Gemeinderat,
14. Sitzung vom 22.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 81
Unterreiner:
Pff!) - Sie machen "Pff"! Ich will es gerade auch in
Ihre Richtung gesellschaftspolitisch argumentieren. (GR Günter Kenesei: Das gelingt nicht! Das ist nicht einfach!)
Man weiß, wie wichtig Kino in der Kommunikation von
Bildern, von Meinungen ist. Früher wurde es "Bewusstseinsindustrie"
genannt. Als nach dem 11. September in für mich beängstigender Art die
Spitzen von Hollywood gesagt haben, jetzt müssen sie Flagge zeigen und die auf
der ganzen Welt gesehenen Produktionen in die Pflicht nehmen, um ein gewisses
Bild von Welt in die Kinos von Wladiwostok über Lima über das - leider nicht
mehr - Flottenkino bis nach Südamerika zu bringen, dann weiß man, wie wichtig
das ist, von der Geschichtszeichnung über Bilder des Lebens. Fernsehen, Kino
und Film ist etwas Essenzielles in der - Anführungszeichen -
"Aufklärung", in dem, wie etwas gesehen wird.
Hier auch eine österreichische Form des Beitrags, wie
wir leben wollen, wie wir die Welt sehen, zu haben, nicht nur zu importieren,
sondern auch eigene Beiträge in Österreich zu zeigen, halte ich für total
wichtig. Nebenbei gibt es wichtige ökonomische Argumente dafür: Beschäftigte,
Möglichkeiten für Koproduktionen et cetera.
Die Kürzungen sind nicht nur - das möchte ich jetzt
auch noch sagen - in Bezug auf die Reduktion der Filmförderung, sondern auch,
was Schwarz-Blau dem ORF an Kürzungen durch die Streichung der
Gebührenrückerstattung angetan hat. Auch das hat Geld gekostet, das eins zu
eins bei der heimischen Produktion fehlt. Das ist der Punkt und das kann man
nicht laut genug sagen!
Ich würde es sehr begrüßen, wenn Kollege Salcher, der
sonst nicht mundfaul ist, sich herausbewegt und vielleicht auch etwas über das
Verhältnis Wien und Bund sagt, weil im Bereich des Films kann man das wirklich
nicht auseinander nehmen.
Ganz kurz
nur zu dem, was Wien trotzdem tun könnte. Ich begrüße es ausdrücklich, dass es
hier zu keinen Kürzungen kommt. Es wäre völlig utopisch, sich hinzustellen und
zu sagen, was der Bund auslässt, muss Wien jetzt zahlen. Das geht nicht. Das
könnte man zwar aus Populismus verlangen, das wäre aber Unfug.
Abschließend möchte ich noch sagen, Kollege
Mailath-Pokorny hat unter anderem bei der Viennale und bei vielen anderen
Interviews, Vorträgen sowie Diskussionen eine Wiener Filmoffensive angekündigt.
Es würde mich interessieren, wo die steht, denn Wien kann im Rahmen seiner
Möglichkeiten einiges tun. Ich möchte nur einige wenige Punkte, über die wir
ohnehin schon gesprochen haben, noch einmal einbringen.
Es gibt momentan vielleicht noch die Chance, über den
Standort Schönbrunn zu versuchen, die Filmakademie, die aus den Nähten platzt,
durch eine neue Situierung produktionsnäher umzusiedeln, - unter
Anführungszeichen - "mit Geld", das in dem Fall Bundesgeld ist und da
Schönbrunn großes Interesse an dem Standort hat. Hier könnten sich Synergien
finden. Hier könnten sich Synergien ergeben, was dort an Standortmöglichkeiten
wäre.
Man könnte jetzt, wo es wieder eine neue
Geschäftsführung des ORF gibt, intensiv über die Frage der Koproduktionen
nachdenken. Vielleicht nur ein Detail: Wenn es Wirtschaftsdelegationen der
Stadt Wien gibt - mir ist nicht bekannt, vielleicht gibt es das, vielleicht wissen
Sie das -, bei internationalen Auftritten, wo am meisten die heimische
Industrieproduktion Kontakte knüpft, könnten auch heimische Filmproduzenten im
Schlepptau des oft an Kontakten nicht armen Bürgermeisters und dem, was
dazugehört, mitreisen, um Koproduktionsgelder zu lukrieren. Ich differenziere
jetzt bewusst nicht zwischen dem - unter Anführungszeichen -
"Kunstfilm" auf der einen Seite und dem, was die Mehrzahl der
Filmproduktionen auf der anderen Seite ist, nämlich Fernsehserien, Kommerzproduktion.
Mir ist zum Beispiel eine in Österreich produzierte
"Soap" - unter Anführungszeichen - noch 100-mal lieber, als
ausländische Importprodukte aus den USA. Ich sehe mit Stolz - das darf man sein
- an Produktionen wie "Julia" und anderen, dass die von Österreich
produzierten Dinge auch in Deutschland zu den größten Quotenbringern aller
dieser Produktionen zählen, ob das "Julia" oder "Schlosshotel
Orth" ist, über deren künstlerische Dinge ich jetzt nicht reden möchte. So
etwas ist Fernsehen. Diesbezüglich ist es mir ein Anliegen zu sagen, wir
sollten auch da die Voraussetzungen dafür schaffen, dass so etwas über
Koproduktionen erzeugt wird und welche Möglichkeiten es auch wirtschaftlich
gäbe, dass Wien anregen könnte, Koproduktionsgelder zu bringen, nicht zuletzt
hinter Anstrengungen, die die Franzosen immer schon gesetzt haben, da der
französische Film ein Kulturgut der Sonderklasse ist und es auch europäische
Gelder in diesem Bereich gibt, die angezapft werden könnten. Das könnte man
versuchen. Das sollte man versuchen.
Ich würde mich freuen, wenn Kollege Mailath-Pokorny
eine Zwischenbilanz der Filmoffensive des Standorts Wien geben würde.
Das alles kann aber sicherlich nicht eine
Wahnsinnsstrategie kompensieren. Es ist eine Zerstörungsstrategie, die der Bund
hier fährt, die ökonomisch nicht argumentierbar ist! 40 Prozent sind etwas
mehr als 40 Millionen S, die eingespart wurden. Das sind im
Verhältnis zu anderen Bereichen der Infrastruktur Peanuts. Das hat offensichtlich
ideologische oder andere Gründe. Vielleicht wird es mir Frau Unterreiner
erzählen. Ich finde es verheerend, was passiert und drücke nicht zuletzt
deswegen dem Virgil Widrich die Daumen, dass er Sie alle blamiert und von
Sonntag auf Montag den Oscar bekommt. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN und des GR Dr Kurt Stürzenbecher.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Unterreiner. -
Bitte schön.
GRin Mag Heidemarie Unterreiner (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Seit vielen Jahren ringt man hier um eine ideale
Filmförderung. Sie kennen unseren Standpunkt. Er hat sich
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