Gemeinderat,
12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 81
für das Institut für
neue Kulturtechnologien, auch Public Netbase genannt. Ich habe schon einmal
dazu gesprochen, beim Rechnungsabschluss 2001, und habe damals besonders auf
das Netzwerk des so genannten Widerstands hingewiesen und Beispiele gebracht,
wonach Public Netbase dabei eine gewisse zentrale koordinierende Rolle spielte.
Das wurde
damals vom Herrn Stadtrat mit so einer Art klassischen
Oppositionsvernichtungsaussage abgetan: Sie haben ja überhaupt keine Ahnung,
wovon Sie sprechen! (GR Harry Kopietz:
Das hat sich nicht geändert!) Das ist ja auch nahe liegend, Herr Kollege
Kopietz. Wenn jemand nur ins Internet hineinschaut und dort die präsentierten
politischen Inhalte, die einem sozusagen ins Auge springen, sieht und sich dort
ein bisserl verbreitert wie ich beim "Widerstands-Award" und dem
Gewinner "Widerstandsmund" und dort die Diskussionen über die
Sinnhaftigkeit des bewaffneten Widerstands bei Globalisierungsdemonstrationen
findet - das muss ja laienhaft sein. Ein wahrer Kenner wie der Herr Stadtrat,
der braucht da gar nicht erst hineinzuschauen, der weiß, wie unglaublich
wichtig und wegweisend Public Netbase ist.
Bitte, ich
habe mich noch mehr interessiert und habe mir alles angesehen und erklären
lassen, mit dem Ergebnis, dass ich eigentlich auf dem Stand bin ... (GR Harry Kopietz: Vom Salcher?) Nein,
vom Herrn Becker zum Beispiel, Herr Kopietz. Und jetzt bin ich eigentlich auf
einem Stand wie zuvor. Natürlich gibt es bei Public Netbase mehr als nur
Agitation gegen die Bundesregierung, aber da muss man sich halt auch fragen,
was überwiegt.
Ich habe
Public Netbase in einer Ausschusssitzung einmal als Zentrum des Widerstands
bezeichnet, was großes Erstaunen hervorgerufen hat. Mein Gott, man muss doch
ein bisserl Kritik vertragen! Man darf doch nicht die politische Gefälligkeit
als Kriterium für eine Förderung heranziehen! - Natürlich nicht, obwohl mir bei
der politischen Gefälligkeit unwillkürlich immer die SPÖ in Wien und ihre
Subventionsvergabe in den Sinn kommt. Aber bitte.
Natürlich muss
man aber auch Folgendes bedenken. Wenn man unentwegt und unreflektiert in den
von Public Netbase veröffentlichten Artikeln und Aktionen als far right, als
nicht wirklich demokratisch, als Nazis oder zumindest als deren direkte
Nachfolger, als aggressive Kunstfeinde und so weiter abgetan und diffamiert
wird, dann darf man sich nicht wundern, wenn diese Dinge in die
Gesamtbetrachtungsweise politisch Andersdenkender irgendwie mit einfließen.
Schade auch,
dass die eigentlich Aufgabe, nämlich das Internet für künstlerische und
kulturelle Bereich zu nutzen und zu erschließen, dabei zu kurz kommt, denn das
halte ich für eine sehr wichtige Aufgabe.
Aber zurück
zum Zentrum des Widerstands im Netz. Diese vielleicht übertriebene Formulierung
ist ja nicht auf meinem Mist gewachsen, das bilden wir uns ja auch nicht bloß
ein, und wir sind auch nicht angerührt, wenn jemand ein bisserl kritisch ist,
das wird ja von linker Seite ganz genauso gesehen. So schreibt hier zum
Beispiel die Zeitschrift "Die Linke", Organ der Sozialistischen
Alternative, vormals Gruppe Revolutionärer Marxisten, in ihrer Nummer vom
17. Jänner 2002 (GRin Marie Ringler:
Genau lesen!) - ich bemühe mich, Frau Kollegin, damit es nicht heißt, ich
fahre da einfach so drüber, ich beschäftige mich mit den Dingen -: "Der
Hauptteil der Organisation des österreichischen Widerstands lief über den
Server von Public Netbase, und mit Statements und Aktionen machte die
Medieninitiative immer wieder klar, wo sie politisch steht."
Also die
Energien, die vorhandenen Ressourcen, die ja durchaus eine gewisse Beschränkung
haben, die menschlichen, die zeitlichen, die Ressourcen an Material werden mit
dieser zentralen manifesten politischen Betätigung gebunden und können für die
wichtigen - zumindest in meinen Augen wichtigen - eigentlichen Aufgaben gar
nicht genützt werden, nämlich das Internet für künstlerische und kulturelle
Bereiche zu nutzen.
Darüber hinaus
gibt es noch einen anderen Nebenschauplatz, der vehement und medienwirksam von
den, wie ich meine, eigentlichen Aufgaben ablenkt. Der Streit mit Herrn Waldner
vom Museumsquartier. Dort hat Public Netbase, wenn man den Medien glaubt, die
Nase vorn, zumindest wenn man dem "Falter" glaubt, der zur
Jahreswende das "Best of Böse" herausgegeben hat. Und da kann man dem
Herrn Becker nur gratulieren. Da hat er den beachtlichen 70. Rang errungen
und damit den Herrn Waldner, seinen direkten Widersacher, klar abgeschlagen,
der auf den 97. von 100 zu vergebenden Plätzen zurückgefallen ist; im Bereich
Museumsquartier gerade noch unterholt vom Herrn Gerald Matt von der Kunsthalle,
der auf dem 100. Platz direkt hinter Osama Bin Laden gereiht wurde. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
Aber im Ernst: Es ist
schon irgendwie nahe liegend, dass man sich die Frage stellt, was denn jetzt
eigentlich die tatsächlichen Aufgaben sind. Was ist es, was laut Mitteilung des
Herrn Stadtrats - heute habe ich gar nichts dazu tun müssen, heute hat es zum
ersten Mal Kollege Salcher fertig gebracht, dass der Herr Stadtrat nach hinten
geflüchtet ist; immer wenn es ein bisschen kritisch wird, dann geht er nach
hinten, um zu dokumentieren, dass er damit nicht einverstanden ist -, also was
ist laut seiner Mitteilung so herausragend, so wegweisend und so international
renommiert, wie er das in diesem Bericht eben schreibt? Ist es die Erschließung
des Internets für künstlerische Zwecke, die Zurverfügungstellung von Web-Space
und Internetarbeitsplätzen? Sind es die Schulungen, die Kurse, die internationalen
Projekte und Arbeiten? Oder ist es die politische Agitation? Ist es die
Vernetzung derartiger Aktivitäten, oder ist es der Kleinkrieg ums
Museumsquartier, im Museumsquartier, um die Quadratmeteranzahl, um die
Mietenhöhe, der sich auch bildlich in einer Militärzeltinstallation
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