Gemeinderat,
12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 81
neues Schandobjekt
ersetzen! Das ist der wesentliche Kernpunkt, und deshalb wäre es so notwendig
gewesen, dass man auch in diesem Fall die Bürger rechtzeitig eingebunden hätte
und auf die Opposition gehört hätte.
Ein
Hochhausprojekt mit Ostblockcharme, so wie das jetzt geplant ist und umgesetzt
werden soll, bedeutet zwar, dass die "Räuberhöhle", wie der
Bürgermeister das selbst bezeichnet hat, wegkommt, aber leider Gottes kommt
dann etwas hin, was man nie wieder wegbekommen wird, ein Projekt, das nicht für
ein Stadtzentrumsgebiet geeignet ist. Und dass dieses Projekt nicht geeignet
ist, das stellen auch die Experten fest. Das haben auch viele Experten
festgehalten, deren Ergebnisse ich dann auch noch kurz darlegen werde.
Klar ist, dass
StR Schicker ein Erbe des ehemaligen StR Görg zu übernehmen hat und dass da
natürlich in erster Linie schon StR Görg dafür verantwortlich zu machen ist -
keine Frage. Aber auch StR Schicker ist nicht aus der Verantwortung
auszunehmen. Den kann man nicht da herausnehmen und die Verantwortung ganz
einfach beiseite schieben. Er ist mitschuldig, weil schon zu Beginn der
Diskussion im Jahre 1991 alle Parteien einen gemeinsamen Antrag in der
Bezirksvertretung eingebracht haben, bei dem - und das muss man hier noch
einmal in aller Klarheit und Deutlichkeit sagen - auch StR Schicker Antragsteller
war und unterfertigt hat, und er hat nach jahrelanger Diskussion festgehalten,
dass es dort zu keiner Verbauung mit einer Höhe von mehr als 65 Metern kommen
darf. Das hat er selbst festgelegt, selbst mit ausverhandelt, selbst
unterfertigt, selbst als Antrag eingebracht!
Wenn er sich
dann immer wieder hier herausstellt und sagt, na ja, es kann sich halt auch
eine Meinung ändern, und es ändert sich halt auch einmal die Planung, dann ist
das genau der Punkt, den wir heute auch in der Aktuellen Stunde behandelt
haben: Wenn die Bauherren sich etwas wünschen, dann spielt die Stadtregierung
sofort alle Stücke und ermöglicht ihnen alles. - So kann es ja wohl nicht sein
in diesen wichtigen Fragen, die alle Bürger betreffen, in einer Frage, die auch
das Weltkulturerbe betrifft. Deshalb ist es schon notwendig, die Vorgänge in
diesem Zusammenhang auch etwas tief gehender zu beleuchten.
Wir haben hier
die Situation gehabt, dass man die Kritik der Anrainer und Bürger und vor allen
Dingen auch der Freiheitlichen Partei nicht ernst genommen hat. Wir haben immer
gesagt: Eine Stadtbildverschandelung im Stadtzentrum, die ist abzulehnen, die
wollen die Bürger nicht! - Und die Bürger wollen sie auch nicht. Das haben ja
zigtausende Bürger unterschrieben, dass sie das nicht wollen.
Jetzt kann man
auf dem Standpunkt der GRÜNEN stehen, die sagen, die Höhenverbauung ist ihnen
gleichgültig, und was die Bürger in dieser Frage wollen, ist ihnen auch
Wurscht, da sind sie flexibel. - In Ordnung. Aber die Bürger wollen die
Höhenverbauung ... (GR Mag Christoph
Chorherr: Das haben wir nicht gesagt! Sie lügen wie gedruckt! Das ist Ihre
Methode! So ein Quatsch! So ein Quatsch!) - Also Herr Chorherr, wenn Sie
sagen, dass hier jemand lügt, dann lügt nur einer - und das sind, wenn es schon
so ist, Sie, Herr Chorherr! Das sind, wenn, dann Sie, Herr Chorherr! (Beifall bei der FPÖ.)
Eines sollten
Sie nämlich schon einmal tun: Sie sollten sich einmal informieren! Sie sollten
sich einmal wirklich informieren: Es hat 10 000 Unterschriften gegeben. (GR Mag Christoph Chorherr: Sie haben uns
etwas unterstellt und das ist gelogen!) - Ich habe ein Faktum festgehalten.
Sie haben hier gesagt - lesen Sie im Protokoll nach! -, die Höhenentwicklung
ist Ihnen nicht wichtig. (GR Mag Christoph
Chorherr: Sie haben gesagt, die Bürger sind mir Wurscht! Das haben Sie gerade
gesagt!) - Nein, Sie haben gesagt, die Höhenentwicklung ist Ihnen nicht
wichtig ...
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner
(unterbrechend): Herr GR Strache,
Dialoge kann ich nicht erlauben. Ich hoffe, dass Sie das nachher
ausdiskutieren. Bitte setzen Sie Ihre Rede fort!
GR Heinz
Christian Strache (fortsetzend): Sie haben gesagt, die
Höhenentwicklung ist Ihnen in diesem Fall gleichgültig. Damit sind Ihnen aber
die Bürgerinteressen gleichgültig, denn es haben 10 000 Bürger verlangt,
bitte, dass diese Höhenentwicklung nicht stattfindet! Es haben 10 000
Bürger verlangt, dass es zu einer Volksbefragung kommt. - Sie haben die
Volksbefragung hier verhindert. Sie als GRÜNE haben hier, wie wir den Antrag im
Gemeinderat gestellt haben, Nein zur Volksbefragung gesagt! Sie haben
verhindert, dass die Bürger in dieser Frage mitentscheiden können. Sie, Herr
Chorherr, und Ihre grüne Fraktion haben verhindert, dass wir diesen Diskussionsprozess
noch weiterführen konnten. Sie haben dadurch ermöglicht, dass die Roten dieses
Projekt gemeinsam mit der ÖVP beschließen konnten, und deshalb haben wir heute
dieses Dilemma, dass die UNESCO feststellt, dass dieses Projekt in diesem
Gebiet nicht geeignet ist. Sie haben da mitgespielt! Sie haben damals eine
vorkoalitionäre Leistung geboten, nur leider Gottes sind Sie heute nicht
Vizebürgermeister - leider! Sie haben sich schon sehr über diese Möglichkeit,
die Sie sich damals vorgestellt haben, gefreut - es ist halt anders
ausgegangen: Die Sozialisten haben die absolute Mehrheit bekommen. Die
Koalitionsvorleistung, die Sie damals erbracht haben, ist Ihnen leider Gottes
nicht vergütet worden.
Aber die Bürger
müssen schon wissen, wenn Sie sich heute hier herausstellen und so tun, als
hätten Sie alle demokratischen Möglichkeiten genutzt, um ein verändertes
Projekt möglich zu machen, dass das nicht der Wahrheit entspricht. Es
entspricht leider nicht der Wahrheit, denn Sie haben die Volksbefragung hier
abgelehnt. Wenn Sie der Volksbefragung gemeinsam mit der ÖVP und der FPÖ
zugestimmt hätten, dann hätte sie stattfinden müssen, und dann hätten wir einen
weiteren Diskussionsprozess in dieser Stadt und würden verhindern, dass es zu
einer Stadtbildzerstörung im Stadtzentrum kommt. Wir
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