Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 63 von 145
dann ist das noch trauriger und das sollten Sie gegenüber
der Wiener Bevölkerung dementsprechend auch einmal verantworten! Nur ein paar
Zahlen dazu, ein paar Zahlen dazu. Das ist ganz einfach. (Aufregung bei der ÖVP. - Beifall bei der SPÖ.)
Schauen Sie, Sie wollen immer Daten, Fakten und
Zahlen haben. Ich gebe Ihnen diese Daten, Fakten und Zahlen.
1999: Einnahmen des Bundes aus Einkommens- und
Vermögenssteuern in Millionen EUR: 23 486.
2002: Voranschlag 28 274. - Das ist eine Steigerung
von 20,4 Prozent in vier Jahren! Und wenn Sie jetzt die Quelle vielleicht
bezweifeln, dann sage ich Ihnen, das ist aus dem Bundesministerium für
Finanzen!
Das sind Fakten und das sind Zahlen. Und das ist von
jenen Vertretern so vorgenommen worden, die vor der Wahl gesagt haben, es
gehört alles saniert und unbedingt ausgabenseitig und es kommen keine Einnahmen
dazu. (GR Dr Matthias Tschirf: Na das
passiert ja!) Sie werden das demnächst vor den Wählerinnen und Wählern zu
verantworten haben und ich freue mich schon auf diese Auseinandersetzung!
Ich möchte an Sie alle als Interessenvertreter der
Wirtschaftstreibenden wirklich appellieren, dass Sie sich im Sinne der Wiener
Wirtschaft und im Sinne des Wirtschaftsstandorts Wien sehr gut überlegen, was
Sie zum Wirtschaftsstandort Wien tatsächlich sagen, denn diesen
Wirtschaftsstandort ständig madig zu machen und herunter zu machen, das ist
ganz, ganz sicher nicht die Art und Weise, die zu einem Erfolg führen kann! -
Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. - Als Nächster ist Herr GR Stark
zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Rudolf Stark
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Mein Vorredner, der Herr Kollege Strobl, hat über die
Budgetpolitik früherer sozialistischer Finanzminister gesprochen. Auf Grund
dieser verfehlten Politik vieler Jahrzehnte sind unter anderem Bund, Länder und
Gemeinden nun zur strengsten Haushaltsdisziplin verpflichtet, um ihren Anteil
am Stabilitätspakt zu leisten. In Wien soll beziehungsweise wird dieser Beitrag
nicht nur durch Sparmaßnahmen, sondern überwiegend durch die Erhöhung auf der
Einnahmenseite erbracht werden. So wurden unter anderem durch die
sozialistische Alleinregierung in Wien eine neue Stromsteuer in Form eines überhöhten
KWK-Zuschlags ab 1.11.2001 und eine neue Wiener Müllsteuer ab 1.7.2002 eingeführt.
Diese zusätzlichen Belastungen treffen aber nicht nur
die Wienerinnen und Wiener, sondern natürlich auch die Wiener Wirtschaft und
hier, Herr Kollege Strobl, vor allem die Klein- und Mittelbetriebe Wiens, denen
es nicht möglich ist, durch Sonderverträge günstigere Bedingungen für ihre
Unternehmen zu schaffen.
War die Wiener Wirtschaft schon bisher durch diverse Abgabe
belastet, wie zum Beispiel durch die Gebrauchsabgabe, Dienstgeberabgabe, U-Bahn-Steuer,
Parkometerabgabe, et cetera, so bedeuten diese neuen Belastungen einen weiteren
erheblichen Nachteil für die Wiener Wirtschaft. So gab es zum Beispiel auch bei
der Parkometerabgabe und den Strafverfügungen für Parksünder Rekordeinnahmen.
Nur lösen diese Rekordeinnahmen nicht das Parkproblem der Wiener Wirtschaft.
Daher verlegen viele Betriebe ihre Betriebsstätten an den Stadtrand, wie zum
Beispiel Auhof, Wienerberg, Gewerbering Favoriten und so weiter, oder wandern
überhaupt eben wegen der schlechten Anbindungen an das öffentliche Verkehrsnetz
dieser Stadtrandgebiete in das Wiener Umland ab. Erscheint die Verlagerung an
den Stadtrand als durchaus sinnvoll, so fragt man sich, warum diese Gebiete
noch immer nicht optimal mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen sind. Die
Abwanderung der Betriebe findet ja nicht erst seit gestern statt. So endet zum
Beispiel die U-Bahn nicht im Industriezentrum Auhof, sondern zirka einen
Kilometer vorher in Hütteldorf, und von dort gibt es keine attraktive
Verbindung in das Industriezentrum Auhof. Dafür dürfen die Wiener und die
Wienerinnen aber ab Juni massiv mehr für die öffentlichen Verkehrsmittel bezahlen.
Nicht nur Bürgerinitiativen oder Platzmangel, sehr
geehrter Herr Vorsitzender, sondern vielmehr diese enormen Belastungen und die
schlechte Erreichbarkeit führen dazu, dass viele Betriebe in das Wiener Umland
abwandern. Sehr zum Nachteil der Wiener Wirtschaft und des Landes Wien. (Beifall bei der FPÖ.)
Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister, es ist höchste
Zeit, für Lösungen zu sorgen. Die freiheitliche Fraktion fordert schon seit
vielen Jahren, dass die U-Bahnen bis in die Industriezentren in den
Stadtrandgebieten weitergeführt werden. Auch die Erhöhung der Müllgebühren um
über 25 Prozent ist eine zusätzliche Belastung der Wiener Wirtschaft. Vor
allem für die Klein- und Mittelbetriebe, die zusätzlich zur ARA über die
Betriebskostenabrechnungen mit diesen Kosten belastet werden, ist diese
Erhöhung äußerst ungerecht. Grundsätzlich versucht jeder Unternehmer, die
Möglichkeit des Recyclings auszunützen, schon aus Ersparnisgründen. Weiters
haben viele Unternehmen, wie bereits erwähnt, über die ARA für die Verpackung
zusätzlich hohe Kosten. Im Unterschied zu den Müllgebühren hat es die ARA aber
bereits zum wiederholten Male geschafft, die Kosten zu senken, unter anderem
deshalb, weil zum Beispiel Papier schon zu 90 Prozent getrennt gesammelt
wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Das Müllaufkommen in Wien ist rückläufig. Einer Publikation
der Gemeinde Wien ist zu entnehmen, dass das Müllaufkommen im Jahr 2001 gegenüber
dem Jahr 2000 gesunken ist. Unter Berücksichtigung der Aspekte, dass die
Unternehmen Recyclingmöglichkeiten wahrnehmen und dadurch Müll vermeiden, die
ARA die Entsorgungskosten senken kann beziehungsweise bereits gesenkt hat und
das Müllaufkommen ohnedies zurückgeht, ist für Klein- und Mittelbetriebe und
die Wiener und Wienerinnen eher eine Reduktion der Müllgebühren als eine Erhöhung
angebracht. Aber wie der Herr Stadtrat
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