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Gemeinderat, 15. Sitzung vom 26.04.2002, Wörtliches Protokoll  -  Seite 40 von 99

 

Innovative Architekten haben auch in diesem Bereich schon ganz andere Methoden. Man geht heute eigentlich eher schon mehr in die Tiefe als in die Höhe, um eben keine Verkehrs-, Umwelt- und sonstigen Probleme zu verursachen und eben auch neuere Methoden in diesem Bereich anzuwenden. Der Hochhausbau, wie er von StR Schicker hier favorisiert wird, ist nicht mehr wirklich innovativ, und das erkennen auch die Architekten in dieser Stadt. Die Architekten haben das auch in einem offenen Brief an die Wiener Stadtverwaltung - er wurde auch in der "Kronen Zeitung" abgedruckt - sehr schön festgehalten, und ich zitiere im Folgenden daraus:

 

"Warum die Türme in Wien-Mitte eine falsche städtebauliche Entscheidung sind: Die geplanten Türme würden hier zu nahe an der Inneren Stadt stehen, der Standort ist für Türme ungeeignet. Es geht nicht darum, an dieser Stelle höhere oder niedrigere Türme zu bauen, sondern gar keine", sagen die Architekten. "Um dies zu konstatieren, braucht es kein Weltkulturerbe", stellen sie fest. Dazu muss ich schon ergänzen - und das habe ich heute schon getan -: Natürlich braucht es auch das Weltkulturerbe dazu, weil wir eben diese rechtliche Verpflichtung haben, dass wir uns an die Konvention halten.

 

Die Architekten schreiben dann weiters: "Dennoch muss dieser neuralgische innerstädtische Verkehrsknotenpunkt neu und großzügig gefasst werden. Die Unterzeichneten erlauben sich, dies kraft ihrer langjährigen Erfahrung mit Wiener Architektur- und Städtebauproblemen den Verantwortlichen zu bedenken zu geben, fern aller parteipolitischen Überlegungen."

 

Unterschrieben wurde dieser Brief von Univ Prof Ernst Hiesmayr, Univ Prof Friedrich Kurrent, Univ Prof Hans Puchhammer, Anton Schweighofer, Johannes Spalt, Ottokar Uhl, Gunther Wawrik - alles Persönlichkeiten, die mit Sicherheit nicht in irgendeine Ecke zu stellen sind, Persönlichkeiten, von denen man mit Sicherheit nicht behaupten kann, das seien Hinterwäldler, die keine Ahnung haben, Persönlichkeiten, deren Kritik man eigentlich ernst nehmen sollte und auch in dieses Konzept einfließen lassen hätte sollen.

 

Ich sage auch klar und deutlich: Gerade was den Hochhausbau betrifft, brauchen wir messbare Kriterien. Es ist nicht messbar, über Höhen zu diskutieren - das stelle ich schon fest -, aber wir müssen dann eben messbare Kriterien heranziehen, und solche gibt es ja eindeutig: Da gibt es den Faktor der Kubatur, da gibt es den Faktor der Nutzung, die für die dort zu schaffenden Flächen vorgesehen ist. Ist das kompatibel, passt das zu dem jeweiligen Standort? Ist das nicht eine Überforderung des Standorts? Oder kommt es nicht dann gerade deshalb, weil eine solche Überforderung eintritt, zu einem übermäßigen Verkehrsaufkommen? - Frau StRin Rothauer hat ja bereits festgehalten, dass es in der Stadt Wien eine Verkehrssteigerung im Ausmaß von 56 Prozent gibt. Auch die Verkehrsgutachter Rosinak & Partner sagen, dass wir, wenn man das Projekt Wien-Mitte so gedankenlos umsetzt, auch dort im innerstädtischen Bereich ein Verkehrsaufkommen erleben werden, das zu einem Stillstand vor Ort führen wird, das zu einer Problematik führen wird, deren Leidtragende wieder die Anrainer, die Bürger in dieser Region sein werden. Das kann es ja alles nicht sein!

 

Und das sind die Messwerte, die man heranziehen muss: die Kriterien der Verkehrsverträglichkeit und der Umweltverträglichkeit - und nicht irgendeine Pseudodiskussion über "modern" oder "unmodern". Das ist kein messbares Kriterium! Es wird die Diskussion da immer wieder in eine Richtung geführt, die gänzlich falsch ist, wenn es darum geht, wirklich objektiv festzuhalten, was für diese Stadt vernünftig ist und was nicht.

 

Herr StR Schicker ist hier wirklich gescheitert. Er ist gescheitert mit der Art und Weise, in der er bisher mit Bürgern generell und auch mit Bürgereinbindung umgegangen ist. Er hat sich als Stadtrat profiliert, der - und jetzt komme ich wieder auf den Bahnhof Wien-Mitte zurück - damals in einer Nacht-und-Nebel-Aktion hier im Gemeinderat die Flächenumwidmung beantragt, durchgepeitscht hat. Ich sage ganz offen: Es hat damals den Anschein gehabt, als hätten wir halt so ein kleines Brautgeschenk für die Hypo-Bank auf den Weg mitzugeben. Es sind ja 4 Milliarden S, die das Projekt den Betreibern kosten wird und die dann auch dementsprechende Gewinne erwarten lassen werden. Das hat sich alles sehr überschnitten, wenn ich daran zurückerinnern darf, und das erweckt schon ein bisschen den Eindruck, als hätte das damals auch diese Bedeutung gehabt.

 

Wir Freiheitliche werden in diesem Bereich weiter lästig sein - wir müssen hier weiter lästig sein -, weil man leider Gottes von Seiten der verantwortlichen Stadtregierung nicht für objektive und sachliche Kriterien und Kritikpunkte offen ist. Man will sie nicht einfließen lassen, man negiert Gesetze, man negiert Recht, man negiert Anrainerrechte. Das können und wollen wir nicht hinnehmen, und das werden wir auch nicht hinnehmen. Wir werden uns daher auch in den nächsten Jahren klar und deutlich als Partei, als Oppositionspartei in dieser Stadt darstellen, die für die Rechte der Anrainer und Bürger in dieser Stadt eintritt und diese Rechte auch mit allen demokratischen Mitteln durchzusetzen versuchen wird. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Dkfm Dr Maurer zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.

 

GR Dkfm Dr Ernst Maurer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Meine sehr verehrten Damen und Herren!

 

Gerade die langwierigen und fruchtlosen Debattenbeiträge, wie wir soeben einen gehört haben, haben es erforderlich gemacht, dass solch ein Konzept, wie es jetzt vorliegt, einmal erstellt wird. Viele wären froh gewesen, wenn es so etwas schon früher gegeben hätte - wünschen darf man sich vieles. Es wäre dadurch vielleicht auch mancher Wildwuchs, der da und dort stattgefunden hat, verhindert worden. Aber andererseits sind auch die negativen Folgen einer nutzlosen und leidigen Hochhausdebatte darin zu sehen, dass es zu lange gedauert hat.

 

Tatsache ist, dass der Schandfleck Wien-Mitte - und

 

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