Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 90
Schluss -, so geht das nicht.
Also, denke ich mir, hat man in der Stadtverwaltung da ein paar nette Vokabel
dazugefügt. Der Kollege Stürzenbecher hat es letztes Mal anders probiert, aber
diesmal hat der von mir wirklich geschätzte Vorsitzende gemeint, es ist sozial
verträglich und ausgewogen. Was sozial verträglich ist, darüber kann man
streiten. Also, ich glaube nicht, dass jetzt sozusagen das, was Kollege Schock
gesagt hat, dass jetzt plötzlich bei 550 bis 620 Schilling pro Jahr die
Leute gleich den privaten Ausgleich anmelden müssen, aber Faktum ist, es ist
teurer geworden, und zwar doch um einiges, um den so genannten berühmten
Eislutscher von der Frau Stadträtin.
Ausgewogen, das kann schon sein,
aber im Grunde genommen ist es teurer geworden und da sagen wir von vornherein,
falsche Müllpolitik führt dazu, dass es unter anderem auch teurer geworden ist.
Dann habe ich mich jetzt
vielleicht auch nur verhört: Seit 1993 gibt es verschiedene Dinge, die da an
Investitionen gekommen sind in dem Bereich, die letztendlich für die
Müllgebührenerhöhung verantwortlich sind, und dann zählt der Herr Vorsitzende
auf: Kompostwerk, Schafflerhof und Lobau und Streusplitt und Splitting und ein
paar andere Dinge dazu und den Index und meint - vielleicht habe ich mich da
auch nur verhört -, alles in allem hätte es Investitionen in dem Bereich von
einer halben Milliarde S gegeben. Jetzt sage ich einmal, in neun Jahren
eine halbe Milliarde S ist nicht wirklich berühmt. Also, da denke ich mir,
ich hoffe, ich habe mich verhört, aber es ist nicht wahnsinnig viel und würde
eine solche Gebührenerhöhung nicht wirklich rechtfertigen.
Also, wie gesagt noch einmal: Die
Preise in den schwarz oder schwarz-blau regierten Städten sind zweifelsohne
weitaus höher. Es gibt auch zum Teil private Müllentsorgung und die will schon
auch was verdienen. Da ist Wien sicherlich besser. Wien ist aber sicherlich
nicht besser beim Restmüllaufkommen und da ist noch einiges zu tun und da wäre
Investition wichtig gewesen. Aber die Investition ist da nicht gekommen,
sondern ganz woanders und wir glauben, es ist besser, nicht in Verlagsserien zu
investieren, im Standard, sondern in die Müllvermeidung. Da sind die Millionen
oder die Hunderttausende an Schillingen besser aufgehoben, denn letztendlich
wurde die Verlagsserie auch aus dem Müllvermeidungsbudget bezahlt. – Danke
schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner
ist Herr GR Parzer gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Robert Parzer (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr
Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Meine Damen und Herren von der
Sozialdemokratie, ich würde jetzt einmal das Ganze ein bisschen mit Humor
sehen. Sie könnten sich beispielsweise Folgendes sagen: Wir haben für die
Wiener und Wienerinnen zwei Nachrichten. Eine gute Nachricht und eine schlechte
Nachricht. Die schlechte Nachricht: Die Tarife von Wiener Linien und Müllgebühren
werden steigen. Nun aber die gute Nachricht: Die Fahrscheine steigen um
37,6 Prozent und die Müllgebühren um nur knapp 26 Prozent. Das könnte
eigentlich eine Argumentationslinie sein. Aber die Sache hier, meine Damen und
Herren, ist viel zu ernst, um es mit Humor zu sehen. Was sich da an Belastungen
für die Wiener zusammenbraut, meine Damen und Herren, werden Sie selbst mit
Humor den Wienern nicht wirklich verkaufen können, zumal doch die SPÖ immer
wieder die derzeitige Bundesregierung als Belastungsregierung hinstellt und
versucht, sich selbst den Nimbus einer Partei, die den Bürgern finanzielle
Belastungen ersparen würde, zu geben.
Meine Damen und Herren, in zwei
Tagen ist es so weit, die Tarife der Wiener Linien werden angehoben. Doch schon
über den nächsten Belastungsschock, meine Damen und Herren, der in kürzester
Zeit auf uns zukommt, nämlich die Müllgebühr, sprechen wir heute.
Sie werden erhöht. 3 bis
5 EUR kostet das jeden Haushalt pro Monat. Das scheint im ersten Moment ja
nicht sehr viel zu sein, aber in Summe haben wir hier für die Wiener ein
ziemliches Belastungspaket losgelassen. Und alles aufzuzählen, was noch kommen
könnte, das wäre ja wirklich müßig, weil wir in diesem Hause in Zukunft
sicherlich noch öfters Gelegenheit haben werden, über Preiserhöhungen, die auf
uns zukommen, zu diskutieren, denn eines ist schon klar - so hoffe ich - die
Müllgebühr wird sicher nicht die letzte Erhöhung sein.
Es ist natürlich so - und da muss
ich sagen, Gott sei Dank -, dass Sie als Stadtregierung nicht alle
Steuerschrauben betätigen können, wie es Ihnen lieb wäre. Daher sehe ich schon
ein, dass Sie einiges über die Müllgebühren versuchen, die ja nicht unmittelbar
dem Bürger anfallen oder auffallen, weil sie in der Betriebsabrechnung in einem
großen Komplex enthalten sind und diese kaum von Mietern oder Wohnungsbenützern
oder -besitzern überprüft wird. Die Müllsteuer ist nicht so plakativ, aber sie
wirkt.
Da haben Sie sich bei den
Straßenbahntarifen wesentlich leichter getan und deshalb haben Sie auch diese
auch etwas früher der Bevölkerung kundgetan. Aber diese taktischen Überlegungen
werden Sie nicht vor der Frage bewahren, wieso gerade die SPÖ eine derartige
unsoziale Abgabenerhöhung ansetzt. Eine Erhöhung von Tarifen, die alle trifft,
ob sie nun sozial schwach sind oder nicht, ob jung oder alt. Da haben Sie
Belastungen getroffen, die jene Umweltbewegten, die auf die Autofahrt
verzichten und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, treffen, und Sie
treffen auch die umweltbewussten Mitbürger dieser Stadt, die sich überlegen,
wie man wirklich weniger Müll produzieren kann. Diese werden deshalb getroffen,
weil es für die Zukunft leider noch keine konkreten Maßnahmen in der
Müllverwertung gegen das steigende Müllaufkommen gibt.
Meine Damen und Herren, wer mehr Abfall produziert, soll
auch mehr zahlen. Das leuchtet ein, und es stellt sich mir die Frage, warum
hier keine Änderung erfolgen kann. Es stellt sich auch die Frage, warum die
Verantwortlichen in dieser Stadt nicht schon längst Konzepte auf den Tisch
gelegt haben, dies zu verhindern. Es
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