Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 76 von 145
In Ihrer derzeitigen Planung, Herr Stadtrat, zwingen Sie die
Frauen wieder einmal zum Umsteigen, anstatt sie mit der U-Bahn direkt an die
großen Wohnhausanlagen zu führen. 1 Kilometer ist es genau, Herr Stadtrat,
1 Kilometer! Das wäre eine große Erleichterung für die Frauen. Aber
1 Kilometer U-Bahn kostet ja in Wien 1 Milliarde S! Das ist
allerdings teuer und wir müssen uns ja auf den nächsten Wahlkampf vorbereiten
und wir brauchen ja wieder unsere sündteuren Spindoktoren. Vielleicht liegt es
daran, dass die U-Bahn weiterhin mitten am Acker endet.
So fordere ich Sie doch noch einmal auf, Herr Stadtrat,
die U 2 in Hirschstetten an die S 80 anzubinden und weiter bis zum
Flugfeld Aspern zu verlängern.
"Wien macht's besser", lese ich da. Was ist
besser? - Ich glaube, Ihr Anstecker dient allenfalls der Selbsthypnose. Tarif-
und Gebührenerhöhungen pflastern seit Jahren den Weg der Wiener Stadtregierung.
"Wien macht's besser", da klebt's überall. (GR Heinz Hufnagl: Sie waren in einem medizinischen Beruf! Das war unverkennbar
jetzt!) Ja, eben. Man kann das gleich direkt auf Sie anwenden. Das ist herrlich,
na gut.
Aber Sie haben nicht gesagt, was besser ist. Es ist
anders geworden, seit hier die SPÖ die Alleinregierung übernommen hat.
Lichtenberg hat einmal gesagt: "Ob es besser
wird, wenn es anders wird, weiß ich nicht. Dass es aber wieder anders werden
muss, wenn es besser werden soll, das weiß ich." (Beifall bei der FPÖ.)
Und ich habe schon gesagt: Tarif- und Gebührenerhöhungen
pflastern seit Jahren Ihren Weg, Wahlpropaganda mit Steuernmitteln auf Kosten
der Wiener Infrastruktur - das ist das traurige Resümee des Rechnungsabschlusses
2001. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke. - Als Nächster ist Herr GR Deutsch zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Christian Deutsch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Herr Stadtrat! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Der Rechnungsabschluss 2001 der Geschäftsgruppe
Stadtentwicklung und Verkehr ist eine eindrucksvolle Bilanz, die nämlich zeigt,
wie positiv sich der politische Wechsel im Ressort bemerkbar macht, auch im
Hinblick darauf, weil es verstärkte Anstrengungen zur Schaffung einer
Europaregion Wien gegeben hat, weil StR Schicker viele Initiativen auch für den
weiteren Ausbau der U-Bahn gesetzt hat, etwa auch durch Erstellung einer
Machbarkeitsstudie für die vierte Ausbauphase der U-Bahn, aber auch weil er zahlreiche
städtebauliche Wettbewerbe und Projekte vorangetrieben hat. Ich denke hier an
die Wiener Messe, an den Bereich des Donaukanals, an den Wettbewerb Schönbrunn,
aber auch an die Vorbereitungen für zukünftige Wettbewerbe, wie beispielsweise
für den Westbahnhof, die er getroffen hat.
Das heißt, in weniger als einem Jahr ist es StR Schicker
gelungen, viele markante Schwerpunkte zu setzen, vom Hochhauskonzept, wo
Kriterien der Stadtgestaltung und der räumlichen Entwicklung berücksichtigt
wurden, dem Positionspapier Masterplan Verkehr 2003, zahlreichen innovativen
Stadtentwicklungsprojekten bis zum 50-Orte-Programm. Und wie ein roter Faden
zieht sich hier der Grundsatz "Mehr Information und Mitbestimmung im
Planungsprozess" durch. Das heißt, es geht nicht nur um ein Miteinander,
wie Kollege Gerstl gemeint hat, sondern auch darum, die Betroffenen in den Planungsprozess
auch einzubeziehen. Das mündet auch darin, dass eine eigene Plattform für
BürgerInnenbeteiligung geschaffen wurde.
Das heißt, es ist eine sehr erfolgreiche Bilanz in
einer Zeit, in der der europäische Integrationsprozess voranschreitet, der
Kontinent zusammenwächst, aber auch die Stadt selbst die Herausforderungen der
Globalisierung annimmt. Es ist damit natürlich auch eine Herausforderung für
die Verkehrsorganisation im Zuge der EU-Erweiterung, aber natürlich auch der
Stadtplanung selbst.
Mit der Erweiterung rückt Wien nicht nur geografisch
ins Zentrum der EU, sondern muss dieser neuen zentralen Rolle natürlich auch
durch den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, durch einen verstärkten Bahnausbau
und durch die Schaffung des Umfahrungsrings Wien gerecht werden. Es sind daher
Chancen durch die EU-Erweiterung für Wien als kulturelles und wirtschaftliches
Zentrum, wo die Region Wien schon heute sehr stark vom Aufschwung in den
osteuropäischen Ländern profitiert. Sie wissen, Wien verfügt über genügend
Büroraum, über leistbare Mieten, über eine exzellente Infrastruktur und hohe
Qualifikationsstandards.
Der Kollege Chorherr ist in seinem Debattenbeitrag
auch auf die Bevölkerungsentwicklung in Wien beziehungsweise im Wiener Umland
eingegangen. Ein Rechenmodell der MA 18 hat versucht, die Bevölkerungsentwicklung
in den nächsten Jahrzehnten abzuschätzen. Während nämlich bis 2010 mit einer
relativ geringen Entwicklungsdynamik gerechnet wird, wird ein Ansteigen der
Bevölkerung für die zweite und dritte Dekade prognostiziert. Das heißt, dieses
Entwicklungsszenario ergibt für drei Jahrzehnte eine Zunahme der Bevölkerung
von rund 180 000 Personen in Wien selbst, für die Wiener Stadtregion
rechnet man sogar noch mit einer wesentlich stärkeren Wachstumsdynamik im
Wiener Umland, wo mit einer Zunahme von etwa 285 000 Personen gerechnet
wird.
Diese Prognosen haben natürlich auch Auswirkungen auf
die Stadtplanung und auch auf die Verkehrsorganisation, weil eine der Lösungen
- und es sind ja mehrere Lösungsvarianten in der Diskussion bereits auch
angesprochen worden - der Ausbau der Park-and-ride-Anlagen ist, auch in den
Umlandgemeinden. Wer sich die ersten Ergebnisse der Volkszählung 2001 ansieht,
kann hier bis zu zweistellige Zuwachsraten in den Wiener Umlandgemeinden
erkennen.
Aber ein weiterer Lösungsansatz sind natürlich die
Vorbereitungen für eine vierte Ausbauphase der U-Bahn, die auch bereits fast
abgeschlossen sind: Die Verlängerungen der U 1 und der U 2, die nicht
nur auf allfällige
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