Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 90
an die zuständige Führung
des Krankenanstaltenverbunds zu wenden, aber das Problem für psychisch kranke
Menschen ist halt auch - das liegt auch in ihrer Krankheit begründet -, dass
sie wahrscheinlich nicht so kräftig sind und möglicherweise diesen Schritt
nicht machen können.
Ich
möchte natürlich, dass diese Dinge im geordneten Wege aufgeklärt werden, aber
mein Eindruck ist - ich habe auch mit sehr vielen Bediensteten des Hauses gesprochen
-, dass hier die Dinge nicht mit der nötigen Eile oder dem nötigen Nachdruck
durchgeführt werden. Gleichzeitig klagen Bedienstete des Hauses über Mobbing
und über Vorwürfe, dass die Boten für die Botschaft beschuldigt werden und dass
die Dinge nicht entsprechend aufgeklärt werden.
Daher
meine erste Zusatzfrage, die ich mit einem Zitat aus dem Schreiben eines
Patienten einleiten möchte. Er schreibt mir einen sehr langen Brief, in dem er
noch einmal sehr eindringliche Vorwürfe gegen den Arzt erhebt. Ich werde das
mit dem Einverständnis des Patienten auch dem Krankenanstaltenverbund weitergeben,
doch jetzt möchte ich anonym - ich habe aber den Namen - zitieren: "Eines
sollte man aber nicht vergessen: Am Pavillon 24 gibt es auch engagierte
und nette Pfleger und Schwestern. Trotzdem möchte ich lieber sterben, als noch
einmal stationär zu werden und einem Dr. X mit der Psyche" - nun
nennt er den Namen des Oberarztes - "in die Hände zu fallen."
Ich
denke, das ist schon eine ganz, ganz verzweifelte Aussage, und meine Frage
jetzt: Warum wurde von Ihnen oder von StRin Pittermann oder dem Krankenanstaltenverbund
während des laufenden Disziplinarverfahrens einer Karenzierung zugestimmt? Und
wie können Sie angesichts dieser Vorwürfe verantworten, dass der betroffene
Psychiater jetzt im Psychiatrischen Krankenhaus Gugging mit Patienten arbeitet?
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Bitte, Herr Stadtrat.
VBgm Dr Sepp Rieder:
Ich glaube, dass es bei der Frage, was im Interesse der Beruhigung des Klimas
an einer Station oder Abteilung zu geschehen hat, das nahe Liegendste ist, den
Unruheherd zu entfernen, also denjenigen, von dem behauptet wird, er sei der
Erreger der Unruhe. Wenn der Betreffende jetzt selbst auf die einschlägigen gesetzlichen
Vorschriften kommt und eine Karenzierung beantragt, worauf er einen Rechtsanspruch
hat - das ist die bestehende Gesetzeslage -, dann passt das eigentlich
zusammen.
Also aus der Sicht der Dienstbehörde, aber auch im Interesse
der Situation der Mitarbeiter und der Patienten bietet sich das natürlich
optimal an. Aber das Entscheidende ist, dass es ein Rechtsanspruch ist, dass es
dazu keiner Begründung und auch keiner Entscheidung bedarf.
Die Frage, ob der Rechtsträger von Gugging in Kenntnis der
möglicherweise anhängigen disziplinären Schritte bereit ist, den Betreffenden
aufzunehmen, kann ich mangels Detailinformationen nicht beantworten.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke. - Die zweite Zusatzfrage stellt Herr GR Dr
Hahn. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dr Johannes Hahn
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister!
Dieser
konkrete Fall ist mir nicht bekannt. Ich kenne aber zwei, drei andere Fälle am
Otto-Wagner-Spital, wo es offenkundig um versuchte Vergewaltigungen geht. Und
hier konnte nicht nur ich den Eindruck gewinnen, dass sich die Leidenschaft,
die Dinge aufzuklären und für Transparenz zu sorgen, doch etwas in Grenzen
hält, wobei ich mich auch nicht des Eindrucks erwehren kann, dass im Gegensatz
zu früheren Legislaturperioden hier sozusagen das Bedürfnis nach Aufklärung,
nach Transparenz nachgelassen hat.
Meine Frage: Unterliege ich hier einer Mystifikation
oder ist was Wahres dran?
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Bitte, Herr Stadtrat.
VBgm Dr Sepp Rieder:
Das ist eine rhetorische Frage, die natürlich auch eine rhetorische Antwort
erfordert: Es ist eine Mystifikation.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke. - Die dritte Zusatzfrage stellt Frau GRin Mag
Schmalenberg.
GRin Mag Heidrun Schmalenberg
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr
geehrter Herr Stadtrat!
In
diesem Fall werden sehr schwer wiegende Vorwürfe erhoben, Rassismus,
Disziplinierung und Misshandlung von Patienten, und es wäre wichtig, diese
Vorwürfe in einer angemessenen Zeit aufzuklären, denn wenn sie wahr sind, dann
ist es ungeheuerlich, und wenn sie nicht wahr sind, dann ist es genauso ungeheuerlich,
dann handelt es sich um einen sehr schwer wiegenden Fall von Mobbing. Beides
sollte in einer angemessenen Zeit aufgeklärt werden.
Nun
neigt leider die SPÖ dazu, solche Verfahren zu verschleppen. Ein besonders
unangenehmes Beispiel für diese Praxis ist der Herr Dr Heinrich Gross, der
nicht nur nach wie vor Mitglied der Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter
ist, sondern der sogar bei der letzten Personalvertretungswahl noch als
Kandidat für die Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter aufgeschienen ist.
Meine
Frage an Sie ist: Was wird die SPÖ als regierungsverantwortliche Fraktion
unternehmen, um diese Politik mit Scheuklappen abzustellen?
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Bitte, Herr Vizebürgermeister.
VBgm Dr Sepp Rieder:
Also das ist jetzt keine rhetorische, sondern eher eine polemische Frage, die
genau genommen nach dem Retorsionsprinzip jetzt Polemik erfordern würde. Also
ich halte mich zurück, auf die Causa Gaugg jetzt einzugehen als Replikation,
aber es würde natürlich nahe liegend sein, solche Fragen jetzt zu diskutieren.
Ich sehe keinen Grund, der Disziplinarkommission im
konkreten Fall zu unterstellen, dass sie sozialdemokratisches
Entscheidungsorgan ist.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke. - Frau GRin Dr Pilz, die vierte Zusatzfrage.
GRin Dr Sigrid Pilz
(Grüner Klub im Rathaus): Aha,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular