Gemeinderat,
17. Sitzung vom 24.06.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 145
schon beschlossen, in dieser Woche wird es im Gemeinderat
behandelt werden. Es geht dabei um zusätzliche Finanzmittel, die es uns
ermöglichen, im 21. und 22. Bezirk das Kanalnetz, das dort nicht völlig
fertig gestellt ist, auch tatsächlich voll fertig zu stellen. Das ist
ökologisch wichtig. Aber es ist darüber hinaus natürlich auch eine
Auftragserteilung an vermutlich heimische, möglicherweise heimische Unternehmungen
mit einem Größenvolumen von 146 Millionen EUR. Ich räume ein, dass es in
der Zeit, in der wir uns befinden, wichtig ist, öffentliche Mittel für Investitionen
einzusetzen, um auch tatsächlich für die Belebung der Wirtschaft durch zusätzliche
Aufträge zu sorgen.
Ich rufe in Erinnerung, dass einschließlich der Auftragsvolumen
der Unternehmungen und Betriebe der Stadt in diesem Jahr 2,45 Milliarden
EUR an Auftragsvolumen eingesetzt werden wird, und das ist eine beachtliche
Dimension.
Am vergangenen Freitag konnten die Wiener Linien den
Auftrag erteilen an Siemens SGP Verkehrstechnik auf 25 U-Bahn-Züge der
neuesten Generation. Auch hier geht es nicht nur um mehr Komfort, um mehr
Sicherheit für die Fahrgäste, sondern auch - die Züge werden 2004, 2005 bereits
in Betrieb gehen - um ein Auftragsvolumen von 190 Millionen EUR, das
wirklich für diesen Betrieb wichtig ist. Und wenn Sie sich den Betrieb
anschauen, dann sehen Sie, dass dort diese Hallen, die noch vor vier, fünf
Jahren leer waren, wo es noch eine wirkliche Krise gegeben hat, voll sind mit
Produkten, die in alle Welt gehen. Dieses Unternehmen hat mittlerweile Weltruf
und ist auf dem Weltmarkt offensiv. Das zeigt, dass es sehr wohl in der österreichischen
Situation - und das ist nicht das einzige Unternehmen - eine Reihe von Wirtschaftsunternehmen
gibt, die ungeachtet der Schlechtmacherei, die manchmal gegenüber der österreichischen
Wirtschaft betrieben wird, tatsächlich in der Lage sind, auf ihrem Gebiet eine
hervorragende Leistung anzubieten. Und ich sage, sie erbringen diese Leistung
und sie haben diesen Weltruf, weil sie hoch qualifizierte Mitarbeiter haben.
Denn bei jedem Ranking internationaler Art stellen wir fest, dass die Bedeutung
Österreichs als Wirtschaftsstandort - nicht nur Wiens - darin liegt, dass wir
über derart hoch qualifizierte, gut ausgebildete Mitarbeiter verfügen.
Es ist, meine sehr geehrten Damen und Herren, die
Frage der Auftragserteilung, also der öffentlichen Auftragserteilung natürlich
auch wichtig vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Beschäftigungssituation. Niemand
kann uns vorwerfen, wir hätten das Problem der Arbeitslosigkeit verschlafen
oder wir hätten es verharmlost. Wir haben bereits im Budget 2001, also bereits
im Frühherbst des vergangenen Jahres, für konkrete Maßnahmen die finanziellen
Vorsorgen im Budget getroffen. Wir haben im November 2001 - hier sitzen ja auch
eine Reihe von Mitgliedern des Gemeinderats, die dem Beirat des Wiener
ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds angehören - Maßnahmen für die Ausbildung von
Jugendlichen als Gegenmaßnahme gegen die Jugendarbeitslosigkeit getroffen, und
wir haben auch - ich erinnere daran - an die Bundesregierung, an den
Bundesminister Bartenstein, die Aufforderung gerichtet, er soll doch endlich
einmal die Reserven, über die er verfügt, in die Hand nehmen, um daraus
gemeinsam mit den Ländern zusätzliche Maßnahmen zu finanzieren. Es ist damals
von Seiten der Stadt Wien die Aufforderung gemacht worden, 3 Millionen EUR
zusätzlich in die Hand zu nehmen. Bartenstein hat das abgelehnt. Es hat dann
von Seiten der Stadt Wien noch einmal das Angebot gegeben: Auch wenn
Bartenstein nicht mitmacht, wir setzen diese 3 Millionen EUR ein. Und in
der Tat sind jetzt dann auf Grund des Sozialpartnergipfels in Wien, auf den ich
noch zu sprechen komme, diese Finanzierungsschubs wirksam geworden. Es sind
insgesamt jetzt zwei Maßnahmenpakete, die vom AMS und vom WAFF gemeinsam
umgesetzt werden, in Gang. Gerade diese Projekte sind deswegen wichtig, weil
wir damit rechnen müssen, dass im kommenden Herbst der Druck auf den Lehrlingsmarkt
extrem groß ist. Niemand braucht sich da Gedanken zu machen, wenn wir jetzt in
dem Zeitpunkt sind, wo die starken Geburtenjahrgänge durchschlagen auf den
Schulabschluss, dass gerade in dieser Phase einer schwierigen Wirtschaftslage
eine erhöhte Zahl von Lehrlingsabgängen schon demographisch zu einem Problem
führen muss.
Daher ist es notwendig, und das war auch die Meinung
der Sozialpartner und auch der Stadt Wien, dass es wirklich Alarmstufe rot ist
und dass es notwendig ist, dass Bartenstein rechtzeitig dafür sorgt, dass das Jugendausbildungssicherungsgesetz
so verlängert wird, dass es bereits im Frühherbst wirksam wird. Ich erinnere
daran, dass im vergangenen Jahr 2001, über das wir sprechen, die Verzögerung
bewirkt hat, dass erst Ende November die Programme überhaupt beschlussmäßig
möglich waren, weil es bis dahin überhaupt an der Grundlage, an der Finanzierung
und an den Absprachen mit den Ländern gefehlt hat. Wenn sich das heuer durch
Verzögerungen auf der Bundesseite wieder ergibt, dann ist das ein Sparen zu
Lasten junger Menschen, die durch diese Maßnahme an ihrem Zugang in Lehrplätze
oder zumindest in Ausbildungsprogramme verhindert werden. Das soll hier mit
allem Nachdruck gesagt werden.
Letztlich, meine sehr geehrten Damen und Herren, liegt auch
noch das Ergebnis der drei Verhandlungsrunden zwischen den Sozialpartnern in
Wien und der Stadt Wien vor. Also Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung,
Arbeiterkammer, ÖGB, WAFF und Wirtschaftsförderungsfonds haben hier mit dem AMS
gemeinsam ein Paket entwickelt, das die Sozialpartner als Wiener Arbeitsmarktoffensive
bezeichnet haben. Auch in diesem Paket geht es im Wesentlichen - nicht ausschließlich,
aber im Wesentlichen - um die Frage der Ausbildung, der Berufsausbildung,
junger Menschen. Das ist das zentrale Thema dieser gemeinsamen Arbeitsmarktoffensive
der Sozialpartner und der Stadt Wien. Es geht hier darum, dass wir uns neben
einer Reihe von Maßnahmen, die ich jetzt aus zeitlichen Gründen nicht im Detail
wiedergeben will, vor allem auch konzentrieren auf die gemeinsame Förderung und
Initiierung von Ausbildungsverbünden
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