Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 99
Es gibt dort den Gedenkstein zur Erinnerung an den Bau der
Höhenstraße - 1934 begonnen, 1938 fertig gestellt -, den finden Sie ebenfalls
in diesem Bereich im 19. Bezirk. Das sind die historischen Details und das
wird - weil hier von der Heimkehrer-Gedenkstätte die Rede war - vielleicht auch
den einen oder anderen Hobby-Historiker aus Simmering interessieren. (GR Dr
Kurt Stürzenbecher: Was ist die Botschaft!)
Die Botschaft ist ganz einfach - wenn Sie es nicht
verstehen, Herr Kollege -, es ist ganz einfach. Dort wird an mehr als
200 000 Kriegsgefangene gedacht, diese Kriegsgefangenen waren im
Wesentlichen Angehörige der deutschen Wehrmacht. Diese Kriegsgefangenen
erhalten dank einer Initiative der Bundesregierung auf Grund eines Beschlusses
im österreichischen Nationalrat eine Rente. Der Beschluss für diese Rente
größtenteils an ehemalige Angehörige der deutschen Wehrmacht erfolgte im
österreichischen Nationalrat am 6. Juni 2001 einstimmig. Ich sage das nur,
weil es heute möglicherweise noch eine sehr interessante Diskussion zu dem
Thema geben wird.
Da ist es dann ein interessanter Gegensatz, wenn man
auf der einen Seite sagt, es gibt jemand, der bezugsberechtigt für eine Rente
ist, und andererseits ist er gleichzeitig auch ein Verbrecher. Das ist ja ein
bisschen Ihre Geisteshaltung. - Sie wollten die Botschaft haben; hier haben Sie
sie.
Es gibt aber noch eine zweite Botschaft. (GR Franz
Ekkamp: Herr Kollege! Bitte trennen!) Es gibt eine zweite Botschaft und
diese zeige ich Ihnen. Denn Sie waren schon so oft dort, haben aber trotzdem
nichts zusammengebracht, Herr Kollege. Das ist das Hotel dort am Kahlenberg,
das auch eine recht interessante Geschichte hat.
Dieses Hotel am Kahlenberg steht seit 1991 leer. Wenn
ein Gebäude zehn Jahre lang leer steht, wird es natürlich nicht besser, sondern
es wird permanent schlechter. Dieses Gebäude gehört der August Voigt GmbH, die
in Konkurs gegangen ist. Es gab einmal den Plan, daraus ein Sanatorium, ein
Privatsanatorium zu machen. Da gab es hier im Haus sogar den Beschluss einer
Flächenwidmungsänderung: 5 Quadratmeter Bauland wurden gegen 5 Quadratmeter
Wald und Wiesengebiet verändert. Da hat man also den ganzen administrativen
Apparat in Bewegung gesetzt, um diese Flächenwidmung zu ermöglichen. Dann kam
der damalige Gesundheitsstadtrat Rieder, der ja für die Bedarfsprüfung
zuständig ist. Gesundheitsstadtrat Rieder hat gesagt: Das brauchen wir nicht.
Man hat also zuerst dem Betreiber Hoffnungen gemacht,
und er hat viel Geld investiert. Dann hat man gesagt: Leider, Pech gehabt! Wir
haben zwar eine Flächenwidmung vorgenommen, und wir haben sehr viel Geld
investiert, auch im Bereich der Verwaltung, aber jetzt haben wir das da oben
stehen, es verfällt, und es passiert nichts.
So schaut es dort oben aus: Es gibt auf dem Gebiet
zwei markante Elemente. Es gibt dieses wirklich wunderschöne Ensemble des
großen Parkplatzes auf dem Kahlenberg, wirklich eine städtebauliche
Meisterleistung allererster Güte: ein große, öde Fläche, oftmals kann man dort
Autowracks wegräumen, die MA 48 ist dort sehr beschäftigt. Auf der anderen
Seite gibt es dieses wunderschöne Hotel am Kahlenberg, das langsam verfällt und
wofür die Gemeinde Wien nichts tut.
Ich könnte Ihnen jetzt auch die Geschichte vom
Josefstor erzählen, von dem Friedhof am Josefstor: dass dort Prälat Ungar
begraben ist und dass es angesichts der Leistungen des ehemaligen
Caritas-Präsidenten eigentlich eine Frage der Kultur dieser Stadt wäre, dass
man sich dieser Begräbnisstätte ein wenig annimmt. Aber nein, sie liegt in
einem Wald, der Friedhof ist aufgelöst und verfällt. Würde man dort nicht
seitens der Caritas den einen oder anderen Beitrag leisten, so wäre, glaube
ich, dieser Friedhof schon völlig verfallen. Es ist dies dort in Wirklichkeit
eine Kulturschande. Ich nehme an, dieser Bereich der Stadt Wien interessiert
Sie ganz einfach nicht.
Es ist notwendig, neue Impulse für diesen Bereich der
Stadt zu geben. Das ist ein Bereich, der, wenn er in einer anderen Stadt liegen
würde, natürlich intensiv genutzt worden wäre. Vergleichbar wäre das zum
Beispiel mit dem Gellert-Berg in Budapest. Dieser wird selbstverständlich
intensiv genutzt, er wird erschlossen, er ist in das Stadtleben integriert. Der
Bereich des Kahlenbergs und des Leopoldsbergs hingegen liegt am Rand, das lässt
man, möchte ich fast sagen, ein wenig "vergammeln", und das ist
schade. Das hat sich die Gegend nicht verdient, das hat sich der Bezirk nicht
verdient, das hat sich die Stadt nicht verdient.
Wir werden daher am kommenden Montag ein Projekt
präsentieren. Klubobmann Hilmar Kabas und StRin Karin Landauer werden ein
umfangreiches Projekt zur Regenerierung dieses Gebiets präsentieren. Wir sind
hier gerne hilfreich, um Ihnen die eine oder andere Idee dafür zu geben, was
man an Interessantem und Spannendem aus diesem Teil der Stadt machen kann. Ich
lade Sie ein, kommen Sie zu der Präsentation am kommenden Montag, 29.4.,
10.30 Uhr, in den Klub der FPÖ.
Sie sind herzlich eingeladen, sich neue Ideen zur
Wiederbelebung dieses Stadtgebiets anzuschauen, damit es nicht so ist, dass
man, wenn man dort auf der Höhenstraße über das Kopfsteinpflaster fährt,
lebendig daran erinnert wird, wann diese Straße gebaut wurde, und nicht daran
erinnert wird oder nicht darauf aufmerksam gemacht wird, was man aus diesem
Gebiet der Stadt an Schönem machen kann. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet.
Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter GR Erich VALENTIN: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Ich war einigermaßen gespannt, als ich auf die Rednerliste
gesehen und festgestellt habe, dass wir hier ein Flächenwidmungs-Geschäftsstück
haben, das im Bezirk nicht rasend spannend verlaufen ist und das auch im
Gemeinderatsausschuss in Wirklichkeit zu keiner
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