Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 90
Raucher?
Ja, meine Damen und Herren, wenn wir von oben herab
sagen, wir wollen das Rauchverbot rigoros handhaben, kontrollieren, und wenn
dann die Mitarbeiter der eigenen Linien, die das handhaben, die das ernst
nehmen, was Sie sagen, zum Vorgesetzten vorgeladen werden, und der sagt ihnen,
habt ihr was gegen Raucher: Na glauben Sie, dass das die Mitarbeiter motiviert?
Die werden keinen Raucher mehr anhalten, die tun sich gar nichts mehr an. Die
wollen ihren Vorgesetzten ja gar nicht mehr sehen in dieser Sache.
Da schauen Sie einmal nach, Herr StR Rieder, da
schauen Sie einmal nach und sorgen Sie für Ordnung.
Und, meine Damen und Herren, was auch nicht
funktioniert: Die Verständigungskette ist, glaube ich - nicht "glaube
ich", sondern ich weiß es; reden Sie mit Ihren U-Bahn-Fahrern, auch Sie
haben viele U-Bahn-Fahrer in Ihren Reihen -, zu lange im Ernstfall. Und jetzt
komme ich dann zu diesem Fall. Die ist zu lange! Wenn der Fahrer merkt, dass es
raucht oder brennt oder glost, muss er die Leitstelle am Karlsplatz anfunken.
Die Leitstelle am Karlsplatz gibt es weiter an die Betriebsinspektion in
Erdberg und erst die entscheidet, ob die Feuerwehr oder Rettung oder wer sonst
immer kommt - oder nicht kommt - und beordert sie zum Einsatzort. Optimal wäre,
und eigentlich vollkommen richtig, dass der U-Bahn-Fahrer auf Grund seiner
Sorge um die Fahrgäste und um seine eigene Gesundheit und sein Leben direkt die
Feuerwehr ruft bei so etwas. Wenn auch die Feuerwehr dann vielleicht drei- oder
viermal umsonst kommt. Aber einmal kommt sie vielleicht zu spät. - Zumindest
sollte nur die Leitstelle am Karlsplatz angefunkt werden und die entscheidet,
wohin die Rettung oder die Feuerwehr kommt. Wir brauchen die Betriebsinspektion
in Erdberg als Letzteinsatzgeber eigentlich nicht. Es geht bei solchen Sachen
um Sekunden, Minuten - nicht um viele -, und hier ist jede Zwischenstation, die
in der Verwaltung verbrodelt wird, eigentlich - ich muss fast sagen - fahrlässig.
Meine Damen und Herren, was hier passiert ist, und
der Zeitpunkt ist ja vollkommen irrelevant, dass überhaupt so etwas passieren
konnte, dass ein Zug zu rauchen begonnen hat in der Station am Rathaus, hier,
dass es hier passiert ist! Und das sind die Sitzreihen. (Der Redner stellt ein drittes Bild auf das Rednerpult.) Wenn da
Leute drinnen gewesen wären! Die Leute sind, wie es angefangen hat zu glosen,
zu rauchen und leicht zu brennen, ausgestiegen, weil der U-Bahn-Fahrer sie
raschest aussteigen hat lassen - richtigerweise. Dann hat er die Leitstelle am
Karlsplatz angerufen. Die haben die Betriebsinspektion verständigt und die
haben ihm den Auftrag gegeben, mit dem bereits rauchenden und glosenden Zug
zurückzufahren zum Karlsplatz, zur Wende. Und bis dahin - und das ist ja
wirklich gefährlich bei einem vollen Zug, das brauche ich Ihnen nicht zu
erzählen - hat der Zug zu brennen angefangen, er war nicht mehr zu löschen. Er
ist dort stehen geblieben und total ausgebrannt.
Meine Damen und Herren! So was darf eigentlich
überhaupt nicht passieren! Ich verstehe es nämlich überhaupt nicht, dass hier
nie irgendwas gemacht worden ist, um diese Verständigungskette zu verkürzen.
Und Sie sehen, was passieren kann, mit einer kleinen Zigarette, mit Staub und Lurch
in Kabelsträngen. Das ist das Ergebnis!
Und das wollen wir nicht für unsere Fahrgäste. Das
wollen wir nicht für die Mitarbeiter der Wiener Linien, meine Damen und Herren.
Und Sie sind aufgefordert, Herr Stadtrat, als Verantwortlicher hier, sogar an zwei
Stellen. Setzen Sie diesen Wartungsdefiziten, den Nichtschulungen der
U-Bahn-Fahrer mit der Feuerwehr gemeinsam ein Ende, diesen Vorgängen bei den
Wiener Linien! Nehmen Sie sich die zur Brust - zum Wohle der Bürger, der
Fahrgäste, dass so etwas in Wien nicht mehr passiert, noch dazu mit Fahrgästen.
(Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Zur Beantwortung der dringlichen Anfrage hat
sich der Herr amtsführende Stadtrat der Geschäftsgruppe Finanzen,
Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke zum Wort gemeldet. - Bitte, Herr
Vizebürgermeister.
VBgm Dr Sepp Rieder:
Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Um an das anzuknüpfen, was mein Vorredner da von sich
gegeben hat. Es hat am 9. April dieses Jahres, veranstaltet von den Wiener
Linien, ein Symposium gegeben unter Beiziehung von internationalen Experten.
Das Ergebnis und die Veranstaltung selbst hat auch im Ausland hohe Anerkennung
gefunden. Es ist dabei um die Frage "Sicherheit im öffentlichen
Verkehr" gegangen.
Ich nenne nur einige der prominentesten Teilnehmer an
dem Symposium, zum Beispiel den Prof Dr Ing Alfred Haag von der
Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen, der sich insbesondere
auch mit dem Problem der Sicherheit im Tunnel im europäischen Vergleich
beschäftigt hat. Da hätten Sie, Herr Madejski, viel dramatischere Bilder sehen
können als die, die Sie hier gezeigt haben von dem Vorfall im Jahr 1991, wo es
Gott sei Dank zu keinen Todesopfern gekommen ist. Er hat auch dargestellt,
welche entscheidenden Verbesserungen hier auf den verschiedensten Gebieten im
Umgang mit dem Tunnelproblem erreicht worden sind.
Es hat sich zum Beispiel dort auch der Prof
Weingarten mit den psychologischen Elementen beschäftigt. Es hat dort der Dipl
Ing Gattermann ein Modell vorgestellt, das sehr eindrucksvoll Möglichkeiten der
Simulation und der Analyse von Vorfällen und der Erfahrungen aus diesen für
weitere Fälle bietet.
Ich persönlich habe mit vielen anderen, die an diesem
Symposium teilgenommen haben, den Eindruck gewonnen, dass tatsächlich auf
diesem Gebiet in den letzten Jahren eine beachtliche Entwicklung erreicht
worden ist, dass man also gegenüber der Situation im Jahr 1991 vieles
dazugelernt hat, und dazu haben nicht nur die dramatischsten Ereignisse, die es
in den großen Tunnels in Europa im Straßenverkehr, aber auch im Zugsverkehr
gegeben hat, beigetragen.
Die Situation sozusagen auf einen Vorfall zuzuspitzen,
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