Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 90
ich habe gedacht, es kommt noch eine sozialdemokratische
Anfrage, aber ich bin schon für meine Letzte vorbereitet.
Herr
Stadtrat! Sowohl im Haus als auch im Krankenanstaltenverbund wurde in dieser
Angelegenheit konzediert, dass es eben nicht nur das Problem des betroffenen
Oberarztes ist, obwohl der sozusagen die schlimmste Entwicklung darstellt, wenn
die Vorwürfe stimmen, was an dieser Abteilung los ist, sondern dass es
offensichtlich auch ein Strukturproblem gibt. Die Ärztevertreter des Hauses
haben einen Brief geschrieben an die Generaldirektion und an die Frau
Stadträtin. Unter anderem erheben sie Vorwürfe bezüglich der Führungsqualität
und auch eigener entwertender Aussagen gegen den zuständigen Primar und fordern
seinen Rücktritt.
Wie
sieht die Stadt Wien diese Forderung, und wird seitens des
Krankenanstaltenverbunds überlegt, hier entsprechende Schritte zu setzen?
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Bitte, Herr Vizebürgermeister.
VBgm Dr Sepp Rieder:
Also ich wollte das zunächst gar nicht erwähnen, aber die Kollegin Pittermann
hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass der Abteilungsleiter einer der wenigen
überlebenden Kinder des KZ Theresienstadt ist. Daher kann ich mir nicht
vorstellen, dass jemand mit einem solchen Lebensschicksal in irgendeiner Weise
dazu beiträgt, die und dem anderen Oberarzt unterstellten rassistischen
Äußerungen zu decken. Daher muss man das schon auch unter dem großen
Fragezeichen sehen, ob da nicht auch andere Motive für manche Angriffe mit im
Spiel sind. In solchen Situationen gibt es nur eine Möglichkeit: konkret und
fair zu prüfen, beiden die Gelegenheit zu geben, sich zu äußern, und dann zu einer
Entscheidung zu kommen. Das ist nach der Stadtverfassung Aufgabe der
Disziplinarkommission.
Was anderes ist es, in einer solchen Situation ein
Krisenmanagement zu organisieren. Ich entnehme den Unterlagen, dass dafür etwas
eingerichtet worden ist, auch unter Einbeziehung der Beteiligten, auch unter
Einbeziehung derer, die an die kollegiale Führung herangetreten sind. In
welchem Zeitraum das wirkt und ob es zu einer Beruhigung führt, kann ich jetzt
nicht beantworten, aber ich halte das für den richtigen Weg.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Ich danke. - Die Fragestunde ist somit beendet.
Wir kommen nun zur Aktuellen Stunde (AST/02540/2002/0002-KVP/AG).
Der ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien hat eine
Aktuelle Stunde mit dem Thema "Wem gehören die Wiener Linien?"
verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39 Abs. 2 der Geschäftsordnung
ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte den Erstredner, Herrn GR Dr Salcher, die
Aktuelle Stunde zu eröffnen, wobei ich bemerke, dass seine Redezeit mit
10 Minuten begrenzt ist. - Bitte, Herr GR Dr Salcher.
GR Dr Andreas Salcher
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Anlässe für die heutige Aktuelle Stunde gibt es ja
genug, zum Beispiel die Tatsache, dass Personalvertreter einer Institution mit
pragmatisierten Mitarbeitern der Postbusse, heute 100 000 Österreicher,
die nicht pragmatisiert sind, daran hindern, zu ihren Arbeitsstätten zu
gelangen, und Anlass war natürlich auch die öffentliche Aussage des StR Rieder,
der es einmal gewagt hat, über die Möglichkeit nachzudenken, Wettbewerb bei den
Bussen in Wien zuzulassen.
Wer darf über so etwas nachdenken? - Natürlich der
Eigentümer. Und das führt zur Frage: Wem gehören die Wiener Linien?
Früher war das noch ganz klar; da haben sie dem StR
Hatzl gehört. Nun, die Zeiten sind etwas komplizierter geworden. Sie haben dann
ein anderes Ressort übernommen, die Bäder, haben dort Ihren Reformeifer
ausgelebt und so weiter. Aber das ist ja heute nicht das Thema, sondern das
Thema der Aktuellen Stunde ist: Wem gehören die Wiener Linien heute?
Einfache Antwort, Herr StR Hatzl: Heute gehören sie
offensichtlich dem Herrn Simanov. Der fungiert als Eigentümervertreter der
sozialistischen Personalvertreter.
Ich bin ein aufmerksamer Zeitungsleser, aber man kann
ja leicht so irgendeine kleine Notiz überlesen, "Wiener Linien verkauft an
den Herrn Simanov", oder man ist ja auch manchmal im Ausland. Daher meine
Frage an Herrn StR Rieder: Wann wurden eigentlich die Wiener Linien an den
Herrn Simanov verkauft? (VBgm Dr Sepp
Rieder: Die Fragestunde ist aber schon beendet!) Ich darf Ihnen trotzdem
eine Frage stellen. Sie sind ein Spezialist für rhetorische Fragen. - Ich
möchte es nur gerne wissen und ich würde auch gerne wissen, was der Preis war.
Irgendwann einmal in grauer Vorzeit haben die Wiener
Linien ja der Stadt Wien gehört, und zwar zu 100 Prozent. Das stand sogar
in der Stadtverfassung. Dann wurden sie ausgegliedert, aber sie waren noch
immer zu 100 Prozent im Eigentum der Stadt Wien.
Wenn wir jetzt hier vielleicht draufkommen, dass auch
einige andere der Meinung sind, dass die Wiener Linien nicht dem Herrn Simanov
gehören, kann ich Ihnen nur sagen: Er agiert jedenfalls eindeutig als
Eigentümer und das seit Jahren. Also zum Beispiel in der Sache, ob gefahren
wird oder nicht, wie am 1. Mai, hat er damals gleich einmal klargestellt:
Wir sind wie im vergangenen Jahr dagegen, es bleibt, wie es immer ist, da fährt
die Eisenbahn drüber. - Die ist dann auch drübergefahren.
Dann hat sich aber ein anderer angeblicher Besitzer
der Wiener Linien zu Wort gemeldet, nämlich der Wiener Bürger, vertreten durch
die Parteien im Wiener Gemeinderat, und die haben beschlossen, sie wollen ihr
Eigentum auch am 1. Mai nützen. Und da hat der tatsächliche Eigentümer,
der Herr Simanov, auch sofort reagiert und hat gesagt: Die sollen sich da
drinnen - damit waren wir gemeint - im Gemeinderat ruhig die Schädel einhauen,
aber unsere Leute in Ruhe lassen. Und er drohte mit Streik, und das nicht zum
ersten Mal.
Zweites, ganz simples Beispiel: Die Geschäftsfüh-
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