Gemeinderat,
12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 81
Fest nicht nur im
Sinne eines sehr starken passiven Kulturkonsums, wie das bisher der Fall war,
gestalten zu wollen. Allerdings sage ich auch dazu - ich weiß nicht, ob Sie zum
letzten Stadtfest einen Vertreter geschickt haben -, dass zum Beispiel gerade
beim letzten Stadtfest ein sehr starker interkultureller Anspruch gegeben war.
Es war etwa der türkische Popstar Selig da, und ich habe mir erzählen lassen,
dass wirklich Tausende türkische Jugendliche dort waren, die sonst nie die
Gelegenheit gehabt hätten, den einmal live zu sehen. Es war die irische
Band-Legende Altan da, und es waren in Summe fast 400 000 Besucher beim
Wiener Stadtfest. Das heißt, das ist einfach eine Institution der Stadt
geworden, die in Wirklichkeit niemand weghaben will.
Und jetzt wird
der nächste Schritt gemacht und deswegen wird es auch einen neuen Veranstalter
geben. Dieser neue Veranstalter ist Andreas Hladky mit seinem Team vom
Hallamash-Fest und von der Hallamash-Agentur, und das ist ja nicht unbedingt
eine Organisation, bei der Sie uns unterstellen können, dass sie einen
besonderen ÖVP-Nahebezug hat. Hallamash hat man deshalb genommen - die machen zum
Beispiel gerade für Swarovski in Innsbruck eine spannende Geschichte mit
internationaler Beteiligung australischer Künstler -, weil es der zukünftige
Schwerpunkt des Stadtfestes sein wird, nicht nur einen einmaligen Event zu
veranstalten, der doch einen sehr stark kulturkonsumatorischen Hintergrund
hatte, sondern auch einen noch viel stärkeren interaktiven Event mit dem
Publikum. Das heißt, es wird Projekte geben, die am Stadtfest gegründet werden
und die darüber hinausgehen und nachhaltig wirken sollen, und es wird dort auch
einige andere Programmpunkte geben.
Ich darf Ihnen
nur einige nennen, denn die können Sie dem Akt nicht entnehmen, weil sie zu dem
Zeitpunkt einfach noch nicht da waren. Es wird zum Beispiel ein Musikmuseum für
Kinder geben, es wird ein Wasserorchester für Kinder geben. Es wird drei
Programmzonen geben mit den Bereichen Innovation, Fantasie und Kreativität.
Was ich für
ein sehr spannendes Konzept finde, ist, dass die Plätze selbst inszeniert
werden sollen. Das heißt, es sollen die Plätze nicht nur wie bisher quasi mehr
oder weniger benützt und dekoriert werden, sondern es soll auch der Anspruch
entstehen, auf diesen spannenden historischen Plätzen eine Auseinandersetzung
mit der Moderne zu führen. Das sind ja, glaube ich, lauter Themen und Anliegen,
die auch für Sie interessant sind.
Das heißt, die
Neupositionierung des Stadtfestes wird in zwei Richtungen gehen: erstens nicht
nur Konsum, sondern noch stärkere Beteiligung der Menschen, zweitens Erhöhung
der Nachhaltigkeit. Denn das ist ja auch ein Vorwurf, der gekommen ist, dass
man sagt: Okay, das ist ein tolles Fest, aber das ist ein One-shot, und das ist
sehr viel Geld für einen One-shot. Das heißt, es werden am Stadtfest Projekte
gegründet werden, damit sich die vielen Talente, die es in dieser Stadt gibt,
nachhaltig am Kulturleben der Stadt beteiligen können.
Ich verstehe
natürlich die ein bisschen längeren oder ein bisschen kürzeren Haare, die Sie
jedes Mal in der Suppe des Stadtfestes finden, aber aus all den von mir
genannten Gründen und nach dem, was Sie hier gehört haben, sollten Sie alle
hochmotiviert sein und sich darauf freuen, dass dieses Stadtfest wieder
stattfindet.
Ich persönlich
möchte dich (In Richtung der GRin Marie
Ringler.) auch im Namen von Peter Marboe und mir einladen, dich das nächste
Mal durch das Stadtfest zu geleiten. Du wirst dort keine Volksparteiständer
finden, aber du wirst viele interessante Inländer und Ausländer, inländische
und ausländische Künstler kennen lernen. In diesem Sinne noch einmal mein Versuch,
hier um Zustimmung für das Stadtfest zu werben. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Der Herr
Berichterstatter hat das Schlusswort.
Berichterstatter
GR Dr Michael LUDWIG: Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Das Stadtfest
findet heuer zum 19. Mal statt. Es hat nicht nur eine sehr lange
Tradition, sondern hat heuer auch neue, innovative Projekte, wie wir gehört
haben, zu vertreten. Deshalb rechtfertigt das zweifellos auch die Unterstützung
durch die Stadt Wien.
Ich möchte nur
zur Kollegin Ringler vielleicht noch eine Anmerkung machen, weil sie einige
Projekte aufgezählt hat, zum Beispiel den Kosmos frauenraum. Ich denke, wir
sollten doch auch deutlich machen, wer Adressat mancher Forderungen ist. Denn
gerade unter jenen Projekten, die du zum Teil auch aufgelistet hast, sind viele
Projekte, die sehr wohl von der Stadt Wien unterstützt werden, das heißt, dass
wir diesen Forderungen auch entsprechen, nur die Forderungen, die an den Bund
gerichtet sind, werden nicht erfüllt. Ich denke, gerade als Wiener Gemeinderätinnen
und Gemeinderäte sollten wir auch deutlich machen, wer seinen Verpflichtungen
gegenüber den vielen Kulturvereinen in unserer Stadt nachkommt und welche
Einrichtungen das nicht tun.
Also wir
haben, wie ich meine, gerade in der Stadt Wien zu den vielen innovativen
Kulturprojekten, die es gibt, einen sehr intensiven Kontakt und versuchen auch
nach Maßgabe der finanziellen Möglichkeiten, diese zu unterstützen.
Zum
vorliegenden Akt ersuche ich um Zustimmung.
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Wir kommen nun zur Abstimmung.
Ein Gegen-
oder Abänderungsantrag wurde nicht gestellt.
Ich bitte jene Damen
und Herren des Gemeinderats, die dem Antrags des Berichterstatters zustimmen
wollen, die Hand zu heben. - Das Abstimmungsergebnis ist auch
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