Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 90
konservativ nationaler Kommunen.
Die Freiheitlichen und die Wiener Volkspartei haben
daher mangels besserer Beispiele überhaupt keine sachliche oder politische
Berechtigung, ihre künstliche Erregtheit wegen der heutigen Müllgebührenbeantragung
aufrecht zu halten. So schaut es in Wahrheit aus! (Beifall bei der SPÖ.)
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass für die
gleiche Entsorgungsleistung - 120 Liter Restmüll - im CDU-regierten
Frankfurt am Main 4,80 EUR verlangt wird, unter dem ehemaligen
CDU-Bürgermeister Dippgen in Berlin voriges Jahr bereits 5 EUR verlangt
wurden und im konservativ freisinnigen Zürich 5,20 EUR, dort sogar für
einen 110 Liter-Sack. Also auch der internationale
Preis-Leistungs-Vergleich der Wiener Abfallwirtschaft ist durchaus herzeigbar.
Wir stehen sensationell da und das sollte uns eigentlich mit berechtigtem
Stolz, statt mit ständigem oppositionellem Lamento erfüllen! (Beifall bei der SPÖ.)
Apropos Opposition, Dr Bernhard Görg. Ich freue mich,
dass er anwesend ist. Ich denke, wir sollten ihm, solange er von seiner Partei
noch im Gemeinderat akzeptiert wird, ein paar Sätze widmen. (Heiterkeit des GR DDr Bernhard Görg.) Dr
Görg hat schon in seiner ersten Rede nach der eher glücklosen Gemeinderatswahl
vom 25. März des Vorjahrs mit sehr ernsten Worten vor einer wahren
Gebührenlawine in Wien gewarnt. (GR
Walter Strobl: Richtig!) Na, geworden sind es - nämlich was wirkliche
Breitenwirksamkeitsgebühren sind - in Wirklichkeit zwei Schnellbälle, nämlich
die knapp 7-prozentige Erhöhung für die allermeisten Benützer der Wiener Linien,
nämlich die Netzkartenbesitzer, und eben die heutige Müllgebühr. Der
Kleinkunstpreis in der Kategorie self-fullfelling prophecy geht daher leider
nicht an den Noch-Obmann der Wiener ÖVP. Stattdessen hat er jede Menge von
Rücktrittsaufforderungen von den Döblinger, Währinger, Ottakringer und
sonstigen konservativen Stadtregimentern erhalten.
Einige wenige Gedanken zum an und für sich sehr
liebenswerten Umweltsprecher der Österreichischen Volkspartei, zum Kollegen
Klucsarits. Kollege Klucsarits hat im Ingrimm einer Pflichtleistung eines
Oppositionspolitikers in der Presseaussendung vom 3. Mai, verschärfter
noch in der vom 8. Mai, geschrieben: "Die Erhöhung der Müllgebühren
ist unverschämt. Einsparungspotenziale wären vorhanden. Andere Kommunen und
Gemeinden in Österreich können Wien als Beispiel dafür dienen, wie
Müllbeseitigung auch in unserer Stadt effizienter und billiger zu
bewerkstelligen wäre." - Na die billigeren Beispiele, glaube ich, habe ich
sattsam und detailliert angeführt.
"Ich fordere daher StRin Kossina auf, sich
endlich Gedanken über sinnvolle Strukturierungen und Teilprivatisierungen im
Abfallwirtschaftsektor zu machen." - Nun, da muss ich sagen, lieber
Kollege Klucsarits, deine Lernfähigkeit ist eher eine überschaubare, denn im
November vorigen Jahres hat der gleiche Gemeinderat mit seinem Mitstreiter
Robert Parzer eine Anfrage an die Stadträtin gerichtet, was denn alles bei der
Wiener Abfallwirtschaft, wenn schon nicht direkt privatisiert, dann ein bisserl
teilprivatisiert werden könnte, und wenn nicht teilprivatisiert, so nehmen wir
zumindest private Müllentsorger in einen Leistungsverbund zur 48iger herein.
Das waren sechs Fragen, die dann auch von der Stadträtin sehr rasch und sehr
detailliert beantwortet wurden.
Die Frage, welche Bereiche die 48iger schon derzeit
an Private vergibt, wurde wie folgt beantwortet: "Die MA 48 -
Abfallwirtschaft vergibt derzeit zahlreiche Leistungen an Private. Zu diesen
Leistungen zählen die Sperrmüll- und Problemstoffentsorgung, Teilbereiche der
Altpapiersammlung, diverse Transportleistungen, aber auch der Winterdienst und
die Fahrzeugabschleppungen." Und bei der Frage, "Wie hoch ist denn
das Wertvolumen dieser Fremdvergaben?" kommt bitte, meine Damen und
Herren, ein gewaltiger Betrag von 835 Millionen S, immerhin
60,6 Millionen EUR, im Jahr 2000 heraus.
Kollege Klucsarits, mit der heutigen Ablehnung der
Müllgebührenerhöhung wird auch der von dir so stark vertretenen
Privatwirtschaft die Chance genommen, durch weitere adäquate Beauftragungen an
diesem gesicherten Einnahmenkuchen der 48iger zu partizipieren. Deine Rede
heute war nicht wirklich im Sinne der Wiener Privatwirtschaft! (Beifall und Heiterkeit bei der SPÖ.)
Und jetzt zur alles entscheidenden Frage, warum denn
nicht ein wesentlicher Teil der Müllentsorgung oder zumindest der Einsammlung
der Fraktionen Papier, Glas, Metall und so weiter an Private vergeben wird. Die
Antwort ist, und sie wird halt von der ÖVP nicht so gerne akzeptiert,
wenngleich sie tatsachenkonform ist: Im Bereich der Altpapiersammlung sind in
den Jahren 93 bis 95 die erforderlichen Sammelaufgaben überwiegend von
Privaten übernommen worden. Die Altpapiersammlung durch Private musste
allerdings auf Grund unzureichender Servicequalität und damit verbundener
zahlreicher Beschwerden seitens der betroffenen Bürger wieder zurückgenommen
werden.
In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass die sukzessive
Übernahme der Altpapiersammlung durch die 48er ohne zusätzliche
Personalaufnahmen bewältigt werden konnte. Das heißt, auch die immer wieder erhobene
Forderung der ÖVP, tut doch rationalisieren, hat in Wahrheit stattgefunden. Es
wurden die Sammelstrecken rationalisiert, es wurde die Systemsammlung
effizienter gestaltet durch eine Verbesserung der Logistik, es wurden die
Sammelleistungen pro Müllaufleger vom Jahre 1994 bis 2001 mit immerhin
195 000 Kilogramm pro Mitarbeiter, das sind 23 Prozent, gesteigert.
Und ich glaube, es steht jetzt an, nachdem drei Oppositionsabgeordnete nur
negative Analysen gefunden haben, zu sagen, unsere Männer, und das sind
weitestgehend Männer, im orangen Overall, egal ob sie hinter einem Besen, einer
Kehrmaschine, am Volant eines Müllsammelfahrzeuges oder als Müllaufleger
arbeiten, sind ganz verlässliche und hervorragende Mitarbeiter dieser Stadt und
haben einmal einen pauschalen Dank und eine Anerkennung durch den Gemeinderat
wohl verdient.
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