Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 90
der sich vergleichsweise harmlos im Jahr 1991 in der
U 2 abgespielt hat, zeigt schon die Relativität. Hätten Sie Ihr Referat gehalten
in Großbritannien, hätten Sie Ihr Referat gehalten in der Schweiz, hätten Sie
Ihr Referat gehalten in skandinavischen Ländern, hätten Sie vermutlich viel
dramatischere Vorfälle zur Argumentation heranziehen können, was Sie in diesem
Fall für die Situation der U-Bahn in Wien nicht tun können. Allein die
Tatsache, welche Vorfälle Sie heranziehen können zur Argumentation Ihrer
Anfrage, zeigt ja bereits die Relativität und die Unterschiedlichkeit.
Ich stimme mit Ihnen in einem Punkt überein, nämlich das
ist derjenige, dass jeder Vorfall Anlass dafür sein muss, nicht nur zu sagen,
Gott sei Dank, es ist nicht mehr passiert, sondern sich auch die Frage zu
stellen: Aus welchen Gründen ist nicht mehr passiert und hätte ein höheres
Risiko durchschlagend werden können? Und das ist ein Auftrag, den die Wiener
Linien erfüllen und erfüllen müssen, weil es wichtig ist, auch bei
vergleichsweise Bagatellevorfällen genau zu überlegen, ob daraus Schlüsse
gezogen werden müssen, um die Sache zu verbessern.
Ich nehme nur einen Punkt, den Sie herausgegriffen
haben, weil der auch diskutiert worden ist auf dem von mir erwähnten Symposium,
nämlich die Frage: Wie soll denn optimal die Information aus einer
Krisensituation heraus funktionieren? - Denn es liegt auf der Hand, dass die
Frage, wie der Fahrer reagiert, nicht nur eine Frage seiner Ausbildung ist,
Schulung ist, welche Informationen ihm zur Verfügung stehen, sondern dass das
natürlich möglichst optimal koordiniert werden muss.
Und ich habe die Meinung dort gehört - ich räume ein,
dass man auch anderer Meinung sein kann, aber die Experten haben uns darin
bestätigt -, dass eigentlich die Vorgangsweise, die in Wien durchgeführt wird,
eine sehr vernünftige ist, nämlich in einem Parallelvorgang für eine
unverzögerte Verständigung der Feuerwehr zu sorgen, also gar nicht erst den
Versuch zu unternehmen, eigene Löschversuche zu unternehmen, sondern auch den
vermeintlich harmlosesten Vorfall zum Anlass zu nehmen, sofort die Feuerwehr
einzuschalten. Die Bilder, die Sie nicht gesehen haben, weil Sie nicht
teilnehmen konnten an dem Symposium, zeigen nämlich, mit welcher dramatischen
Schnelligkeit sich Feuer im Tunnel selbst bei optimalster Ausstattung der
Fahrzeuge und der Tunnelgestaltung entwickeln kann und dass daher die Frage,
wie rasch man verständigt und wie man optimal in diesem Fall vorgeht, nicht nur
der psychischen Kraft eines einzelnen Fahrers überlassen bleiben kann, sondern
gemanagt werden muss. Daher ist die Einschaltung der zentralen Leitstelle eine
essenzielle Voraussetzung, dass hier auch optimal reagiert wird und nicht
möglicherweise eine Panik, die ja nicht auszuschließen ist - ein menschliches
Fehlverhalten ist ja nie auszuschließen - katastrophale Folgen hat.
Daher halte ich gerade Ihr Beispiel, das Sie gebracht
haben, für ein ausgezeichnetes Beispiel, zu erklären, wie die Wiener Linien
nach langen Erfahrungen und Überlegungen zu einem Konzept gekommen sind, das
international anerkannt ist. Ich glaube, dass das sehr richtig ist, und das
andere findet parallel dazu statt.
Ich glaube, dass man sagen kann, dass das Wiener
Verkehrsunternehmen Wiener Linien von allem Anfang an den Auftrag gehabt hat,
alle Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, um größtmögliche Sicherheit für die
Fahrgäste, aber auch für die Mitarbeiter - das darf man nicht vergessen - zu
gewährleisten. Die Wiener Linien haben - das ist mein Eindruck, aber nicht nur
mein persönlicher Eindruck, sondern er wird bestärkt durch viele Expertisen -
diese Aufgabe bisher sehr, sehr gut erfüllt. Das wird ihnen von den Fachleuten
attestiert, und zwar nicht nur von den inländischen Fachleuten, sondern auch im
internationalen Vergleich, und es wird auch attestiert - und das muss man auch
sagen - durch eine Zustimmung der Bevölkerung und der Fahrgäste. Es ist in der
Tat so, dass es hier eine breite Akzeptanz gibt, die nicht von ungefähr kommt,
die ihnen nicht eingeredet ist, sondern die auch den persönlichen Erfahrungen
entspricht.
Ich füge hinzu, bei aller Detailkritik, die jetzt
nicht verschwiegen werden soll und der man nachgehen muss und die man
respektieren muss, die das Kontrollamt - Sie kennen den Kontrollamtsbericht und
die Behandlung im Ausschuss - und die der Rechnungshof üben, gilt für beide
Kontrolleinrichtungen gemeinsam, dass sie aussagen: Im Prinzip ist das in
Ordnung. Natürlich kann man immer wieder in Detailfragen, die auch Sie jetzt
angesprochen haben, zu Verbesserungen kommen - ich komme dann schon in
Beantwortung der konkreten Fragen dazu -, aber das soll doch jetzt nicht den
Eindruck erwecken, als wenn wir bei der Stunde Null beginnen würden, sondern
wir bewegen uns auf einem extrem hohen Niveau. Und ich füge hinzu, wie das in
einem Privatgespräch auch angeklungen ist: Natürlich gibt es auch andere, die
sagen, das kostet sehr viel Geld. Wir sind der Meinung, dass diese Mittel
investiert werden müssen und dass man sich nicht sozusagen mit der
Kosten-Nutzen-Rechnung aus der Affäre ziehen kann.
Wir wissen andererseits - auch das muss am Anfang gleich
gesagt werden -: Es gibt keine absolute Garantie. Menschliches Versagen und
Fehlverhalten sind halt einfach durch ein noch so kompliziertes technisches
Kontrollsystem nicht völlig ausschließbar. Und ich würde nicht behaupten
wollen, wir hätten dieses absolute Garantiesystem entwickelt. Und dazu, meine
sehr geehrten Damen und Herren, bedarf es nicht des Hinweises auf die viel
gewichtigeren Zugsunglücke, die es auch in Österreich gegeben hat. Also man
müsste ja dann mit derselben Aufgeregtheit von der ÖBB immer wieder einfordern,
dass sie erhöhte Sicherheitsmaßnahmen trifft, und den dafür zuständigen
Minister vielleicht fragen, was er dazu beigetragen hat. Oder man könnte sich
genauso gut fragen: Was ist mit den Unfällen, die im Bahngeschehen, im
U-Bahn-Geschehen in anderen europäischen Städten passieren? - Großbritannien
war erst in letzter Zeit immer wieder betroffen von schweren Zugsunglücken mit
Gesundheitsschäden und dem Tod von Menschen. Dort ist allerdings auch immer
wieder die Diskussion ausgelöst worden, ob das vielleicht wirklich
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