Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 90
leuchtet auch ein, wenn eine
verursachergerechte Müllgebühr eingeführt worden wäre, dass diese einen Lenkungseffekt
in Richtung Einsparung hat, und das wäre im Sinne der Müllvermeidung wirklich
ganz wichtig.
Und, meine Damen und Herren, Sie kündigen
an, 70 Millionen S, leichter gesagt, oder weniger anklingend,
5,1 Millionen EUR, in der Müllvermeidung zu investieren, und die
GRÜNEN möchten diesen Betrag ja noch aufstocken. Ich bin Bankkaufmann und
glaube daher nach wie vor, die beste Möglichkeit, die Leute zum Müllsparen zu
bewegen, ist und bleibt, wenn es sich auch finanziell rechnet. (Beifall bei der ÖVP.)
Die Voraussetzung hierfür ist die
verursachergerechte Abrechnung der Müllgebühren. In diesem Fall ist nicht nur
mit weniger Müll zu rechnen, sondern auch mit einer Entlastung der Bürger von
neuen Gebühren. Vermeidung ist sicherlich das wichtigste Instrument in der
Abfallpolitik, meine Damen und Herren, die Erhöhung der Müllgebühren sollte
aber das Letzte sein. In diesem Lichte, liebe Frau Kossina, ist Ihre Abfallwirtschaftspolitik
zu sehen. Die erste wirklich realisierte Maßnahme Ihres Ressorts im Müllbereich
ist - neben der eher nicht geglückten Präsentation der Strategischen
Umweltverträglichkeitsprüfung - leider die Müllgebührenerhöhung.
Das ist keine glänzende Bilanz,
aber Sie haben mit unserer Hilfe eine - zugegebenermaßen nicht sehr große -
Chance, doch noch Maßnahmen im Müllbereich umzusetzen, die der Bürger auch als
Verbesserung empfindet.
Wir haben einen Antrag gestellt,
so wie in Niederösterreich auch in Wien, wenigstens stadtteilweise Sperrmüllaktionen
durchzuführen, ich denke da gleich an meinen Bezirk. Es gibt die großen
Außenbezirke, wo eine Menge solcher Sperrmüllsachen anfallen, wenn Sie ein
Eigenheim, ein kleines Haus haben, es fällt immer etwas an, das man nicht
unbedingt in den Müllcontainer schmeißen will, und da wäre so eine Sperrmüllaktion
sicher gut, oder Sie wären gut beraten damit, denn da würde es einiges zu
verhindern geben, dass wir nicht alles in den Kellern, in die Hauscontainer
schmeißen müssen. Gerade, weil Sie um 25 Prozent mehr Geld - oder fast
26 Prozent - von den Bürgern für die Beseitigung ihres Mülls verlangen,
sollten Sie sich solchen Servicevorschlägen nicht verschließen und sie rasch
realisieren.
Dasselbe gilt auch für den
Handyschrot. Hier tickt in den Laden der Wiener Haushalte - und das kann ich
Ihnen sicher sagen, ich weiß es auch aus meiner Erfahrung - eine Zeitbombe,
denn dort liegen Dutzende oder Tausende ausgediente Handys, die irgendwann
einmal entsorgt werden müssen und auch sollen. Man sollte da nicht hoffen, dass
die entsprechenden Bestimmungen, die es gibt, eingehalten werden, sondern
schauen, dass die umweltgerechte Entsorgung durch eine eigene Sammelaktion
durch die MA 48 garantiert wird. Es wäre gut, wenn Sie den Bürger über die
bisherig angebotenen Entsorgungsmöglichkeiten, die ja immer wieder auch auf
unsere Anfragen auf uns zukommen, auch wirklich laufend informieren würden. Das
wäre viel wichtiger.
Meine Damen und Herren, die Wiener
Umweltentsorgung steht vor großen finanziellen Investitionen. Da ist zunächst
einmal die Müllverbrennungsanlage, die sich mit 3 bis 5 Milliarden S
oder in Euro 260 bis 370 Millionen EUR zu Buche schlägt. Da lauft bis zum
Jahre 2010 konstant ein Optimierungsprogramm für den Gewässerschutz, das dann
bis dahin Investitionen von 13 Milliarden S oder knapp
1 Milliarde EUR voraussetzt und es ist ja noch eine Biomasseanlage in der
Agenda, die wir ebenfalls mit Milliarden S oder Millionen Euros aufrechnen
können und die sie verschlingen wird.
Um mich nicht hier
misszuverstehen, das sind alles wichtige, wenn auch recht teure Investitionen.
So teuer, dass man sich bei Zeiten überlegen muss, woher doch dieses Geld
kommen soll und da habe ich als Mandatar eine klare Forderung: Dieses Geld darf
nicht aus Gebührenerhöhungen kommen.
Weil wir immer wieder über
Mehrausgaben sprechen. Wir sprachen manchmal davon, ob nicht eine der Ursachen
der vorliegenden Gebührenerhöhung auch sein könnte - mein Kollege Klucsarits
hat es heute schon erwähnt -, dass ziemlich genau vor einem Jahr der Kauf eines
Betriebsgrundstücks in Erwägung gezogen und auch durchgeführt wurde - in meinem
Bezirk noch dazu -, das immerhin 500 Millionen S oder
37 Millionen EUR gekostet hat, und der Kauf dieses Betriebsgrundstücks ist
gegen den Willen der Oppositionsparteien geschehen. Auch das ist eine
Geldausgabe, die nicht unbedingt notwendig war. Ich denke da auch gleichzeitig
an die vom Kollegen Maresch angeführte Werbungskostenkampagne, welche die Frau
Stadträtin in die Tageszeitungen gebracht hat. Auch die kostet eine Menge Geld,
und vielleicht hätte man hier mehr dem wirklichen Müllabfallwirtschaftsproblem
geben können und daher keine Müllgebührenerhöhung machen müssen.
Dieses Geld dürfte nun wirklich
anscheinend fehlen und es wird in diesem Zusammenhang eine für diese
Stadtverwaltung einfache Lösung praktiziert: Die Gebührenschraube wird
angezogen.
Meine Damen und Herren, das ist
nicht das politische Konzept, das diese Stadt braucht. Wir brauchen gut funktionierende
Entsorgungsdienstleister und diese müssen auch dementsprechend dotiert werden,
damit sie ihre Aufgaben auch erfüllen können. Das heißt aber nicht, einen
Freibrief für sämtliche Gebührenerhöhungen auszustellen, sondern das bedeutet,
im Auftrag bei der Verwaltungseffizienz, für die Verbesserung im Umweltbereich
zu sorgen und die Abfallwirtschaftspolitik nicht auf Gebührenerhöhungen zu
reduzieren. - Ich danke Ihnen. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächste Rednerin
ist Frau GRin Reinberger gemeldet. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Brigitte Reinberger (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Herr Kollege Hufnagl hat die Gebührensteigerung um fast
26 Prozent in erster Linie mit der Unterdeckung begründet, dann so leise
etwas von Investitionen gesagt und dann in erster Linie die künftigen
steigenden Bundes-ALSAC-Beiträge als Hauptgrund genannt. Nun ja, es
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