Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 90
an - nicht ganz unerhebliche Summen, vor allem, wenn man
bedenkt, wie viele Organisationen in dieser Stadt viel weniger Geld dringend
bräuchten und in ihrer Existenz durchaus gefährdet sind, weil sie nicht einmal
ein Zehntel davon bekommen -, und es scheint nicht möglich zu sein,
herauszufinden, wer hinter diesen ansuchenden Vereinen steht. Ist das so
schwierig?, fragen wir. Ist es so schwierig, uns mitzuteilen, wer im Vorstand
dieser Vereine ist? Ist es so schwierig, uns mitzuteilen, auf welcher Basis,
auf welchem Statut diese Vereine ihre Arbeit machen?
Wir glauben das nicht, und ich glaube nicht, dass es
notwendig ist, dass man einer Oppositionspartei mitteilt: wenn wir dies wissen
wollen, dann sollen wir doch bitte zur Vereinspolizei gehen. Ich halte das für
eine äußerst seltsame Vorgehensweise, die durchaus mein Misstrauen schärft.
Ich erinnere Sie daran, dass einer der im
vorliegenden Akt zu bezuschussenden Vereine, das Filmarchiv der
Arbeiterbewegung, schon im letzten Jahr für ein bisschen Aufregung gesorgt hat.
Das lag daran, dass gerade die nicht ganz unheikle Stelle des Kassiers von
einem Herrn besetzt wurde, der in den letzten Jahren im Zusammenhang mit der
Frage, wie mit öffentlichen Geldern oft umgegangen wird, negativ aufgefallen
ist. Ich sage, er hätte ja Schriftführer werden können, er hätte nicht Kassier
in diesem Verein sein müssen.
Letztes Jahr wurde uns dann zwei Stunden vor dem
Ausschuss zur Kenntnis gebracht, dass ebenjener Herr sich aus dem Vorstand
zurückzieht. Das haben wir auch positiv zur Kenntnis genommen. Aber warum war
es heuer nicht möglich, uns von Seiten des Kulturamts schlicht und ergreifend
zu bestätigen, dass ebenjener Herr nunmehr nicht mehr in der Funktion des
Kassiers in diesem Verein tätig ist?
Das ist wirklich nicht zu viel verlangt, meine ich,
vor allem, wenn es darum geht, dass wir hier sorgsam mit öffentlichen Mitteln
umgehen sollen und möglichst jede Frage, die den sorgsamen Umgang mit diesen Subventionen
betrifft, aus dem Wege räumen sollten. Es sollte wohl ganz selbstverständlich
sein, dass bei diesen Summen volle Transparenz auch für die Mitglieder der
Opposition gegeben ist.
Das ist eine bedauerliche Angelegenheit, und es ist
auch bedauerlich, dass es nicht möglich war, vom Kulturamt Informationen über
die letztjährige Tätigkeit der Vereine zu bekommen. Ich bin überzeugt davon,
dass sie gute Arbeit gemacht haben, aber ich weiß es schlicht und ergreifend
nicht. Ich glaube nicht, dass es zu viel verlangt ist, dass man mir dies
mitteilt. Ich glaube auch nicht, dass es zu viel verlangt ist, dass die Vereine
den Mitgliedern des Kulturausschusses vielleicht hin und wieder eine Einladung
zu ihren Veranstaltungen zukommen lassen. Im Fall der Hobbythek habe ich mich
immerhin schon manchmal selbst davon überzeugen können, dass dort eigentlich
ein ganz lustiges, spannendes Programm abgewickelt wird. Aber warum es im
vorliegenden Fall nicht möglich war, uns diese Informationen zukommen zu
lassen, kann ich nicht verstehen.
Vielleicht liegt es daran, dass diese Vereine - sagen
wir es einmal freundlich - sehr parteinahe sind, nicht nur parteinahe
SPÖ-Vereine, sondern auch ÖVP-nahe Vereine. Ich halte es für äußerst
problematisch, wenn man in allen anderen Fällen den Kulturschaffenden die
strengsten Regeln auferlegt und sie jeden einzelnen Groschen abrechnen lässt,
aber in diesen Fällen nicht einmal die Höflichkeit hat, einer Oppositionspartei
mitzuteilen, wer hinter diesen Vereinen steht. Ich halte das für ein ernsthaftes
Problem und ich sehe in den Gesichtern so mancher SPÖ-Abgeordneter, dass sie
mir vielleicht zustimmen.
Daher werden wir einen Beschlussantrag einbringen,
der folgendermaßen lautet:
"Die Stadtverwaltung möge in Hinkunft den
Mitgliedern des Kulturausschusses die Statuten der um Subvention ansuchenden
Vereine sowie die Namen der Vorstandsmitglieder beziehungsweise im Falle einer
anderen Organisationsform die entsprechenden Daten zur Verfügung stellen."
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung dieses Antrags.
Ich hoffe sehr, dass dieser Antrag von der SPÖ
unterstützt wird. Ich glaube, es wäre ein wichtiger Beitrag zu erhöhter
Transparenz. Im Ausschuss wurde argumentiert: Da werden sich aber alle schön
bedanken. - Es stimmt, ja, Herr Simacek und seine Kollegin, die uns immer die
Akten bringen, tun mir auch jetzt schon Leid. Ich verspreche, ich werde ihm
beim Aktenschleppen helfen, wenn es denn so viel mehr Papier ist. Daran darf
es, glaube ich, nicht scheitern.
Sehr geehrte Damen und Herren! Wir möchten wissen,
wer Gelder in dieser Stadt bekommt und wer hinter diesen Vereinen steht. In
diesem Sinne, und weil die entsprechenden Informationen bei diesem Akt leider
nicht verfügbar waren, können wir diesem nicht zustimmen. - Danke. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Bevor
ich Herrn Dr Salcher das Wort erteile, möchte ich mitteilen, dass der ÖVP-Klub
die Auskunft erteilt hat, dass auch Herr GR Mag Gerstl nicht mitstimmen wird.
Herr GR Dr Salcher, bitte.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Bei diesen drei vorliegenden Geschäftsstücken - wobei
ich nach wie vor sagen würde, es wäre besser, drei Akte anzulegen, weil die drei
Dinge an sich nichts miteinander zu tun haben - haben wir keinerlei Problem mit
dem Verein zur Förderung kultureller Partizipation und auch nicht mit dem
Stadtforum, das sich ja mit Integrationsfragen, Frauenfragen und so weiter
auseinander setzt.
Wir bleiben allerdings - und Frau Kollegin Ringler hat es
das letzte Mal auch so angeschnitten - bei unserer Ablehnung des Filmarchivs
der österreichischen Arbeiterbewegung, und zwar genau mit derselben Begründung,
die sich jetzt übrigens noch verstärkt hat: nicht, weil wir etwas gegen die
Dokumentierung der Geschichte
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