Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 90
glaube ich! Da sind wir einer Meinung, genau. Ausnahmsweise
bin ich mit Herrn Prochaska einer Meinung: Übermut tut selten gut. Genau.
Aber dann habe ich eine Anfrage - sie ist nicht vorgelesen
worden - an die Frau Stadträtin gerichtet und sie hat mir eine ganze Liste geschrieben,
warum jetzt die Müllgebühren teurer werden. Davon möchte ich ein paar Dinge nennen.
Genauer gesagt war das Datum der 21. März. Also, das ist jetzt schon
einige Zeit her, ein paar Monate, nicht wirklich lange. Damals waren die
Müllgebühren wahrscheinlich noch terminisiert, vielleicht so auf 12,
13 Prozent, die wachsen ja beständig, so ist das irgendwie, und
Zellteilung, man weiß ja, das wird immer mehr. Dann gibt man ein bisschen Wärme
dazu, dann wächst es noch schneller. Es geht eigentlich so wie mit dem Ozon.
Das wird auch jedes Jahr ein bisschen mehr.
Also was sind die Gründe für die Müllgebührenerhöhung?
1. Die Splitting-Anlage.
2. Die Forschung.
3. Die Müllvermeidung! Das finde ich total gut. Die
Müllvermeidung, die im Grunde genommen die Kosten einschränken sollte, wo wir
wissen, dass sie nicht budgetiert worden ist und im Grunde genommen eigentlich
bei den Müllvermeidungsmaßnahmen ein Rückgang zu verzeichnen ist. Die
70 Millionen S, die durften wir uns ja aufzeichnen. Ich habe mir
daheim auf einem großen Zettel "70 Millionen S Müllvermeidung"
aufgeschrieben, und den habe ich dann weggeschmissen, weil genau das die
Sozialdemokratie mit mir gemacht hat. Im SOB stehen 70 Millionen S
mehr an Müllvermeidungsmaßnahmen und dann haben wir es wegg'haut. Gibt's nicht.
Gut. Also das war es nicht.
Dann Forschungsvorhaben Biogasanlage. Eine tolle
Angelegenheit, da sind wir sehr dafür.
Dann haben wir noch die Teuerungsraten beim Personal
und bei den Betriebskosten. Mich würde wirklich interessieren, ob die Männer im
orangen Anzug in den letzten neun Jahren tatsächlich in Summe 25,9 Prozent
Lohnerhöhungen bekommen haben. Ich bezweifle das.
Last but not least ein paar andere Dinge noch: Mistplätze,
Fuhrpark, eine Waschanlage, bessere EDV, Altglassammlung, Bürgeranliegen! Also,
wenn sich jetzt die Bürger an die MA 48 wenden, dann kostet das natürlich
was und deswegen wird der Müll teurer. Besser sie sind still, dann ist es
billiger.
Ganz am Schluss noch heißt ein ganz wichtiger Punkt
und der geisterte durch alle Medien: Die Altlasten sind so teuer geworden.
Jetzt habe ich zu den Altlasten - und heute werde ich Sie auch noch einmal
quälen - schon ein paar Mal gesprochen, und es ist immer so: Säumigkeit, Säumigkeit,
Säumigkeit. Man kann natürlich auch sagen, es waren keine
Müllgebührenerhöhungen notwendig, weil auf diesem Sektor einfach nichts gemacht
worden ist. Das ist immer gut: Man macht nichts, es kostet nichts und schon
wieder was erspart.
Also noch einmal: Bei den Altlasten ist es so, dass
bei denen, die jetzt angegangen werden, die Gemeinde Wien 5 Prozent zu
berappen hat und die anderen 95 Prozent die Republik bezahlt. Lange hat es
gedauert, aber es ist so. Diese ganze Latte von Dingen muss herhalten, um für
die Müllgebührenerhöhung zu gelten.
Wenn man sich alle einzelnen Punkte anschaut, dann
wird man sie mehr oder weniger im Budget finden und es ist dort budgetiert. Das
heißt, eigentlich gibt es da den Schluss, dass das Budget dafür verantwortlich
ist, dass wir jetzt eine Müllgebührenerhöhung haben. Also habe ich mir das
Budget angeschaut und wieder einmal herausgefunden: Diese Geschäftsgruppe ist
etwas mehr ausgeplündert worden als alle anderen, und zwar mit 9 Prozent.
2,5 Prozent waren der Durchschnitt, damit die Gemeinde Wien oder genauer
gesagt das Land Wien Herrn Grassers Nulldefizit ein bisschen mit unterstützen
kann und einen Überschuss herauswirtschaften darf. Also kann man durchaus
herunterbrechen und sagen: Es wären für die einzelnen Dinge mehr Budgetmittel
vorhanden gewesen, und da bin ich sicherlich ganz d´accord mit der Frau
Stadträtin, denn sie hätte sich auch mehr Budget gewünscht, aber das hat es
nicht gespielt, wie die Wiener sagen. Gut. Also ist letztendlich Budgetpolitik
für die Müllgebühren verantwortlich. Was man sich nicht holen konnte bei den
Budgetverhandlungen, das muss jetzt aus den Taschen der Bürgerinnen und Bürger
heraus. Und da ist es natürlich so ein bissel ein Lamento gegenüber der
Bundesregierung, muss man sagen, die natürlich die Leute ganz schön mit einer
netten Sache oder Grauslichkeit nach der anderen zur Kasse bittet. Die Stadt
Wien mag auch ein bissel grauslich sein, also erhöhen wir zuerst einmal die
Wiener Linien, ein bissel die Bäder, dann ein bissel die Müllgebühren, und ein
paar andere werden schon noch kommen. Gut.
Was ist bis jetzt dazu passiert? - Also, wie gesagt,
schlechtes Management im Vorfeld, eine Zahl nach der anderen, immer mehr und
jetzt haben wir sozusagen den Salat: Insgesamt 25,9 Prozent bei einem Deckungsgrad
von 81,66 Prozent.
Was fällt dazu der ÖVP ein? - Der Kollege Klucsarits,
der immer alles früher weiß als ich - zumindest sagt er das immer in den Medien
-, hat schon vorher gewusst, dass an der Müllgebührenerhöhung eigentlich schuld
ist, dass Wien in diesem Bereich nicht privatisiert. Gut, denke ich, das sagt
der Herr Klucsarits in den Medien. Das hat nicht wahnsinnig viel Widerhall
gehabt. Der Herr Nettig ist ihm beigesprungen und hat auch gemeint: Ja,
eigentlich gehört in dem Bereich ein bissel privatisiert. Privatisieren ist
immer gut, nämlich für die Privatisierer. Im Müllbereich kann man schon einiges
verdienen. Das ist ja nicht so. Das sieht man in anderen Ländern auch.
Wenn man sich also jetzt die Müllpolitik oder wenn man so
will die Politik, die die Stadträtin oder die Stadt Wien oder die demütige SPÖ
betreibt - wie man will -, anschaut, dann muss man sagen: Unbefriedigend, so
wie die Luftqualität. (GR Heinz Hufnagl:
Also, ich würde ein bisschen in der Welt herumschauen!) Stimmt, gell! (GR Heinz Hufnagl: Also, wegen der
Luftqualität würde ich ein bisschen in der Welt herumschauen und dann reumütig
nach Wien zurückkehren!) Ja, ich weiß, ich
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