Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 90
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!
Diese Debatte ist eine schon sehr lang andauernde.
Ich meine, dass die von Ihnen angesprochenen Veranstaltungen und Feste ganz
wesentlich zum Kulturleben dieser Stadt, zu einem lebendigen Kulturleben der
Stadt beitragen. Ich bin zwar nicht immer ein Anhänger der Auslastung und der
Quoten, ich bin nicht dafür, dass man Kulturveranstaltungen danach bemisst, wie
sie ausgelastet sind, aber der Besuch und die Teilnahme an den genannten Veranstaltungen
und im Grunde auch das positive Echo sind, so glaube ich, so überwältigend
positiv, dass man eigentlich nicht daran zweifeln sollte, einen vergleichsweise
geringen Betrag (GRin Marie Ringler:
22 Millionen S!) für das, was letztendlich dabei herauskommt,
aufzuwenden. Wenn man an das Donauinselfest denkt, so nehmen im Grund
Hunderttausende Menschen, wenn nicht sogar über eine Million im weitesten Sinne
an Kulturveranstaltungen teil. Also, ich meine, das rechtfertigt das besonders,
und da ist sozusagen der Mitteleinsatz im Verhältnis zu dem, was letztendlich
herauskommt, ein besonders geringer.
Also ich stehe dazu und sehe darin, offen gestanden,
in keiner Weise eine parteipolitische Finanzierung oder wie Sie das ausgedrückt
haben.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Die nächste Zusatzfrage: Herr GR Dr Salcher.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Zunächst
nur ein Wort zur eingebrachten Formulierung des Kollegen Mag Schieder. Dr
Marboe hat auf seiner Pressekonferenz nicht von einer angeblichen
Re-Parteipolitisierung gesprochen, sondern er hat von einer tatsächlichen
Re-Parteipolitisierung gesprochen und diese auch entsprechend argumentiert.
Denn ganz so ist es ja nicht, dass Wien so im völlig parteipolitisch luftleeren
freien Raum in der Kultur ist. Es war ja kein Zufall, dass Barbara Klein, die
ja nicht unbedingt der ÖVP nahe stehend ist, bei der Eröffnung des Tanzhauses
dort mit einem Transparent mit der Aufschrift "Muss man wieder
SPÖ-Mitglied sein?" aufgetreten ist, wie Sie sicher wissen, weil Sie ja
auch dort waren.
Die letzte SPÖ/ÖVP-Regierung hat einige ganz wesentliche
Reformen im Kulturbereich - etwa die Entparteipolitisierung der statutarisch
verankerten Unvereinbarkeitsklauseln, die Reduzierung des politischen
Einflusses auf ein Einvernahmerecht bei der Geschäftsordnung von
Kulturinstitutionen der Stadt Wien und so weiter - durchgesetzt.
Meine
Frage daher an Sie: Können Sie garantieren, dass diese wichtigen Reformen in
Ihrer Amtszeit nicht rückgängig gemacht werden?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Herr Gemeinderat!
Jetzt bitte ich schon zu beachten, dass sich die angebliche
oder tatsächliche Re-Parteipolitisierung nur, wie ich nachzuweisen versucht
habe, auf die ÖVP beziehen kann. Noch einmal: Die einzigen zwei
Parteipolitiker, die während meiner Zeit bestellt wurden, sind zwei
ÖVP-Politiker. Ich habe in meiner Antwort nachzuweisen versucht, dass ich das
getan habe, weil es mir nicht ums Parteibuch geht, sondern weil ich meine, dass
sie qualifiziert und geeignet sind für den Job.
Ich habe überhaupt keine Veranlassung, von irgendwelchen
aufgestellten Regeln oder tatsächlichen Vorgaben abzugehen. Wenn Mitglieder
Ihrer Fraktion sozusagen die Einzigen sind, die selbst davon abgehen, bitte ich
Sie, ehrlich gesagt, diese Frage, die Sie mir eben gestellt haben, an sich
selber zu stellen.
Aber ich beantworte das gerne noch einmal: Für mich
ist nirgendwo ein Parteibuch entscheidend, sondern es geht mir darum,
bestmöglich bestqualifizierte Persönlichkeiten zu nominieren. Das ist meiner
Meinung nach überall nach bestem Wissen und Gewissen geschehen. Ich verwehre
mich nur dagegen, dass dann im Nachhinein der Vorwurf einer Parteipolitisierung
kommt, der sich, wenn überhaupt, nur auf Mitglieder der ÖVP beziehen kann.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. - Die nächste Zusatzfrage: Frau GRin Mag
Unterreiner.
GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Die
frühere Stadträtin Pasterk war ja, wie Sie wissen, Präsidentin der Wiener
Festwochen. Als dann die Festwochen in eine GesmbH umgewandelt wurden, wurde
der damalige StR Marboe der einzige Vertreter der Stadt Wien in dieser GesmbH
und hat sich somit an die Spitze dieser Gesellschaft gehievt. Nun soll ja eine
neue Festival- und Operngesellschaft gegründet werden, und zwar für das Theater
an der Wien, das ab dem Jahre 2007 ausschließlich für dramatische, für
klassische Musik zur Verfügung stehen soll.
Mich interessiert eigentlich, ob Sie jetzt schon ungefähr
wissen, wie diese neue Gesellschaft aussehen soll?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR
Dr Andreas Mailath-Pokorny: Zunächst einmal zu Ihrer
Feststellung, was die Wiener Festwochen anbelangt. Es ist richtig, dass ich bei
meinem Amtsantritt eine Konstruktion vorgefunden habe, wonach der Stadtrat
Eigentümervertreter war und damit formal wahrscheinlich noch wesentlich mehr
Einflussmöglichkeiten hatte, als das die vormalige Präsidentin jemals hatte.
Ich habe das auch nicht für ganz vereinbar mit den vorgegebenen Zielen gefunden
und habe daher sehr rasch den leitenden Beamten des Hauses, nämlich Herrn Dr Denscher,
gebeten, diese Eigentümervertreterfunktion wahrzunehmen, weil ich es auch nicht
unbedingt als sinnvoll erachtet habe, dass ich als Politiker
Eigentümervertreter bei den Wiener Festwochen bin. Das ist geschehen.
Zum zweiten Teil Ihrer Frage. Die Konstruktion der
vorgesehenen GesmbH wird derzeit erarbeitet. Ich habe auch in der
Öffentlichkeit gemeinsam mit dem Herrn Bürgermeister und dem Herrn
Vizebürgermeister, mit dem wir derzeit an der Detaillierung des Konzepts arbeiten,
die Grundzüge vorgestellt. Es sollte das eine GesmbH sein, die sozusagen von
den Vereinigten Bühnen Wien die Bühne zur Verfügung gestellt bekommt und
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