Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 99
die aber natürlich auch zu einer
weiteren Zerstörung des Baubestands beigetragen hat.
Es hat
dann die Empfehlung des Denkmalbeirats gegeben. Die Fachleute, die Experten
haben sich zusammengesetzt und festgehalten, dass sie sich dafür aussprechen,
dass der Denkmalschutz aufrechterhalten bleiben soll, weil sich die Bausubstanz
in einem sehr guten Zustand befindet, die Beschädigung also nicht so dramatisch
ist, wie zuerst angenommen wurde, und die Möglichkeit einer Wiedererrichtung
gegeben ist. Die wurde von den Fachleuten auch gleich mit einer Finanzierungssumme
festgemacht. Mit rund 7 Millionen EUR, so haben die Fachexperten gemeint,
könnte man durchkommen, wenn man den historischen Ballsaal wiedererrichtet und
dann eben in ein neues Projekt einbindet.
Das
Denkmalamt ist dieser Empfehlung des Beirats dann auch nachgekommen. Der
Bürgermeister hat noch die Gelegenheit zu einer Stellungnahme gehabt, und eine
der Fragen geht ja dahin, wie konkret diese Stellungnahme dazu war.
Der
Eigentümer hat dann auch noch eine Stellungnahme abgegeben, er hat aber auch
angekündigt, dass er berufen wird. Er hat auch angedroht, dass er, wenn der Beschluss
über den Denkmalschutz weiterhin aufrecht bleibt, auch in Zukunft untätig
bleiben wird, dass er die Ruine stehen lassen wird, ohne irgendetwas vorzunehmen.
Er wird sozusagen die natürliche Verrottung in Angriff nehmen, damit er dann
jenes Ziel erreicht, das er eigentlich schon seit 20 Jahren erreichen
will. Denn seit 20 Jahren hat ja der Eigentümer, wie mir von mehreren
Seiten mitgeteilt wurde, immer wieder das Ziel geäußert und auch Anträge
beziehungsweise Anfragen formuliert, die in jene Richtung gegangen sind, dass
er ersucht hat, den Denkmalschutz aufzuheben, damit er dort ein anderes Projekt
schaffen kann.
Das ist
zumindest etwas Unerfreuliches, dass diese Zielrichtung schon immer da war und
dass er auch jetzt nach so einer traurigen Katastrophe beziehungsweise einem
eigenartigen Schicksal, zu dem es hier gekommen ist, auch wieder versucht, sich
mit Drohungen an die Stadt zu wenden und zu sagen: Dann mache ich halt nichts,
dann bleibt dort eine Ruine stehen. Die Bürger sollen sich ärgern und irgendwann
einmal, wenn die Bürger verärgert sind, dann werden sie sich schon an die Stadt
wenden, und dann wird die Stadt gezwungen sein, dass sie mir die Genehmigung
gibt, beziehungsweise wird das Bundesdenkmalamt dann auch sagen, dass das
Vorhandene jetzt schon so zerstört ist, dass man es gänzlich abreißen kann,
dass es keinen Sinn mehr macht, den Denkmalschutz aufrechtzuerhalten.
Das kann
es nicht sein. Deshalb ist es uns auch wichtig, dass man hier Lösungen findet
und natürlich auch in Gespräche eintritt. Deshalb auch der Ansatz von uns,
einen Runden Tisch einzuberufen. Bei diesem Runden Tisch sollen alle hier
vertretenen Parteien mit einem Vertreter anwesend sein, ebenso der Eigentümer,
aber natürlich auch der Bund. Denn wir sind der Meinung, dass die Verantwortung
der Stadt Wien gegeben ist, dass auch der Bund durchaus bereit sein könnte, Verantwortung
zu übernehmen, und dass der Eigentümer sie so oder so zu übernehmen hat. Das
ist unsere Ausgangsposition.
Wir
denken, dass es auf Grund der Versicherungsmillionen, die der Eigentümer bekommen
hat - und das sollen ja gar nicht so wenige sein, das sollen rund
100 Millionen S sein -, doch auch verkraftbar und einforderbar sein
sollte, dass diese zweckgebunden - zumindest zu einem Teil - wieder in den Saal
einfließen und je ein weiterer Teil vom Land Wien und vom Bund übernommen
werden könnte.
Darüber
kann man sich ja unterschiedliche Gedanken machen, aber wichtig ist, dass man
sich Gedanken macht und dass man mittels Gesprächen versucht, eine Zukunftslösung
herbeizuführen, die im Interesse aller liegt, nämlich im Interesse des
Eigentümers, im Interesse des Landes Wien, des Bundes, aber vor allen Dingen
der Wienerinnen und Wiener, die ein Interesse daran haben, dass dieses
Kulturgut, nämlich der Saal, wiedererrichtet wird und wir dazu alles in unserer
Kraft stehende möglich machen und eben auch entsprechende konkrete Verhandlungen
aufnehmen. (Beifall bei der FPÖ.)
Das ist
unser Ansatz der heutigen dringlichen Anfrage. Ich habe heute schon bei der
Beantwortung der mündlichen Anfrage vernehmen können, dass der Bürgermeister
bei dem einen oder anderen Punkt sehr, sehr offen Interesse bekundet hat, hier
natürlich eine Lösung zu finden. Das freut uns ganz besonders und wir hoffen in
diesem Fall natürlich wirklich auf Sie, Herr Dr Häupl, dass es Ihnen in dieser
Frage mit Ihrem Verhandlungsgeschick - das ich Ihnen ja selbstverständlich
zugestehe und das Sie auch haben - gelingt, den Eigentümer am Verhandlungstisch
zu überzeugen, dass es für ihn von Vorteil ist, aber natürlich auch für die
Stadt Wien von Vorteil ist, dass hier konkret eine Lösung gefunden wird. Und
ich bin davon überzeugt, dass wir uns dann, wenn es eine Lösung gibt, auch alle
freuen werden und gemeinsam auf die Sofiensäle anstoßen können oder zumindest auf
den Ballsaal im Rahmen eines neuen Projekts, wie das auch immer aussehen möge,
ob Hotel oder ein anderes Projekt. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zur
Beantwortung der dringlichen Anfrage hat sich der Herr Bürgermeister zum Wort gemeldet.
Ich erteile es ihm.
Bgm Dr
Michael Häupl: Sehr geehrter Herr Gemeinderat!
Erlauben Sie mir zunächst eine kleine Vorbemerkung. Keine
Sorge, es wird nicht eine sein, die auf die durchaus interessanten
Informationen, die Sie uns gegeben haben, Bezug nimmt, nämlich jene, dass Sie
dort ihre Ehefrau kennen gelernt haben und, ohne auf die zeitliche Distanz
einzugehen, auch darauf hingewiesen haben, dass Sie mit einer Kollegin dort
gewesen sind. (Heiterkeit bei der FPÖ.)
Das haben Sie nicht näher definiert. Ich gehe aber davon aus, dass die Kollegin
nicht die Ehefrau gewesen ist, denn das würden wir wahrscheinlich wissen, weil
es mit einer Feier verbunden gewesen wäre. Also wie dem auch immer sei, ich verstehe
Sie, denn zwar nicht ähnliche, geschweige denn
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular