Gemeinderat,
14. Sitzung vom 22.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 66 von 81
Was ich kritisiere, ist die Umgangsform, und ich bitte
darum, dass sich in Hinkunft derartige Dinge nicht wiederholen. Wenn einem
Verein gesagt wird, er erhält das Projekt, dann soll er das Projekt auch
tatsächlich erhalten, und dann kann die Gemeinde nicht kurz vorher abspringen.
In einem anderen Fall, der mir auch irgendwie
erwähnenswert erscheint, ist ja genau dasselbe passiert, nämlich als der Verein
"Freispiel" vom Rennbahnweg abgezogen wurde. Auch dort gab es eine
lange Auseinandersetzung zwischen der MA 13 und dem Verein
"Freispiel", und auch in diesem Fall wurde der Verein schließlich an
die Luft gesetzt, wobei der Verein festhält, dass das entgegen allen schriftlichen
und mündlichen Zusagen, die dem Verein gegeben wurden, erfolgt ist.
Da könnte
es sein - und auch dem muss die Politik meiner Meinung nach nachgehen -, dass
ausschlaggebend dafür die Auseinandersetzungen waren, die es am Rennbahnweg
gegeben hat, nämlich zwischen einerseits den Kindern und Jugendlichen sowie dem
Verein "Freispiel" und andererseits den Anrainerinnen und Anrainern,
die dort massiv intolerant gegenüber Jugendlichen sind. - Ich sage nicht, dass
alle so sind - um Himmels willen, nein! Dort wird es schon auch freundliche
Anrainerinnen und Anrainer geben, aber eben auch viele, die nicht wollen, dass
Kinder und Jugendliche dort in der Anlage spielen, laufen oder sonst
irgendetwas tun. Es hat dort sogar der Hausmeister, wenn die eine Wiese von den
Jugendlichen - und zwar gemeinsam mit der Parkbetreuung - verwendet wurde,
gleichzeitig mit dem Schlauch die Wiese unter Wasser gesetzt, um zu
dokumentieren: Schleicht euch, wir wollen hier keine Jugendlichen!
Dagegen
müssen wir etwas tun. Zum einen muss man dort am Rennbahnweg schon auch
Widerstand leisten und den Anrainern klar machen, dass Kinder und Jugendliche
Rechte haben, dass sie hier wohnen, dass sie hier Freiräume brauchen, dass sie
hier spielen wollen, dass sie sich hier bewegen wollen und dass sie ein Recht
darauf haben, hier zu sein, dass sie ein Recht darauf haben, laut zu sein. Ich
erinnere Sie in diesem Zusammenhang an einen Vortrag, an einen Bericht der
Kinder- und Jugendanwälte - es ist schon einige Jahre her -, in dem es unter
anderem darum gegangen ist, die Hausordnungen in den Gemeindebauten zu ändern,
in denen ja nur drinnen steht, was Kinder und Jugendliche alles nicht dürfen
und kein Wort davon, was sie schon dürfen. Ich möchte wissen, wie die
Hausordnung am Rennbahnweg mittlerweile ausschaut, ob das dort immer noch so
ist.
Ich erinnere Sie auch an den Bericht über die
Bauordnung, in dem ganz klar die Forderung nach einer Änderung der Bauordnung
zum Ausdruck gebracht wurde, nämlich dahin gehend, dass es bei der Errichtung
von Wohnanlagen nicht so sein kann, dass zwar eventuell ein Kindergarten oder
ein Kleinkinderspielplatz - der ja gesetzlich festgelegt ist - vorgesehen ist,
aber für die Jugendlichen null Raum, weder drinnen noch draußen, vorgesehen
ist, sodass es dann laufend zu Konflikten kommt. Was, glauben Sie, denken sich
Menschen, die in einer dieser Anlagen wohnen und von vornherein sehen, dass
selbst die Stadt nicht will, dass die Jugendlichen hier Raum zur Verfügung
haben und Platz haben, um sich zu bewegen? Genau das wird mit solchen Gesetzen
aber dokumentiert - und solche Gesetze haben wir in Wien!
Wir Politikerinnen und Politiker sind dazu da, diese
Gesetze auch wieder zu ändern. Das ist die Aufforderung, die auch die Kinder-
und Jugendanwälte an Sie gerichtet haben. Deshalb wäre es auch so wahnsinnig
wichtig, diese Kinder- und Jugendrechte, wie sie in der UNO-Konvention
verankert sind, auch in der Verfassung zu verankern, damit die Kinder- und
Jugendanwälte da ein Mitspracherecht haben.
Vielleicht
sind einige Mandatare aus dem 14. Bezirk im Saal: Sie kennen alle die
Auseinandersetzung, die derzeit in der "Sozialbau" auf der
Hütteldorfer Straße läuft. Vor Errichtung dieses Baus haben die GRÜNEN im
14. Bezirk und - ich glaube, mich erinnern zu können - auch ich von diesem
Rednerpult aus darauf hingewiesen, dass es dort Konflikte und Probleme geben
wird, weil dort nichts für die Jugendlichen vorgesehen ist. Es hat damals BR
Wolfgang Krisch von den GRÜNEN auch an die "Sozialbau" geschrieben.
Wir haben mit diesen Leuten geredet, und die Antwort war: Die Jugendlichen
sollen in den Wienerwald gehen.
Die gehen nicht in den Wienerwald! Die sind jetzt
dort im Sozialbau, die spielen dort. Da wird mit dem Ball am Boden getockert
oder mit Skateboards gefahren. Das ist laut, das ist dort der falsche Platz.
Die Anrainer beschweren sich, und jetzt muss der Bezirk das reparieren, was
damals falsch gemacht wurde, obwohl die GRÜNEN immer wieder darauf hingewiesen
haben: Das ist falsch, die sollen das anders machen, da muss ein Gesetz
geändert werden. - Mein Eindruck ist, das geht bei Ihnen bei dem einen Ohr
hinein und bei dem anderen wieder hinaus. Meine Frage ist: Wann wird sich die
Wiener SPÖ dazu aufraffen, dieses blödsinnige Gesetz zu ändern und endlich
Freiflächen für Kinder und vor allem für Jugendliche in diesen Wohnanlagen
schaffen?
Ich bin neugierig, wie der 14. Bezirk, dem man
dieses Problem jetzt aufgehalst hat, dieses Problem lösen wird. Ich bin
deswegen neugierig, weil es dort nämlich eine sehr aufgeschlossene
Bezirksvorsteherin gibt, die tut, was sie kann. Das heißt, es scheitert dort
weder an der Bezirksvorsteherin noch an der SPÖ, aber: Wie repariert man so
etwas? Gibt es auf diese Frage überhaupt eine Antwort? - Wer die
"Sozialbau" dort kennt, kennt nur einen Ausweg - den werde ich hier jetzt
nicht nennen, denn wir brauchen hier jetzt keine Diskussion zum
14. Bezirk.
Aber das ist ja dasselbe, was sich in ganz Wien unentwegt
abspielt: Jede neue Anlage wird wieder ohne jegliche Rücksichtnahme auf die
Jugendlichen errichtet! Nichts - und dann muss im Nachhinein repariert werden.
Wir kennen das schon von der Entstehung der Jugendzentren her: Die sind
überhaupt nur so entstanden, dass sie als leibhaftige Reparaturmaßnahme für
alle Fehler
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