Gemeinderat,
16. Sitzung vom 29.05.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 90
GR Dr Herbert Madejski
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Stadtrat!
Wenn
man als Mitglied an der Untersuchungskommission über die Flächenwidmungspraxis
in Wien beteiligt ist und sich damit auch in den letzten Monaten sehr viel
beschäftigt hat, kommt man immer mehr zu der Auffassung, dass hier
offensichtlich eine Ihrer Dienststellen, nämlich die MA 37, obwohl sie
dort überhaupt nicht vorkommt, doch massiv immer wieder ins Stadtbild eingegriffen
hat. Man konzentriert sich natürlich richtigerweise auf die MA 19 und die
MA 21, man sollte das aber eigentlich auch ergänzen um die Tätigkeiten der
MA 37 im Speziellen, aber auch um die Tätigkeiten und um die Ergebnisse
der §-69-Verfahren in Wien, denn sehr viele Bausünden sind - das werden Sie
zugeben - nicht auf Grund einer Flächenwidmung oder einer Bebauung, sondern
eben auf Grund beschlossener §-69-Entscheidungen in Wien gefallen.
So
auch in diesem Falle, Herr Stadtrat, und ich frage Sie jetzt: Was ist, wenn im
Bauausschuss Innere Stadt - gehen wir davon aus - dem Begehren nach einem
§ 69 nicht mehr stattgegeben wird? Wie schaut die rechtliche Konsequenz
für die MA 37 oder für Sie dann als zuständiger Stadtrat aus?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR Werner Faymann:
Das habe ich eigentlich vorher ausgeführt, aber Sie dürften Ihre Frage schon
vorher vorbereitet haben und sich daher gedacht haben, Sie stellen sie
sicherheitshalber noch einmal.
Wenn es auf Grund der Stellungnahme der MA 19
oder aus anderen Überlegungen zu keiner Genehmigung im Bauausschuss kommt, dann
hat die MA 37 einen klaren Auftrag, nämlich einen Bauauftrag gemäß
§ 129 Abs. 10 der Bauordnung durchzuführen, wobei zwischen Abbruch
und Änderung ja sehr viel liegt. Ob das bedeutet, dass es zu einer Änderung
kommt - zu einer massiven, einer kleineren oder einer mittleren -, das möchte
ich nicht bewerten, jedenfalls bleibt es dann nicht so, wie es ist, wenn dieser
Fall eintritt, den Sie genannt haben.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke
schön. - Somit ist die 3. Anfrage beantwortet.
Wir kommen zur 4. Anfrage (FSP/02494/2002/0003-KSP/GM).
Sie ist von Herrn GR Mag Schieder an den amtsführenden Stadtrat der
Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft gerichtet: StR Dr Marboe hat in
seiner Pressekonferenz am 2. Mai 2002 von einer angeblichen
Re-Parteipolitisierung der Wiener Kulturpolitik gesprochen. In welche Gremien
im Bereich Kultur und Wissenschaft wurden im vergangenen Jahr Politiker
entsandt?
Ich ersuche um Beantwortung.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Meine Damen und Herren!
Ich wurde gefragt, ob das, was StR Marboe in seiner
Pressekonferenz am 2. Mai 2002 gesagt hat, nämlich dass es eine
Re-Parteipolitisierung der Wiener Kulturpolitik gebe, stimmt. Konkret wurde
gefragt, in welche Gremien im Bereich Kultur und Wissenschaft im vergangenen
Jahr Politiker entsandt wurden.
Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Es ist selbstverständlich,
dass Besetzungen in meinem Bereich ausschließlich danach entschieden werden, ob
eine Person für die entsprechende Stelle qualifiziert ist. Ich habe noch nie
Kulturschaffende nach ihrer politischen Zugehörigkeit gefragt. Im Gegenteil,
ich hielte es für undemokratisch, wenn die Zugehörigkeit zu einer Partei oder
Interessenvertretung als Vorwand diente, einen qualifizierten Kandidaten auszuschließen.
Im Übrigen geht es mir auch ganz bestimmt nicht darum, mit Personalbesetzungen
im Kulturbereich Parteipolitik durchzusetzen, dennoch wurde mir insbesondere
von Abgeordneten der ÖVP immer wieder unterstellt, parteipolitische Besetzungen
durchzuführen.
Dazu ist anzumerken, dass nur in zwei Fällen Personen
bestellt wurden, die eindeutig parteipolitisch zuzuordnen sind. In einem Fall
handelt es sich um StR Dr Peter Marboe. Ich spreche hier von seiner Nominierung
in den Beirat der Schönberg-Stiftung auf Vorschlag der Familie Schönberg im Mai
dieses Jahres. An seinen eigenen Maßstäben gemessen wäre diese Bestellung vielleicht
nicht möglich gewesen. Dass ich dieser Bestellung dennoch zugestimmt habe,
liegt daran, dass ich Dr Marboe für fachlich qualifiziert halte und keinen
falschen Vorwand brauche, um diese Qualifikation in Frage zu stellen.
In meiner Amtszeit wurde weiters Herr Dr Gerald
Szyszkowitz zum Direktor der Freien Bühne Wieden bestellt. Nach einer im
Oktober durchgeführten Ausschreibung der Leitung wurde von einer Jury ein Dreiervorschlag
erstellt, aus dem Dr Szyszkowitz als Bestgeeigneter hervorging. Dr Szyszkowitz
ist meinen Informationen zufolge ÖVP-Gemeinderat in Maria Enzersdorf, und ich
habe damals keinen Grund gesehen, dessen fachliche Eignung hinter sein
politisches Engagement zu stellen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. - Die erste Zusatzfrage: Frau GRin
Ringler.
GRin Marie Ringler
(Grüner Klub im Rathaus): Herr Stadtrat!
Sie
haben uns jetzt, denke ich, ganz eindeutig bewiesen, dass Sie offensichtlich
auch über die Parteigrenzen hinweg in der Lage sind, Besetzungen vorzunehmen,
was ja durchaus sehr begrüßenswert ist.
Allerdings
möchte ich vielleicht doch auf einen anderen Aspekt der Politisierung im
Bereich der Kultur und der Kultursubventionen hinweisen, nämlich unter anderem
darauf, dass in der Zeit Ihres ersten Jahres nicht nur die Förderung für das
Donauinselfest, das ja klar als ein der SPÖ zugeordnetes, wenn auch sehr
schönes Fest, das will ich gar nicht bestreiten, bezeichnet werden kann, um
mehrere Millionen S erhöht wurde, gefördert wurden etwa auch die Oper der
Kinderfreunde oder auch viele andere Veranstaltungen und Vereine, die durchaus
und eindeutig dem Wirkungsbereich einer Partei zuzuordnen sind. Wir werden ja
heute im Gemeinderat auch einen diesbezüglich Akt vorfinden.
Also
insofern meine Frage, wie Sie es denn nun mit der Repolitisierung im Bereich
der Geldvergabe halten?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
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