Gemeinderat,
15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 99
wird vorgesehen."
Das bedeutet, dass die vorgeschlagene zusätzliche
Erweiterung bereits vor Ausstellung des Feststellungsbescheids festgestanden
ist. - Nun gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder es wurde die Behörde, also
die MA 22, nicht ausreichend informiert, oder - und das unterstelle ich
der MA 22 keinesfalls - es hat die MA 22 trotz Kenntnis dieser
Unterlagen einen Feststellungsbescheid erlassen, der sich auf falsches
Zahlenmaterial stützt. Fakt ist, dass dieser Feststellungsbescheid vor dem
Verwaltungsgerichtshof landen wird und nach Sichtung der Aktenlage durch die Juristen
gute Chancen hat, aufgehoben zu werden.
Im Vertrag der Wiener Messe mit dem Betreiber Reed
Messe Wien GmbH heißt es in einem der Punkte unter anderem: "Die Wiener
Messe garantiert, dass die Mieterin während der Messe- und Kongressveranstaltungen
bei Bedarf Zugriff auf 1 000 Parkplätze beim Ernst-Happel-Stadion
hat." - Das ist der große Parkplatz vor dem Stadion.
Auch diese 1 000 Plätze, die ursprünglich nicht
der Messe zugerechnet wurden, sind in diesem Feststellungsbescheid der
MA 22 nicht enthalten.
Sie sehen, meine sehr geehrten Damen und Herren, wir
kommen weit über diese Anzahl von 750 Parkplätzen hinaus, ab der an und für
sich bei der Errichtung neuer Parkhäuser im Bereich der Wiener Messe ein
UVP-Verfahren notwendig gewesen wäre.
Der
nächste Punkt, der sich nahtlos daran anschließt, ist der Vertrag selbst, der
zwischen der Wiener Messe und dem Betreiber Reed abgeschlossen wurde, denn
darin ist ein Passus enthalten, den wir schon damals kritisiert haben, der
eigentlich jegliche Mitwirkung, Mitsprache- und Einspruchsmöglichkeiten von
Bürgerinnen und Bürgern ad absurdum führt. Im Vertrag heißt es wörtlich:
"Die Wiener Messe garantiert insbesondere, dass der Errichtung aller
geplanten neuen Gebäude und Anlagen keine bau-, gewerberechtlichen oder
sonstigen Bewilligungshindernisse entgegenstehen."
Das finde ich spannend: Die Stadt Wien als durchführende
Behörde auf der einen Seite und als Besitzer der Wiener Messe auf der anderen
Seite garantiert der Reed Messe Wien GmbH, dass es keine Schwierigkeiten geben
wird! - Wie können Sie wissen, dass es bei dem behördlichen Verfahren, sei es
beim baubehördlichen Verfahren, sei es beim gewerberechtlichen Verfahren oder
auch bei den sonstigen Bewilligungsverfahren, zu keinen - wie Sie es in diesem
Vertrag nennen - Schwierigkeiten kommen wird? Missachten Sie bei Vertragsabschluss
grundsätzlich die Einspruchsrechte der Bürgerinnen und Bürger, oder wissen Sie
schon vorher, bevor es überhaupt einen Einspruch gibt, wie mit diesem Einspruch
umgegangen wird? - Offensichtlich probieren Sie mit allen Möglichkeiten - am
Rande der Rechtsmeinung vieler im Haus -, wie bei diesem Feststellungsbescheid
der MA 22, hier einfach überhaupt keine Diskussion aufkommen zu lassen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin sehr
dafür, dass auf dem Messegelände endlich etwas Gescheites passiert, doch ich
bin strikt dagegen, dass BürgerInnenrechte, Anrainerrechte ausgeschaltet werden,
dass ein Feststellungsbescheid der MA 22 dazu missbraucht wird - oder die
MA 22 selbst missbraucht wird -, als Persilschein herhalten zu müssen, um
zum Ausdruck zu bringen: alles in Ordnung, bei der Messe ist alles bestens!,
dass Sie von Haus aus wissen, dass es keine Einsprüche oder sonstigen Probleme
mit diesen Anlagen geben wird, dass Sie alles aus dem Weg räumen werden und
dass Sie Ihre eigenen Versprechungen, die in Dutzenden Gesprächen immer wieder
zum Ausdruck gebracht wurden - etwa was diese Möglichkeiten betreffend
Freizeiteinrichtungen auf dem Dach des Parkhauses betrifft -, offensichtlich
selbst nicht ernst nehmen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sie werden
verstehen, dass wir aus diesen Gründen dieser Flächenwidmung nicht zustimmen
werden. Einer so hatscherten Geschichte, die offensichtlich nur einen Zweck
hat, nämlich hier etwas rasch umzusetzen, ohne auf die Bürgerinnen und Bürger
zu hören, werden wir sicher nicht zustimmen! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als
Nächste ist Frau StRin Dipl Ing Dr Rothauer zum Wort gemeldet. Ich erteile es
ihr.
StRin Dipl Ing Dr Herlinde Rothauer:
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Herr Kollege Kenesei hat gegen Ende seiner Ausführungen
selbst gesagt, dass er sehr dafür ist, dass dort etwas Anständiges geschieht.
Ich glaube, man kann sagen, dass es trotz der zugegebenermaßen unschönen
offenen Fragen betreffend die Sporteinrichtungen mit dieser Planung zu einer
eklatanten Verbesserung für die Wiener Messe kommt, was nicht nur von
betrieblicher, sondern auch von stadtwirtschaftlicher, überregionaler Bedeutung
ist, weil es dadurch zu einer Aufwertung des Messestandorts Wien, des
Kongressstandorts Wien kommen kann. All dies sind, glaube ich, genug Gründe, um
diese Planung durchaus positiv zu sehen und diesem Geschäftsstück zuzustimmen,
was meine Fraktion auch tun wird.
Darüber hinaus eröffnet uns diese Planung und die schon in
Gang befindliche Realisierung auch die Möglichkeit, einen entsprechenden
Planungsspielraum für die Weiterentwicklung des Praterareals zu gewinnen, für
eine Entertainment-Zone, die zwar in diesem Bebauungsplan noch nicht im Detail
festgelegt ist - und dies zu Recht, weil zuvor sicher noch Entwicklungsschritte
gesetzt werden müssen -, aber wir sehen zumindest schon einen Silberstreifen am
Horizont. Die Absicht, im Prater eine zeitgemäße Entwicklung zu planen und auch
zu realisieren, besteht ja bereits länger, und es ist bedauerlich, dass wir -
weil wir natürlich auf die Neuorientierung und Neuordnung der Messe warten
mussten - diese neue Entertainment-Zone nicht früher bekommen konnten. Dennoch
muss ich sagen: Wir haben ja Glück gehabt, denn wenn vor den Toren Wiens das,
was zunächst zu befürchten war, tatsächlich stattgefunden hätte, nämlich die
Errichtung der Kugel in Ebreichsdorf und des Vergnügungsparks bei der SCS, dann
wäre
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