Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 145
zum Wohle der Wiener Bevölkerung umzusetzen. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich fasse zusammen: Die Wiener Wirtschaft, aber vor
allem die Klein- und Mittelbetriebe Wiens werden durch neue beziehungsweise
erhöhte Abgaben, Steuern, zusätzlich belastet. Neben den bisherigen zusätzlichen
Belastungen wie Gebrauchsabgabe, Dienstgeberabgabe, Parkometerabgabe, et
cetera, sind der neue erhöhte, überhöhte KWK-Zuschlag, die Erhöhung der
Müllgebühren und die Verteuerung der Fahrpreise eine enorme zusätzliche
Belastung für die Wiener Wirtschaft. So wie sich bei vielen Betrieben die
Hoffnung auf Tarifsenkungen beim Stromtarif nicht erfüllt hat, fürchte ich,
dass auch beim Gastarif wieder nur einige wenige in den Genuss von billigem Gas
kommen werden. (Beifall bei der FPÖ.)
Solch einer Politik gegenüber dem Motor der Wiener
Wirtschaft, den Klein- und Mittelbetrieben, aber auch gegenüber der Wiener
Bevölkerung können wir nicht zustimmen!
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Nächste Wortmeldung: Herr VBgm Dr Rieder,
bitte.
Berichterstatter VBgm Dr Sepp Rieder: Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Natürlich ist es so, dass sich in einer Konjunkturentwicklung
mit Tiefs viele darüber Gedanken machen, wie man aus einer solchen Situation
besser herauskommen kann und was etwa Ursache dafür sein könnte, dass es zu
einer derart negativen Entwicklung international oder auf ein Land bezogen
gekommen ist. Also man kann sicher sein, dass es eine Reihe von Wirtschaftsexperten
und Wirtschaftsforschungsinstitute gibt, die dazu auch Gutachten erstellt
haben.
In der heutigen Diskussion sind hier zwar eine Reihe
von Wirtschaftsdaten, die im Großen gesehen unbestritten sind, unter Berufung
auf Wirtschaftsforschungsinstitute zitiert worden, insbesondere auch von der
Opposition, manchmal ein bisschen selektiv, aber es ist eigentlich peinlich
vermieden worden, die in den Wirtschaftsforschungsgutachten enthaltenen
Analysen und Beurteilungen über die Ursachen der Entwicklungen und über
Möglichkeiten, da wieder rauszukommen, etwas zu sagen.
Das müsste einen hellhörig machen, weil man eigentlich
denkt, wenn jemand wie Herr Mag Kabas in der Lage ist, Daten aus einem
Wirtschaftsforschungsbericht zu zitieren, warum zitiert er nur selektiv und
warum beschäftigt er sich nicht mit den dort wiedergegebenen Daten. Ich möchte
nur ein Beispiel oder einige Beispiele herausgreifen, um deutlich zu machen, um
was es da geht.
Also, Herr Kollege Schock hat zuletzt ja auch davon
gesprochen, dass es im Bereich der Technologiebranche in Wien auch zu massiven
Einbrüchen bei der Beschäftigungssituation gekommen ist und wir alle verfügen,
und das ist ja kein Geheimpapier, über den Bericht des Österreichischen
Instituts für Wirtschaftsforschung zur Wiener Wirtschaftskonjunktur im Jahr
2001. Darin werden genau im Detail die Zusammenhänge wiedergegeben, worauf der
Rückgang der Wiener Wirtschaft zurückzuführen ist und wie und welche Auswirkungen
das auf den Arbeitsmarkt hat.
In diesem Bericht heißt es auf Seite 15:
"Die Dynamik der marktorientierten Dienstleistungen in Wien konzentriert
sich fast ausschließlich auf die Sektoren Datenverarbeitung - Anstieg um
4,8 Prozent, Forschung und Entwicklung - 8,3 Prozent und
unternehmensbezogene Dienstleistungen - 5,9 Prozent beziehungsweise im
1. Quartal 2002 4,3 Prozent."
Also es ist ja nicht so, meine sehr geehrten Damen
und Herren, dass es zu einem gleichförmigen Einbruch der
Beschäftigungssituation und zu einem gleichförmigen Einbruch in der Wirtschaft
gekommen ist, sondern gerade im Bereich der technologieorientierten Branchen
ist es zu einem starken Wachstum in das Jahr 2002 hinein gekommen, sowohl im
Sektor des Wirtschaftsgeschehens, als auch im Bereich der Beschäftigungssituation.
Also die pauschale Abkanzelung der Wirtschaftssituation einschließlich der
Technologiesituation ist absurd. Sie entspricht überhaupt nicht den Daten, die
hier in dem Bericht enthalten sind.
So ist beispielsweise im Jahr 2001 die Zahl der in
diesem Bereich Tätigen um 7 307 gestiegen und im 1. Quartal 2002 um
2 869. Also, es gibt eine Reihe von Dingen, die man hier sehen muss.
Im Bericht steht aber auch drinnen, dass für diesen
massiven Einbruch und für die schlechte Situation im Sektor und für die gesamte
Situation zwei andere Faktoren verantwortlich sind.
Faktor 1 ist, der Handel, ganz besonders auch
der Einzelhandel, ist österreichweit eingebrochen. Jetzt gibt es auch dazu
einen Bericht, der sich mit dieser Frage beschäftigt. Ich zitiere hier aus der
APA vom 13. Juni. Da heißt es: "Experten führen die Kaufunlust der
Österreicher weniger auf den Euro als auf die Auswirkungen der
Konjunkturabschwächung und vor allem auf das Budgetsanierungsprogramm der
Bundesregierung zurück." Es wird hier wieder jemand zitiert, es wird
nämlich Peter Schnedlitz - das ist der Professor für Absatzwirtschaft an der
Wirtschaftsuniversität Wien - mit dem Satz zitiert: "Der Finanzminister
nimmt der Bevölkerung viel weg."
Mir fällt, meine sehr geehrten Damen und Herren, an
dem bisherigen Verlauf der Diskussion eines auf: Alle, die Kritik an der
Wirtschaftspolitik der Regierung üben, sind in der Lage, Hunderte Quellen,
Hunderte wissenschaftliche Zitate zu bringen, die das bestätigen.
Keiner der Oppositionspolitiker, meine sehr geehrten Damen
und Herren, die hier an der Politik der Stadt Wien Kritik geübt haben, war in
der Lage, auch nur eine einzige Quelle eines Wirtschaftsexperten ins Treffen zu
führen, der sagt: "Schuld ist die Wiener Wirtschaftspolitik." Das
macht ziemlich sicher. Es gibt eine eindeutige einhellige Meinung der
Wirtschaftsexperten, die in die Richtung geht zu sagen, diese massive Belastung
durch 45,9 Prozent Steuer- und Abgabenquote ist die Ursache dafür, dass es
der Wiener Wirtschaft und insbesondere dem Handel in ganz Österreich derart
schlecht geht. Im Gegenteil, es gibt eine Reihe von Experten - IHS, Wirtschaftsforschungsinstitut
-, die der Stadt Wien, aber auch
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