Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 145
werden. Es gilt daher, dies aufzuzeigen, dies auch der
Bevölkerung klar zu machen und dies auch bei der künftigen Nationalratswahl
entsprechend zu propagieren.
Ich möchte abschließend auf noch ein Thema eingehen,
das ist die Frage der Gesundheit - Kollegin Neck-Schaukowitsch hat schon
einiges dazu gesagt -, denn es ist wirklich perfide, sich hinzustellen und zu
sagen, die gesunden Krankenkassen sollen einmal alles zu den so genannten
maroden Krankenkassen überweisen und dann werden wir weiterschauen.
Worum geht es Ihnen denn wirklich? - Es geht dieser ÖVP/FPÖ-Regierung
um nichts anderes als darum, im Wahljahr einen ganz billigen Gag auf Kosten
derjenigen durchzuführen, die die Möglichkeit hatten, besser zu wirtschaften,
die die Möglichkeit hatten, bei den Versicherten einen besseren Verlauf zu
haben. Diese Rücklagen können ja aus keinem anderen Grund gebildet worden sein.
Ich war selbst jahrelang Präsident einer Krankenfürsorgeanstalt und ich weiß,
wie wir zu Rücklagen gekommen sind. Wir hatten das Glück, in gewissen Jahren
einen besseren Verlauf zu haben. Was heißt ein besserer Verlauf? - Weniger
Krankenstände, weniger Kranke, weniger Spitalsaufenthalte und so weiter. Demzufolge
konnten wir überhaupt Rücklagen bilden. Diese Rücklagen wurden einerseits dazu
verwendet, Leistungssegmente auszuweiten, andererseits dazu, in Jahren, wo es
nicht so positiv gelaufen ist, durchzutauchen. Das ist in Wahrheit der
Hintergrund dieser Rücklagen.
Ihrerseits aber ist es nichts anderes als die Finanzierung
eines ganz billigen Wahlkampfgags, dass man sich von Krankenkassen, die diese
Möglichkeit heuer und voriges Jahr hatten, das Geld abzweigt und dass man mit
dem Schmäh des Solidargedankens ganz einfach das Jahr 2003 durchtauchen will.
Das ist in Wahrheit genau die Politik, die dahinter steht, denn es gibt überhaupt
kein langfristiges Sanierungskonzept. (GR
Mag Helmut Kowarik: Selbstverwaltung!)
Sehr geehrter Mag Kowarik, Sie sind genauso lange wie
ich in dieser Fürsorgeanstalt gesessen und sitzen immer noch dort - was eine
sachliche Feststellung ist -, Sie wissen daher, wie das geht. Die Oberösterreichische
Gebietskrankenkasse, die eine sehr gut bilanzierende ist, die sich massiv
bemüht hat, wird, wenn das, was in der 60. Novelle drinnen steht, Realität
wird, im Jahr 2004 im Minus sein. (GR Mag
Helmut Kowarik: Darüber wird man reden müssen!) Das ist ein von dieser
Bundesregierung künstlich erzeugtes Minus, denn die oberösterreichische
Gebietskrankenkasse wäre überhaupt nicht im Minus, wenn das nicht der Fall
wäre. (GR Gerhard Pfeiffer: Ja, wenn die
Wiener Gebietskrankenkasse so weit im Minus ist! Reden Sie über die Wiener
Gebietskrankenkasse!)
Wir wissen auch sehr genau - lieber Herr Pfeiffer,
Sie, von der Wirtschaft kommend, kann ich auch nur einladen -, dass
852 Millionen EUR an Krankenkassenbeiträgen von den Arbeitgebern nicht
einbezahlt, nicht überwiesen wurden. (GR
Gerhard Pfeiffer: Ja, holen Sie sich das!) Die Hälfte davon haben die
Arbeitnehmer bereits bezahlt, denn bei der Berechnung ihres Bruttogehalts wurde
ihnen das entsprechend abgezogen. (GR
Kurth-Bodo Blind: Warum hat das der Edlinger nicht eintreiben lassen?) Jetzt
geht es hier ganz einfach darum, dass unter anderem auch der Herr Finanzminister
nur wegschaut. (GR Kurth-Bodo Blind: Die
Schulden können doch nicht von heute auf morgen entstanden sein! Das ist doch
unter Ihrer Regierung entstanden!)
Es geht schlichtweg darum, klar zu erkennen: Sie
wollen mit der 60. Novelle einen billigen Gag liefern und sind an einer
langfristigen Strukturreform überhaupt nicht interessiert. Das kann es doch
nicht sein! Bemühen wir uns vielmehr darum, einerseits das, was unter anderem
auch die Krankenkassen an Vorschlägen auf den Tisch gelegt haben, umzusetzen.
Bemühen wir uns andererseits auch, eine sehr moderate, mit vielen Rahmenbedingungen
versehene Erhöhung unserer Krankenversicherungsbeiträge umzusetzen. Ich betone
noch einmal: mit sehr vielen Bedingungen versehen.
Das, was zum Beispiel im Hauptverband passiert ist
und was der Ausfluss dieser gesamten Reform im Hauptverband ist, ist Folgendes:
Der Hauptverband als Kopf des ganzen Systems ist teurer geworden. Der
Hauptverband war vor dieser Reform billiger und kostet heute mehr. Die gleiche
Gefahr, weil hier die gleichen Personen agieren, besteht auch bei den
Pensionsversicherungen, denn die Bestellung des Herrn Gaugg verteuert das
System, führt aber zu überhaupt keiner Effizienzsteigerung, denn die Prüfungen,
die alle anderen Kandidaten schon lange haben, muss der Herr Gaugg erst machen.
(GR Kurth-Bodo Blind: Und der Freitag?
Der Freitag kann gar nichts?) Der Herr Freitag hat genau die
Dienstprüfungen, die vorgesehen sind (GR
Kurth-Bodo Blind: Das steht in der Zeitung!), ordnungsgemäß erledigt und
seine Kollegin von der PVArb genauso. (GR
Kurth-Bodo Blind: Das ist ja nicht wahr!) Lesen Sie Jeneweins Gutachten
exakt, dann werden Sie wissen, wovon ich rede. - Ich danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Zur allgemeinen Beratung des Rechnungsabschlusses für das Jahr 2001 liegt keine
Wortmeldung mehr vor; zumindest keine offizielle, Kollege Blind.
Wir kommen zur Beratung
der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke.
Zum Wort gemeldet hat sich
Herr GR Dipl Ing Margulies. Ich erteile es ihm. Redezeit: 40 Minuten.
GR Dipl Ing Martin Margulies
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Finanzen, Wirtschaftspolitik und
Wiener Stadtwerke. Ich möchte nur ganz kurz zum Bereich Finanzen etwas vorwegschicken,
weil bei aller Kritik, die auch ich immer wieder an der Stadt Wien geübt habe,
eine Kritik, die heute, ich glaube, vom Klubobmann der Freiheitlichen Kabas
bezüglich der Schuldengebarung der Stadt Wien geübt wurde, beim besten Willen
nicht nachvollziehbar war: Ich habe selten eine Gemeinde erlebt, die eine so
intelligente Schuldengebarung gemacht hat wie die Gemeinde Wien in den letzten
zehn Jahren. Es gibt ein Problem und das sehe ich schon. Hätte sich Herr Kabas
auf die letzten zwei Jahre beschränkt, seit der Schweizer Franken so gestiegen
ist, würde das ein bisserl anders
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