie haben "ordnungsgemäß" die 2 EUR bezahlt und damit
gehört das Rad ja auch ihnen. Die Bewerbung war ja auch dahin gehend:
"Räder für alle!" - Da kann man nur sagen: Die Radl-Aktion von
Rot-Grün war ein Gag, nur: Jetzt sind halt die Radln weg! (Beifall bei der FPÖ.)
Die ab nun anfallenden Kosten für die zusätzliche
Umrüstung wird wieder der Steuerzahler zu tragen haben.
Auch ist meines Erachtens das Projekt nicht
ausgereift. Schon allein die Tatsache, dass man sich mit dem Fahrrad nur
innerhalb des Gürtels bewegen darf, löst Unmut in den anderen Bezirken aus. Ich
bin daher der Auffassung, dass es nur dann Sinn macht, wenn auch bei jeder
U-Bahn-Station und in deren Umgebung Radterminals aufgestellt werden, damit die
Anrainer im Umkreis der Station die Räder benützen können. - Beurteilung für
die Fahrradaktion daher: Note 4.
"Mit Sicherheit mehr Sicherheit", so
lautete das Motto einer Podiumsdiskussion mit Verkehrsminister Matthias
Reichhold. Hier wurde das Verkehrssicherheitsprogramm für die nächsten Jahre
bis zum Jahr 2010 vorgestellt, zu dessen Zielen die Reduzierung der Anzahl der
Verkehrstoten um 50 Prozent zählt. Endlich setzt sich ein Minister unter
Mithilfe der Autofahrerklubs und des Kuratoriums für Verkehrssicherheit für die
Verbesserung der Sicherheit auf unseren Straßen ein und erstellt Maßnahmen zur
Unfallsvermeidung! Kein Politiker der SPÖ, der ÖVP oder der GRÜNEN aus diesem
Haus war bei dieser Diskussion anwesend. - "Uninteressant"!
Wahrscheinlich ist das auch kein Thema für die Stadtregierung. - Daher
Beurteilung: Note 5.
Im Masterplan Verkehr vermisse ich ganz wichtige
Straßenverbindungen, die in Niederösterreich geplant und teilweise bereits auch
in Bau sind und die natürlich auf unsere Stadt einen großen Einfluss haben, zum
Beispiel den Ausbau der B 3 auf vier Spuren von Tulln nach Krems, die
Donaubrücke von Hollenburg nach Theiß, die Verlängerung der S 33 nach
Traisen, den Ausbau des Knotens A 2 mit A 3 und der Verbindungsstraße
von A 3 zu B 16 dahin gehend, dass man auch auf der A 2 vom
Süden kommend auf die A 3 auffahren kann. Damit wäre bei Staus eine
Ausweichmöglichkeit über Münchendorf zur B 16 gegeben. - Dies alles fehlt
und noch vieles mehr.
Zusammenfassend gebe ich der Stadtregierung,
Abteilung Stadtentwicklung, drei Fünfer und drei Vierer. Mit drei Fünfern und
drei Vierern kann man auch in der liberalsten Schule nicht aufsteigen. Daher:
Tun Sie etwas, verbessern Sie Ihre Verkehrspolitik - sonst bleiben Sie das
nächste Mal sitzen! (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Dkfm Dr Maurer
zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Dkfm Dr Ernst Maurer
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Hoher Gemeinderat!
Vorerst einmal eine Anmerkung zu den Ausführungen,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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