Gemeinderat,
14. Sitzung vom 22.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 81
ist. Ich werde Ihnen das auch begründen. Sie
unterscheiden sich grundlegend von den Gas- und Elektrizitätsanbietern. Für den
Wassertransport existieren keine transnationalen Netze, aus gutem Grund, denn
ein weiter Weg wirkt sich negativ auf die Wasserqualität aus. Wichtig ist,
festzustellen, dass es bei einem Wettbewerb zu Marktverzerrungen kommt. Städte
wie Wien, die sehr viel in die ökologische Wassergewinnung investieren, wären
dann gezwungen, mit anderen zu konkurrieren, das Wasser an der unteren
Qualitätsgrenze zu verkaufen. Und das kann doch nicht der Sinn sein.
Die Wiener Bevölkerung, meine sehr verehrten Damen
und Herren, hat das Recht auf einwandfreies, hochwertiges, quellfrisches Wasser
in dieser Stadt. Und seien Sie versichert: Dafür werden wir Sorge tragen. -
Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke.
- Die Aktuelle Stunde ist somit beendet.
Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen,
gebe ich gemäß § 15 Abs. 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass an
schriftlichen Anfragen von Gemeinderatsmitgliedern des Grünen Klubs im
Rathaus 2, des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt Wien 6 und des Klubs
der Wiener Freiheitlichen 1 eingelangt sind.
Vor Sitzungsbeginn sind von Gemeinderatsmitgliedern
des Grünen Klubs im Rathaus 3 Anträge eingelangt, des ÖVP-Klubs der
Bundeshauptstadt Wien 2 und des Klubs der Wiener Freiheitlichen 1.
Den Fraktionen wurden alle Anträge schriftlich bekannt gegeben. Die Zuweisungen
erfolgen wie beantragt.
Die Anträge des Stadtsenats zu den Postnummern 2, 5
bis 12, 20, 25 und 26, 29, 31 bis 34 und 37 gelten gemäß § 26 der Wiener
Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zu Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied
des Gemeinderats zu diesen Geschäftsstücken die Verhandlung verlangt. Ich
erkläre daher gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung diese als angenommen
und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung
erforderliche Anzahl der Mitglieder des Gemeinderats gegeben ist.
In der Präsidialkonferenz
wurde nach entsprechender Beratung die Postnummer 28 zum
Schwerpunkt-Verhandlungsgegenstand erklärt und gleichzeitig folgende Umreihung
der Tagesordnung vorgeschlagen: Postnummer 28, 27, 30, 35, 13, 14, 15, 16, 17,
1, 3, 4, 18, 19, 21, 22, 23, 36 und 24. Die Postnummern werden daher in dieser
Reihenfolge zur Verhandlung gelangen.
Es gelangt nun die Postnummer 28 (01146/2002-GFW)
der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Kooperation mit dem
Bundesministerium für Verkehr. Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Ekkamp,
die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Franz Ekkamp: Frau
Vorsitzende! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Es geht bei diesem Poststück, bei dem so genannten
Verhandlungsschwerpunkt, darum, die Standortsicherung vor allem größerer
innovativer Wiener Unternehmen zu gewährleisten. Es fördert die strategische
Definition neuer, zukunftsweisender Geschäftsfelder für das Unternehmen, es
fördert die Suche nach neuen Produktideen und neuen Produktionstechniken und es
fördert auch die Bewertung der Realisierungschancen für diese Unternehmen.
Es geht somit um die Zukunftssicherung von Wien und
ich ersuche Sie um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Danke.
- Ich eröffne die Debatte. Ich gebe bekannt, dass dem Erstredner jeder Partei
40 Minuten, den weiteren Rednern 20 Minuten zur Verfügung stehen.
Als Erster hat sich Herr GR Dipl Ing Margulies
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Es wurde in der Präsidiale vereinbart, dass dieser
Punkt vor allem deshalb Schwerpunkt ist, weil es der einzige Punkt ist, der es
nach Ausgliederung der Verkehrsbetriebe tatsächlich ermöglicht, über die
kommende Tarifreform zu sprechen. Deshalb wurde dieser Punkt als Schwerpunkt in
der Präsidiale vereinbart und ich werde mich daher in meinen Ausführungen auch
auf diesen Punkt beschränken.
Ich werde in den kommenden 40 Minuten generell
zur Situation von ausgegliederten Unternehmungen und den Möglichkeiten, die dem
Gemeinderat realistisch noch bleiben, Stellung nehmen. Ich werde nachweisen,
dass in der Argumentation der Tariferhöhungen, vor allem in der medialen
Argumentation, durchgehend mit Halbwahrheiten gearbeitet wird. Ich werde Ihnen
im Gegensatz zur Ihrem Belastungsmodell das grüne Tarifmodell präsentieren, und
wir werden dann darüber streiten, dass es sich um eine politische Entscheidung
handelt.
Mit der Bekanntgabe der neuen, hausgemachten Wiener
Teuerungswelle bei den Wiener Linien werden sich aber vor allem jene
Wienerinnen und Wiener verraten und verkauft vorkommen, die darauf gesetzt
haben, dass es, ausgehend von Wien, ein Gegenmodell zur Bundesregierung gibt
und unter anderem deshalb auch bei der letzten Wahl, so wie die GRÜNEN stark
dazu gewonnen haben, die Wiener SozialdemokratInnen dazu gewonnen haben. Aber
diese Wählerinnen und Wähler werden bitter enttäuscht sein. Denn während auf
Bundesebene die Sozialdemokratie krampfhaft versucht, sozialpolitische
Kompetenz zu beweisen, denken ihre Wiener Kolleginnen und Kollegen im Wiener
Gemeinderat anscheinend nicht einmal annähernd daran. Es wundert daher, dass
die Bundes-SPÖ, insbesondere ihr Parteichef Gusenbauer, nicht schon lange ihre Landesorganisation
zur Ordnung gerufen hat, denn einerseits wird auf Bundesebene das blau-schwarze
Raubrittertum kritisiert, auch seitens der Sozialdemokratie und zu Recht, doch
andererseits überall dort, wo die Sozialdemokratie alleine regiert, übt sie sich
in derselben Belastungsmentalität wie die Bundesregierung. Sie kritisieren die
soziale Kälte auf Bundesebene und gleichzeitig ziehen Sie der Wiener
Bevölkerung das Geld aus der Tasche. Das ist politische Heuchelei. (GRin
Martina Malyar: Wo?) Auf das Wo werden wir noch zu sprechen kommen.
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