Gemeinderat,
14. Sitzung vom 22.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 81
kommt, und nicht auch, wann die
nächste Badner Bahn kommt? - Also, das wären eigentlich so ganz, ganz einfache
Maßnahmen, wo Sie wirklich den Menschen helfen könnten, wo Sie zugehen könnten
auf sie. Aber Sie tun es leider nicht.
Sie versuchen auch nicht, und das ist hier auch schon
einmal gesagt worden von diesem Pult aus, die Badner Bahn in die U 6
einzubinden oder umgekehrt die U 6 in die Badner Bahn einzubinden. Das
wären Lösungen, die im Nahverkehr zur Bewältigung des immer größer werdenden
Individualverkehrs ganz wichtig wären. Sie schaffen keine neuen Systeme.
Ich bitte Sie, darüber nachzudenken: Wie schaffen Sie
es, mehr Leute zum Umsteigen zu bewegen? Wie schaffen Sie es, auch einheitliche
Beschaffungen zu machen? Wie schaffen Sie es, dass Stromabnehmersysteme bei den
Schienen überall gleich erfolgen, nicht überall anders, dass sie bei den Wiener
Linien gleich sind, dass sie bei der Badner Bahn gleich sind, dass sie bei der
Schnellbahn gleich sind. Darauf müsste Ihr hauptsächliches Interesse gehen.
Darauf müsste Ihre Intention gehen, wenn Sie es wirklich ernst meinen würden in
dieser Stadt und in dieser Stadt für die Menschen zu arbeiten.
Meine Damen und Herren! Sie haben immer damit
argumentiert als regierende SPÖ in dieser Stadt, dass die Inflation schuld
daran wäre, dass die Wiener Linien ihre Preise erhöhen müssen. Ja, sehen wir
uns das auch an. Wie sind nun die konkreten Daten bei der Inflation? - Die
Preise stiegen von Jänner 2001 bis Jänner 2002 um 2,1 Prozent. Langfristig
stiegen die Preise von 1991 bis 2001, der gesamte Verbraucherpreisindex, um
25,9 Prozent. Ich habe Ihnen zuvor gesagt, dass Sie Erhöhungen von
50 Prozent und mehr haben. Aber ich sage Ihnen, es ist hier eigentlich
nicht der allgemeine Verbraucherpreisindex heranzuziehen, sondern viel, viel
wichtiger wäre es, wenn sich die Wiener Linien nämlich auch als Großunternehmen
verstehen, dass sie den Verbraucherpreisindex der Großhandelspreise heranziehen.
Denn ich gehe davon aus, dass die Wiener Linien auch Großhandelspreise bekommen
bei ihren Einkäufen und nicht, wie der Endverbraucher, wie der Konsument
nämlich, einkaufen, sondern dass sie auch vorsteuerabzugsberechtigt sind und
dass sie selbstverständlich Großhandelspreise bekommen, und die sind nämlich in
den letzten zehn Jahren nur um 4,2 Prozent gestiegen.
Also, all das rechtfertigt überhaupt nicht Ihre
Preiserhöhungen von 50 bis 70 Prozent im Zehnjahresabstand, während die
Großhandelspreise nur um 4,2 Prozent gestiegen sind. Bitte merken Sie das
vor und sagen Sie das auch den Menschen, nämlich wie es wirklich ausschaut, und
tun Sie nicht so, als wenn das alles von Ihnen nicht zu verhindern gewesen
wäre. Es wäre von Ihnen zu verhindern gewesen, wenn Sie sich ernsthaft darum bemüht
hätten, und es wäre zu verhindern gewesen, wenn Sie schon beim ÖPNV versucht
hätten, einen anderen Vertrag zu Stande zu bringen. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Es versteht sich daher von
selbst, dass wir einen Beschlussantrag einbringen, der sich gegen die
Tariferhöhungen bei den Wiener Linien ausspricht, in dem wir den Bürgermeister
der Stadt Wien und den zuständigen Stadtrat für Finanzen auffordern, aus
sozialen und volkswirtschaftlichen Gründen innerhalb dieses Jahres keine
weiteren Gebühren- und Tariferhöhungen bei kommunalen Betrieben und Unternehmen
vorzunehmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Aber es versteht sich auch von selbst, dass wir heute
diesen Tag nicht nur dazu nützen sollten, um über die Tarife bei den Wiener
Linien zu sprechen, sondern dass es ganz wichtig wäre, dass wir uns auch über
die anderen Gebührenerhöhungen unterhalten, die Sie vielleicht noch
beabsichtigen.
Wie schaut es denn aus mit der Erhöhung der Müllgebühren?
Wie schaut es denn aus mit den Wassergebühren, die wir bei der Aktuellen Stunde
schon ansprechen durften? Wie schaut es denn aus mit anderen kommunalen
Dienstleistungen? Wann werden die denn erhöht? - Wir haben uns das jetzt einmal
ausrechnen lassen, was das für den einzelnen Haushalt an Betriebskosten bedeuten
würde, wie viel er mehr zahlen würde. Ich habe es einmal in diesem Jahr schon
gesagt: Es sind rund 1 100 S, also rund 80 EUR, die Ihre
Erhöhungen den Wienerinnen und Wienern pro Haushalt mehr kosten würden. Und das
trifft jeden Einzelnen, jeden einzelnen Mieter, jeden einzelnen Eigentümer,
dass er ganz automatisch mit seiner nächsten Betriebskostenabrechnung das
vorgerechnet bekommt. Er muss danach, nach einem Jahr, feststellen, er hat um
80 EUR mehr bezahlt. Und wenn Sie jetzt noch nicht genau sagen, wie viel
es ist, vielleicht werden es auch noch 100, nicht auszuschließen, so wird aus
dem Häupl-Tausender ein Häupl-Eurohunderter. Das ist nicht weniger, sondern
mehr, womit Sie leider zu rechnen haben, liebe Wienerinnen und Wiener. (Beifall
bei der ÖVP.)
Und in diesem Sinne stellen wir noch einen Beschlussantrag,
dass zum Schutze der Wiener Wasserressourcen und deren nachhaltigem Einsatz zur
Versorgung der Wiener Bevölkerung sowie deren Erhaltung für die nachkommenden
Generationen eine vorrangige Verwendung der Überschüsse aus den Wassergebühren
sichergestellt wird, die eine Reinvestition dieser Mittel in Investitionen zum
Wassersparen erlaubt. Also versuchen Sie nicht, Gewinne zu machen mit den
Wassergebühren, sondern versuchen Sie, diese Mittel entsprechend einzusetzen
zum Wassersparen, für ein nachhaltiges Sparen in dieser Stadt, und versuchen
Sie nicht, die Bürgerinnen und Bürger weiter zu schröpfen, sondern mit den Ressourcen,
die Sie haben, sorgfältig umzugehen. - Herzlichen Dank. (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr StR DDr Schock gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
StR DDr Eduard Schock: Sehr geehrte
Frau Vorsitzende! Meine Damen und Herren!
Es ist die Budgetdebatte in diesem Haus ja noch nicht einmal
vier Monate her, die Debatte über den heurigen Voranschlag, und ich kann mich
noch sehr gut
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