Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 90
so wie jetzt schon die Wassersteuer oder auch die
Kanalsteuer. Damit wird die Müllgebühr mit dem heutigen Beschluss auch zu einer
wirklichen Müllsteuer. In Zahlen ausgedrückt, weil das ein bisschen abstrakt
ist, werden in Zukunft pro Jahr etwa 400 Millionen S von den
Müllgebühren abgezweigt. Also 400 Millionen S pro Jahr werden aus
dieser neuen Steuer zur Finanzierung des Allgemeinen Haushalts abgeschöpft.
400 Millionen S, die die Wienerinnen und Wiener unter diesem Titel
"Müllgebühr" zahlen müssen, die aber gar nicht zweckgebunden für die
Abfallwirtschaft aufgewendet werden.
Insgesamt, wenn man jetzt Wasser, Kanal und Müll
zusammennimmt, dann werden es ab dem nächsten Jahr 1,5 Milliarden S
sein, die aus den Gebührenhaushalten in das Allgemeine Budget abgeschöpft
werden. Die Wiener werden unter dem Titel "Wasser-, Kanal- und
Müllsteuer" in Wien 1,5 Milliarden S zur Finanzierung des
Allgemeinen Haushalts beitragen müssen.
Meine Damen und Herren! Es war zuerst einmal die
Wiener Stromsteuer, die bereits am 1. November eingeführt wurde und auch
die Müllsteuer heute bringt natürlich eine massive Verteuerung der
Betriebskosten beim Wohnen. Die Wassersteuer und die Kanalsteuer haben bereits in
der Vergangenheit diese Betriebskosten im Ausmaß von 1 Milliarde S
pro Jahr deutlich erhöht. Es wird auch beim Wasser und Kanal - und das soll
hier auch am Rande angemerkt werden - natürlich weitere Erhöhungen geben. Es
ist auch nicht wirklich glaubhaft eine weitere Erhöhung beim Wasser und beim
Kanal ausgeschlossen worden. Die Frau Umweltstadträtin hat gemeint, dass
derzeit keine Erhöhung geplant ist. Der Herr Finanzstadtrat hat gemeint, vor
einer Erhöhung müssen alle Sparpotenziale ausgereizt werden. Genau diese
Argumente sind hier auch noch vor zwei, drei Monaten bei der Müllsteuer
gefallen. Genau mit diesen gleichen Argumenten wurde auch noch vor einigen
Monaten diese heutige drastische Erhöhung abgeleugnet. Heute haben wir sie
schon auf der Tagesordnung. Ich persönlich glaube diesen Argumenten nicht. Ich
rechne auch mit einer Erhöhung der Wasser- und der Kanalsteuer in diesem
Gemeinderat.
Meine Damen und Herren! Wir sollten aber, und ich
habe an den Zwischenrufen gemerkt, dass das Interesse dafür vorhanden ist, doch
auch diese Schwerpunktdebatte ein bisschen zu einer finanz- und auch
sozialpolitischen Zwischenbilanz dieses ersten Jahres der Stadtregierung
nutzen.
Als eine der ersten Maßnahmen sind ja die Mieten im
sozialen Wohnneubau angehoben worden, und zwar durch die Kürzung der
Wohnbauförderungsmittel. Diese Kürzung der Wohnbauförderungsmittel in Wien
bewirkt, dass die Mieten im sozialen Wohnneubau um etwa 500 S pro Monat
ansteigen werden. Es gibt also durch diese Maßnahmen der Stadt eine höhere Mietbelastung
von 500 S pro Monat oder 6 000 S pro Jahr.
Der nächste Schritt war am 1. November des
Vorjahrs die neue Stromsteuer, in der vorigen Sitzung des Gemeinderats war es
die Tariferhöhung bei den Wiener Linien und heute kommt die neue Müllsteuer
hinzu. Rechnet man das alles zusammen, dann bringen diese Maßnahmen für einen
durchschnittlichen Haushalt in etwa eine Mehrbelastung in der Höhe von
4 000 S pro Jahr. Wenn eine Familie eine neue Wohnung findet, die
bereits auf Grund der verschlechterten neuen Wiener
Wohnbauförderungsrichtlinien errichtet worden ist, dann muss diese Jungfamilie
zusätzlich 6 000 S an Wohnkosten verkraften, also 4 000 S
an Betriebskosten, an Tariferhöhungen und 6 000 S an höheren Mieten
im sozialen Wohnungsbau, also insgesamt 10 000 S an Mehrbelastung.
Wenn diese Familie dann auch noch Kinder hat, wenn
sie sich den Luxus leistet, Kinder zu haben, dann wird sie noch einmal
bestraft. Wir haben auch in einer der letzten Sitzungen die städtischen
Kindergartengebühren massiv auf bis zu 2 700 S im Monat angehoben.
Die Stadt verteuert auch die privaten (GR
Heinz Hufnagl: Bis zu 1 000 EUR Einkommen im Monat wurde es gratis
gemacht! Bis zu 1 000 EUR gratis!) und die konfessionellen
Kindergärten, weil die Stadt auch die Kinderbetreuungsmittel, die
Förderungsmittel gekürzt hat. Daher werden auch die privaten und die
konfessionellen Kindergärten ihre Beiträge der Eltern verteuern müssen.
Meine Damen und Herren! Die Regierung hat hier in
diesem Bereich mit dem Kindergeld auch einen anderen Weg beschritten. (GR Heinz Hufnagl: Ja, für die
Wohlhabendsten! Für die Wohlhabendsten!) Seit Beginn des heurigen Jahres,
seit 1. Jänner, werden auch Wiener Jungfamilien durch dieses Kindergeld
massiv unterstützt. Wir haben gefordert und gemeint, dass da natürlich alle
zusammen etwas beitragen müssen. Wir haben gemeint, dass auch die Stadt diese
neue Familienpolitik abstützen soll, indem sie etwa die Kindergartenplätze
kostenlos zur Verfügung stellt, so wie auch in anderen Bundesländern. Dieser
freiheitliche Vorschlag liegt auf dem Tisch und was tut die Stadt? - Sie macht
das Gegenteil, sie verteuert sogar die Kindergartenplätze in Wien! Das, meine
Damen und Herren, ist sicher der falsche Weg!
Meine
Damen und Herren! Die Müllgebührenerhöhung hat auch die Arbeiterkammer
kritisiert. Es ist oft argumentiert worden und das haben auch meine Vorredner
hier vorgebracht, dass die Müllsteuer vernachlässigbar ist. Nimmt man hier die
Berechnungen der Arbeiterkammer etwa, dann bedeutet diese Müllsteuererhöhung
eine Mehrbelastung in der Höhe von 550 S pro Jahr. Nach den Berechnungen
der Arbeiterkammer macht der heutige Beschluss für einen durchschnittlichen
Haushalt 550 S pro Jahr aus. Die MA 48 hat sogar selbst berechnet,
dass diese Mehrbelastung bis zu 620 S ausmachen kann.
Es ist dieses erste Jahr der neuen Stadtregierung, dieser
neuen absoluten Mehrheit, auch dadurch gekennzeichnet, dass all diese
Maßnahmen, diese neuen Gebühren und Steuern, natürlich keine soziale Staffelung
kennen. Es gibt bei der Wassersteuer keine Staffelung, es gibt bei der
Kanalsteuer keine Staffelung, auch bei der Stromsteuer ist eine solche nicht
vorgesehen und auch bei der Müllsteuer heute gibt es keine soziale Staffelung.
Jeder Haushalt muss diese Steuer in der gleichen
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