Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 90
der Arbeiterbewegung haben, sondern weil wir dagegen sind,
dass hier eine neue Institution geschaffen wurde. Wir würden natürlich auch
einen entsprechenden Betrag unterstützen, wenn man der dafür vorgesehenen
Institution, nämlich dem Österreichischen Filmarchiv, zum Beispiel ein
Projektgeld zur Verfügung stellen würde, um eine Dokumentation über den Film
der österreichischen Arbeiterbewegung zu machen. Wir hätten kein Problem damit.
Aber was ist jetzt passiert? - Unsere Befürchtungen
haben sich bewahrheitet. Herr Stadtrat - da Sie hier sind -, Sie sagen immer,
der böse Bund kürzt. Was ist denn hier passiert? - Im Jahr 2000 hat die Stadt
Wien ihren Beitrag für das Österreichische Filmarchiv um 20 Prozent
reduziert, von - ich darf das für damals noch in Schillingbeträgen sagen -
2 Millionen S auf 1,6 Millionen S. (Amtsf StR Dr Andreas
Mailath-Pokorny: Da war ich noch nicht Stadtrat!) 2002 auf - genau, unter
Ihrer Verantwortung! (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Und was war
2001? Was ist geschehen in der Zwischenzeit? Wer hat denn gekürzt?)
Ich rede jetzt nur von der Stadt Wien. (Amtsf StR
Dr Andreas Mailath-Pokorny: Wann ist es gekürzt worden?) Es ist jetzt im
laufenden Budget gekürzt worden. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Es
wurde 2001 gekürzt!) Es ist ... (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Es ist im Jahr 2001 von meinem Amtsvorgänger gekürzt worden und heuer ist es
genauso viel wie im letzten Budget! Tun Sie nicht immer sich selbst Eier
legen!) Nein, tut mir Leid, das stimmt in der Form nicht. Es ist unter
Ihrer Verantwortung, das können Sie - Sie hätten es ja ändern können, es war
Ihr Budget, wenn Sie jetzt schon sagen ... (Amtsf StR Dr Andreas
Mailath-Pokorny: Es ist gekürzt worden im Jahr 2001 von meinem Amtsvorgänger -
Punkt!)
Faktum ist, der Beitrag der Stadt Wien für das
Filmarchiv wurde gekürzt. Gleichzeitig wurde ein neuer Verein geschaffen,
nämlich der Verein des Filmarchivs der Arbeiterbewegung, was den Verdacht nahe
legt, dass Gelder, die dort eingespart wurden, beim Filmarchiv der
Arbeiterbewegung zum Tragen gekommen sind. Das ist der Grund, warum wir diese
Förderung des Filmarchivs der Arbeiterbewegung ablehnen. Wir sind der Meinung,
dass es die Aufgabe der Stadt Wien wäre, das ohnehin Not leidende
Österreichische Filmarchiv zu unterstützen und nicht den Beitrag der Stadt Wien
- wer immer das getan - zu reduzieren, sondern diesen zu erhöhen. Eine
Möglichkeit wäre ... (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny - in Richtung StR
Dr Peter Marboe deutend -: Da ist er!)
Entschuldigung, Sie sind der Stadtrat, Sie können das
ändern. Sie hätten es auch dieses Jahr ändern können, da können Sie sich nicht
aus der Verantwortung herausreklamieren. Ich meine ... (Amtsf StR Dr Andreas
Mailath-Pokorny: Es ist nicht 2002 gekürzt worden, sondern es ist 2001 gekürzt
worden!) Ja, aber 2002 waren Sie verantwortlich. Sie hätten es ändern
können, wenn Sie gewollt hätten. Da werden Sie mir ja Recht geben.
Faktum ist, dass hier mit sehr viel Geld eine neue
Institution gegründet wurde und das Österreichische Filmarchiv weniger Geld von
der Stadt Wien bekommt, statt - das wäre die nahe liegende Lösung gewesen, das
wollte ich noch sagen ... (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Haben Sie
den StR Marboe kritisiert für die Kürzung im letzten Jahr?) Entschuldigung,
ich kritisiere jetzt Sie, weil Sie der amtsführende Stadtrat sind. Ich meine,
wir können jetzt gerne - ich finde es ja toll, dieses ungeheure Bestreben der
Sozialdemokratie, hier die Ära Marboe wieder aufzurechnen. (Amtsf StR Dr
Andreas Mailath-Pokorny: Jedes zweite Wort bei Ihnen ist Marboe!)
Nein, Sie reden immer nur von Marboe, ich habe ja
kein Problem damit. (GR Dr Matthias Tschirf: ... zu Recht!) Er freut sich
ja, zu Recht. Offensichtlich haben Sie wenig vorzuweisen, weil Sie sagen, was
entweder bei Marboe nicht funktioniert hat oder was Sie positiv übernommen
haben - ist ja kein Problem! (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sie
sagen etwas Falsches!) Ich wollte hier an sich nicht die Ära Marboe
aufarbeiten, aber Sie wollen das offensichtlich. StR Marboe wäre auch jederzeit
bereit, die Verantwortung zu übernehmen. (Amtsf StR Dr Andreas
Mailath-Pokorny: Das wäre höchste Zeit!) Das ist kein Problem. (Amtsf StR
Dr Andreas Mailath-Pokorny: Tun Sie! Aufarbeiten!) Das ist kein Problem.
Faktum ist ... (Amtsf StR Dr Andreas
Mailath-Pokorny: Aufarbeiten, richtig! Sehr gescheit! - GR Franz Ekkamp:
Bitte!) Ja, und ich glaube auch, dass es für die Aufarbeitung der Filmgeschichte
der österreichischen Arbeiterbewegung besser wäre, hier einen Projektauftrag an
das Österreichische Filmarchiv zu geben, diesen entsprechend zu dokumentieren
und damit die Infrastruktur des Österreichischen Filmarchivs abzusichern.
Ich sehe aber, dass es hier - und daher werde ich es
mir überlegen, für die Budgetdebatte einen entsprechenden Antrag zu stellen -
seitens der Sozialdemokratie einen ungemeinen Wunsch gibt, vielleicht auch die
Ära Marboe einmal filmisch-elektronisch zu dokumentieren und aufzuarbeiten,
damit wir uns damit auseinander setzen könnten. Wenn Sie das tun wollen, werden
wir einen derartigen Antrag selbstverständlich unterstützen, würden aber
bitten, den Auftrag dem Österreichischen Filmarchiv zu geben, weil sie dort das
Geld dringend brauchen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Dr Michael LUDWIG. Ich erteile es ihm.
GR Dr Michael LUDWIG
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Lieber
Kollege Salcher!
Mich wundert immer, mit welch dirigistischen
Vorschlägen in diesen Bereichen du manchmal kommst. Denn in der Tat ist es so,
dass die Stadt Wien, der Kulturausschuss und auch wir als Vertreter des
Kulturausschusses nicht die Möglichkeit haben, zu sagen, welche Vereine sich
mit welchen anderen Vereinen fusionieren, zusammenschließen oder sonstiges
sollen.
Tatsache ist, es gibt eine bestimmte Anzahl an
Privatpersonen, die sich zu einem Verein zusammenge-
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