Gemeinderat,
12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 81
Bezüglich des Antrags
der Grünen, der kommen wird:
Public Netbase ist eine Organisation, die nach eigenen Angaben, glaube ich, zu
95 Prozent im virtuellen Raum, im Web wirken will, aber das ist auch eine
Organisation, die enormen Wert darauf legt, unbedingt im traditionellen
Museumsquartier zu bleiben. Das ist ja auch von großer Notwendigkeit, wenn man
im virtuellen Raum tätig sein wird. Ich meine, das ist so was von skurril!
Ich weiß nicht,
wer von Ihnen schon einmal das Hauptquartier von Microsoft gesehen hat oder das
Hauptquartier von CNN in Atlanta. Wissen Sie, wo das Hauptquartier von CNN ist?
- Ich meine, dass CNN - diejenigen von Ihnen, die ein bisserl offener sind,
werden mir das vielleicht zugestehen - auch keine ganz unbedeutende
Organisation ist, vielleicht sogar ähnlich bedeutend wie Public Netbase. Die
sind auf zwei Stockwerken in einem Einkaufszentrum untergebracht,, das weit
unter der architektonischen Qualität der Lugner City liegt, ohne hier etwas
gegen die Lugner City zu sagen.
Wenn Sie zu
Ted Turner gehen - ich hatte einmal kurz die Chance, ein bisserl mit ihm zu
plaudern (GR Harry Kopietz: Haben Sie ihn
verstanden?) - und wenn Sie dem erklären, dass eine Organisation, die sich
mit Information in der Welt auseinander setzt, ein wunderschönes Palais oder
sonst eine wichtige Location braucht, wird er wahrscheinlich feststellen, dass
Sie offensichtlich eine andere Wahrnehmung der Welt haben. Ich habe, wie
gesagt, kein Problem mit anderen Wahrnehmungen der Welt, aber wir sind nicht
bereit, das zu finanzieren. (Beifall bei
der ÖVP.)
Und
wenn ich schon beim Thema Finanzierung bin. Wir schreiben jetzt den
1. März und es gibt bereits jetzt die ersten Projekte, die wegen
Geldmangels abgelehnt werden müssen. Ich sage Ihnen hier nur ein Beispiel:
"Point of Music". Das ist ein Projekt, das letztes Jahr initiiert
wurde und stattgefunden hat, das einen Anti-Drogen-Musikwettbewerb durchgeführt
hat und wo man gesagt hat, das wird auch heuer wieder fortgesetzt werden, denn
das ist gut und richtig, und das ist, glaube ich, in allen Parteien
unumstritten. Jetzt haben die dortigen Betreiber die Mitteilung bekommen, dass
dafür leider keine budgetären Mittel mehr vorhanden sind.
Na,
das wundert mich nicht, wenn ich mir anschaue, wie mit dem Rabenhof umgegangen
wird. Es wundert mich nicht, wenn ich mir den nächsten Akt, "Wien ist
andersrum", anschaue, und es wundert mich nicht bei den vielen anderen Dingen,
die hier auf der Tagesordnung stehen.
Ich
erlaube mir daher, nur exemplarisch einen Antrag einzubringen, aber ich sage
Ihnen gleich, Herr Stadtrat - der Herr Stadtrat hat sich schon verzogen -, wir
werden Sie mit derartigen Anträgen überhäufen, denn gegen Jahresende wird es
immer mehr Initiativen geben, für deren wertvolle Tätigkeit kein Geld mehr da
ist. Ich erlaube mir also, folgenden Antrag einzubringen:
"Der
Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass die Veranstaltung 'Point of
Music' auch heuer wieder stattfindet und die dazu notwendigen Subventionsmittel
vom Kulturressort bedeckt werden."
In
formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt.
Zusammenfassend
kann ich sagen: Wir lehnen diesen Akt aus, glaube ich, sehr, sehr guten Gründen
ab, zum Beispiel deswegen, weil sich Public Netbase von dem ursprünglich sehr
guten Zweck, nämlich der Schaffung einer Internetplattform für Künstler, ganz
bewusst zu einer parteipolitischen Vorfeldorganisation von Rot-Grün gegen
Schwarz-Blau entwickelt. Deswegen wird heute hier auch so abgestimmt.
Ich
meine, seien Sie uns nicht böse, aber wir sind ja nicht dumm. Warum sollen wir
diese Beschimpfungen, die mit Kultur überhaupt nichts zu tun haben, auch noch
bezahlen? (Zwischenruf der GRin Gerda
Themel.) Ein ursprüngliches Jahresbudget von zirka 2 Millionen wird
von Public Netbase in einem offensichtlichen Anfall von völliger
Realitätsverweigerung auf 20 Millionen hinaufgeschnalzt. Ich bin
neugierig, Frau Kollegin Themel - Sie reden ja heute nach mir -, erklären Sie
mir einmal, warum der versprochene Eigenmittelanteil von 50 Prozent nach
eigenen Angaben tatsächlich maximal 2,48 Prozent ausmachen wird.
Und
eines muss ich schon sagen: Offensichtlich hat Public Netbase nicht nur
politisch eine etwas eingeschränkte Wahrnehmung, sondern auch finanziell. Das
ist gefährlich für die Wiener Künstler und das ist gefährlich für den Wiener
Steuerzahler.
Ich
glaube, Herr StR Mailath-Pokorny legt heute wissentlich einen Akt vor, der zum
weiteren Schuldenmachen auffordert, der ein völlig ungeklärtes Finanzkonzept
enthält und daher den Mindestanforderungen eines Akts nicht gerecht wird, weil
er nicht ausreichend bedeckt ist. Er ist ausschließlich parteipolitisch
motiviert und dafür sind Sie voll verantwortlich.
Moralisch
sind Sie den Künstlern dieser Stadt verantwortlich, denen Sie das Geld
wegnehmen, und politisch wird Sie die ÖVP nicht aus Ihrer Verantwortung
entlassen, wenn Sie diesen tiefen Rückfall ins Paläozoikum des sozialistischen
Kulturinterventionismus so weiterbetreiben. Das lassen wir uns nicht gefallen! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Herr GR Mag Ebinger. Ich erteile es ihm.
GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Meine Damen
und Herren! Herr Stadtrat!
Also vorweg zu
meinem Vorredner: Ich muss sagen, das war eine sehr schöne Rede vom Herrn Dr
Salcher. (GR Franz Ekkamp: Was war da
schön dran?) Na, dann eine interessante Rede. (GR Franz Ekkamp: Interessant muss nicht schön sein!) Interessant
war auch, wie er seine Meinung geändert hat, von der letzten Legislaturperiode
zu dieser Legislaturperiode.
Gegenstand unserer
heutigen Diskussion ist eine Subvention
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