Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 90
(Beifall
bei der SPÖ.)
Die Frage nach der privaten
Einsammlung von Hundekot ist deswegen eigentlich lächerlich, weil das ja von
der MA 48 in ihrer Systemreinigung miterledigt wird. Ein Doppelsystem der
Hunde wegen zu errichten, hieße den Bock zum Gärtner zu machen, also auch diese
kleine Sehnsucht nach ein bisschen Privatem beim Hundekot sollte man eher auf
dem Schindanger der Lächerlichkeit begraben.
Meine Damen und Herren, ich darf dem Gemeinderat noch
eine ganz wesentliche oppositionelle Spitzenleistung zur Kenntnis bringen. Die
populistische Maximalforderung eines Oppositionssprechers, Mag Kabas, in seiner
Presseaussendung vom 4.2.2002, also knapp am April-Scherz vorbei, bringt dies
zum Ausdruck. Er titelt: "Nein zur Erhöhung der Müllgebühren, Ja zu einer
allgemeinen Gebührensenkung in Wien."
Nun, das würde dem Kollegen Kabas
und den Freiheitlichen so passen. Auf der einen Seite kann Wien vertragstreu
zusammen mit den anderen Bundesländern einen maßgeblichen Beitrag im Sinne des
Stabilitätspakts zur Gewährleistung des Nulldefizits des Ministers Grasser
erbringen und auf der anderen Seite wird die Finanzkraft Wiens durch eine
undifferenzierte spürbare Gebührensenkung so ausgedünnt, dass die Handlungsfähigkeit
Wiens damit in Gefahr gerät. Und eines ins Stammbuch der Freiheitlichen: In
diese simple fiskalische Doppelmühle fallen wir Ihnen nicht hinein, gerade im
Ansehen der derzeitigen Bundespolitik werden wir als Wiener SPÖ alles tun, um
die finanzielle Selbstständigkeit und die autonome Handlungsfähigkeit dieses
herrlichen Wiens und seine Entwicklung weiterhin sicherzustellen. Da gehen wir
Ihnen nicht auf den Leim, ein finanzielles Aushungern Wiens werden wir nie und
nimmer zulassen. (Beifall bei der SPÖ.)
Noch ein paar Sätze zu einem eher
unrealistischen Kapitel, nämlich der grünen Abfallpolitik. (GRe Mag Rüdiger Maresch und David Ellensohn: Aha, oh!) Bekanntlich
ist die grüne Fraktion nicht nur gegen eine neue Müllverbrennungsanlage, sie
ist auch für die baldige Schließung des Flötzersteigs und gleichzeitig meint
sie, dass man mit Vermeiden im Großen und Ganzen dieses Kapitel ja lösen
könnte. Die Tatsache, dass nach dem Abfallwirtschaftsgesetz Hausmüll ab Ende
2008 überhaupt nicht mehr deponiert werden kann und ab 2004 bereits nur mehr
sortiert und behandelt deponiert werden darf und dies dann nur mehr mit einer
Verordnung des Landeshauptmannes überhaupt bis 2008 verlängerbar ist, wird von
den GRÜNEN einfach ausgeblendet. Auch die gesicherte Erkenntnis der
Strategischen Umweltprüfung Abfallwirtschaft, dass das Restmüllaufkommen trotz
intensiver zusätzlicher Vermeidungsmaßnahmen bis 2010 um mindestens
14 Prozent ansteigen wird, wird ebenso nicht zur Kenntnis genommen. (GR Mag Rüdiger Maresch zeigt dem Redner
eine Broschüre und ruft: Glauben Sie das!) Kollege Maresch, da brauchen Sie
gar nicht das dicke Konvolut des wirklich profunden jahrelangen
Analyseprozesses der Strategischen Umweltprüfung gelesen haben, da brauchen Sie
nur die fünf Seiten der Zusammenfassung zur Hand genommen haben, wo es auf
Seite 1 lautet: "Mengen 2010 mit zusätzlichen realistischen Maßnahmen
zur Abfallvermeidung und zur stofflichen Verwertung gemäß dem Wiener Abfallwirtschaftsplan
zur Grundlage gelegt."
Und das schaut so aus: Von der
Ausgangsmenge im Jahr 2010 her mit 1 096 000 Tonnen wird es mit
dem Gewerbemüll von 682 000 Tonnen zusammen eine Steigerung auf
1 778 000 Tonnen geben. Das sind blöderweise
219 000 Tonnen mehr, ist gleich 14 Prozent mehr.
Kollege Maresch, meine Damen und
Herren von der grünen Fraktion! Für eine Schlüssigkeit Ihrer Müllphilosophie
fehlt Ihnen ein einziges entscheidendes Element, und das findet sich, für Sie
natürlich unerfreulicherweise, eher im Kirchenrecht als Erklärung für
unerklärliche Phänomene: Ihnen fehlt schlicht und einfach ein Wunder. Und das
Stück heißt nicht "Alice und Maresch im Wunderland", das Stück heißt
"Realistische und problemorientierte Bewältigung der Wiener
Abfallwirtschaft". Soweit zur eindimensionalen Gebetsmühle unserer
Ökofundis: vermeiden, vermeiden, vermeiden.
Hoher Gemeinderat, abschließend
und zusammenfassend kann festgehalten werden: Die Leistungen der Wiener
Abfallwirtschaft sind national, wie international betrachtet, vorbildlich und
wegweisend. Seriöse Umfragen unter der Bevölkerung signalisieren, dass über
80 Prozent der Wiener dieser Abfallwirtschaft ein sehr gutes oder
zumindest ein gutes Zeugnis ausstellen. Die Erzeugung und der Vertrieb des
Komposts in Wien erfolgt ebenso gratis wie die Einsammlung, Verwertung und Behandlung
der einzelnen Fraktionen Altpapier, Metall, Weißglas, Buntglas, Kunststoff und
die bereits von mir erwähnte Biotonne.
Um diesen Qualitätsstandards
weiter entsprechen zu können, ist der vorliegende Antrag von 25,9 Prozent
Anhebung der Abgabe für Restmüll im Sinne bestmöglicher Sauberkeit und Hygiene
dieser Stadt einfach unerlässlich.
Die beantragte Erhöhung deckt nur
die allgemeine Teuerung der letzten neuneinhalb Jahre ab und die Bundesabgaben
im Sinne des ALSAG, wie ich es bereits dem Kollegen DDr Schock am Beginn
erläutert habe. Nur mit einer wirklich ausgewogenen Gebührensituation, auch im
Bereich der Abfallwirtschaft, ist eine weitere optimale Entsorgungssicherheit
als wichtiger Teil unserer kommunalen Daseinsvorsorge gesichert.
Ich bitte daher um breite
Zustimmung des Gemeinderats und danke dem geschätzten Auditorium für die Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner
ist Herr GR Mag Maresch gemeldet. Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen,
Sie haben noch eine Restzeit von 11 Minuten.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr
geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Berichterstatter!
Also, es steht uns nicht an zu loben, dass die Männer - es
sind hauptsächlich Männer im orangen Gewand - meinem Wissen nach natürlich
hervorragende Arbeit für
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular