Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 90
ich das Thema der heutigen
Aktuellen Stunde gelesen habe, und ich habe mir dann überlegt: Wie kommt es dazu?
Ich befürchte, dass hier eine Methode bei der ÖVP gepflogen wird und sich breit
macht, nicht aufzupassen, nicht genau zuzuhören. Ich würde meinen, es wäre
angebracht, besser aufzupassen, genauer zuzuhören, genauer zu recherchieren.
Aber das wird das Gleiche sein wahrscheinlich, wie die ÖVP, die Wiener ÖVP,
ihrem eigenen Bundesparteiobmann Schüssel nicht genau zugehört hat, wie er
gesagt hat bei der Obmanndebatte: "Findet einen." Jetzt haben sie
ihn. So passiert es halt einmal.
Oder es
gibt eine zweite Möglichkeit, nämlich wie ein VP-Mandatar, der nicht genannt
werden möchte, heute zu mir gesagt hat: "Ist ja kein Wunder. Bei dem
Ergebnis der Personalvertretungswahlen und Gewerkschaftswahlen ist das
natürlich ein Thema." Soll auch so sein.
Ich
wundere mich über die quasi Aufforderung zum Streikbrechen des Kollegen Gerstl,
wobei ich da auch meinen würde: besser aufpassen, besser recherchieren. Denn es
ist letztendlich auch ein Konzessionsproblem. Auf den Linien der Postbusse, die
die Konzession innehaben, können Wiener Linien selbstverständlich nicht fahren.
Ich würde bitten, da auch besser zu recherchieren, aber vielleicht gleich
Postbusse kommen zu lassen.
Das bringt
das Thema eigentlich durchaus auf den Punkt, und ich bin froh darüber, dass die
Wienerinnen und Wiener bei der letzten und auch bei der kommenden Wahl
selbstverständlich genau wissen, wie sie entscheiden, wie sie mitbestimmen
können. Soweit gebe ich auch der Kollegin der GRÜNEN durchaus Recht. Das hat
uns auch die Möglichkeit gegeben, hier dementsprechend gute Politik zu machen.
Denn ich fürchte mich davor, wenn die ÖVP allzu viel Einfluss gewinnt. Der Bundesbereich
zeigt uns das ja.
Mit
freundlicher Genehmigung der Frau Vorsitzenden würde ich gerne aus den
"Salzburger Nachrichten" zitieren, die schreiben: "Streik beim
Postbus: Glatter Fünfer im Regierungszeugnis." Ich kann mich dem nur vollinhaltlich
anschließen, wenn hier steht: "Der Politik wird mit dem Streik beim
Postbus, das mit Abstand größte Busunternehmen der Republik, ein dicker Fünfer
ins Zeugnis gemalt." Oder: "Die Entscheidung, den Postbus an die ÖBB
und Private zu verkaufen - also zu teilen -, wurde in einem Höllentempo
durchgedrückt und wirft mehr Fragen auf, als sie Antworten gibt." Dem kann
ich mich nur anschließen. Oder: "Alles folgt nur dem einen, höheren Ziel:
die eigene Beziehungskrise" - zwischen FPÖ/VP - "mit kurzfristigen
Erfolgen zu übertünchen. Die Ignoranz gipfelte darin" - und da schließe
ich mich ebenfalls an -, "dass Verkehrsminister Matthias Reichhold am
Rande des Ministerrats ein Schulbuch aus den 70er Jahren hervorkramte" -
und meinte -: "Schon damals sei geschrieben worden, dass eine Busehe die
Rentabilität steigern werde. Doch warum muss das, was vor 30 Jahren
gelehrt wurde, für alle Zeit und unter allen Umständen richtig sein?" Dem
schließe ich mich auch an. "Private Busunternehmer, die 30 Prozent
der Postbus-Anteile bekommen sollen, haben kein Interesse an einer
Finanzbeteiligung, sondern logischerweise an Gewinn bringenden Linien."
Und ich meine, auch da kann ich mich anschließen. So rasch vorzugehen und
inhaltlich so vorzugehen, hat auch letztendlich den Staat Geld gekostet.
"In gut einem Jahr wäre der Busriese fertig saniert gewesen und wäre auf
eigenen Beinen gestanden. Ihn dann zu verkaufen" - oder anders zu nützen
-, "hätte mehr Geld in die Kassen der Staatsholding ÖIAG gespült."
Aber wenn Lorbeeren jetzt gebraucht werden, im Vorwahlkampf, in dem Sie sich
schon mit dem Koalitionspartner befinden, dann sehe ich schon ein, dass das
offensichtlich nicht anders funktionieren konnte.
Und da
schließe ich mich selbstverständlich durchaus vollinhaltlich unserem Vizebürgermeister
an, der genau weiß, was er will. Man muss nur genau recherchieren und wieder
lesen und letztendlich dann auch begreifen, worum es geht.
Uns ist
klar: Die Zerschlagung dieser gut funktionierenden Verkehrsanbieter und Verbundsysteme
durch die Trennung Betriebe/Infrastruktur, was ja auch immer wieder diskutiert
wird, bringt Risken im Bereich der technischen Sicherheit, besonders bei
schienengebundenen Diensten.
Ich könnte
noch sehr viel zu diesem Thema mit einbringen. Noch einmal sei jedoch erwähnt,
es wurde heute schon ein paar Mal gesagt, aber Wiederholung erhöht den
Lernertrag: Die Wiener Linien gehören selbstverständlich der Wiener Stadtwerke
Holding AG. - Danke schön. (Beifall bei
der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich danke. - Die Aktuelle Stunde ist beendet.
Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen,
gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass an
schriftlichen Anfragen von Gemeinderatsmitgliedern des Grünen Klubs 13,
des ÖVP-Klubs 14 und des Klubs der Wiener Freiheitlichen 24
eingelangt sind.
Von den GRe Dr Herbert Madejski und Dr Helmut GÜNTHER
wurde eine Anfrage an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe
Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke betreffend Fahrgastsicherheit
im Bereich der Wiener U-Bahnen gerichtet.
Das Verlangen auf dringliche Behandlung dieser Anfrage
wurde von der notwendigen Anzahl von Gemeinderäten unterzeichnet. Gemäß
§ 36 Abs. 5 der Geschäftsordnung wird die Beantwortung der
dringlichen Anfrage vor Schluss der öffentlichen Sitzung erfolgen. Ist diese um
16 Uhr noch nicht beendet, wird die Gemeinderatssitzung zur tagesordnungsgemäßen
Behandlung der dringlichen Anfrage unterbrochen.
Vor Sitzungsbeginn sind von Gemeinderatsmitgliedern
des Grünen Klubs 1 und des Klubs der Wiener Freiheitlichen 2 Anträge
eingelangt. Den Fraktionen wurden alle Anträge schriftlich bekannt gegeben. Die
Zuweisungen erfolgen wie beantragt.
Von den GRe Dr Wilfried Serles, Dr Herbert Madejski und Dr
Helmut GÜNTHER wurde gemäß § 73 Abs. 6a
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