Gemeinderat,
12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 81
bauungsplänen
zuwendet und dort zu Rate gezogen werden kann, sodass er eher
Raumplanungsfragen behandelt. Aber was Erhaltung und Pflege der Wiener
Stadtbaukunst angeht, ist er in seinem Wirkungsbereich nicht wirklich gut
zusammengesetzt. Deswegen haben wir einen Antrag eingebracht, dass man einen
Fachbeirat einführt, in dessen Wirkungsbereich im Rahmen einer umfassenden
Stadtplanung die Erhaltung und Pflege des Stadtbilds, der Baustruktur und der
Bausubstanz fallen.
Ich hoffe,
dass man diese Idee aufgreift. Denn eine unserer zukunftsträchtigsten
Entscheidungen ist sehr wohl - und das ist nicht ein Zurückblicken in die
Vergangenheit, sondern ein Blick in die Zukunft - die Bewahrung unseres
historischen Erbes. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzende
GRin Josefa Tomsik: Danke. -
Als Nächster ist Herr GR Valentin
zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Erich Valentin (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr
Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich
möchte bei Frau Mag Unterreiner beginnen und auf etwas Grundsätzliches
aufmerksam machen. Ich denke mir, dass es sicherlich einfacher ist, eine
generelle Kritik zu formulieren, wenn man sich nicht an die Fakten des
tatsächlichen Geschäftsstücks halten muss. Ich denke mir, in der
Betrachtungsweise des Schwarzenbergplatzes, der Gestaltung, der Genesis, wie es
zu diesem Projekt gekommen ist, und der tatsächlichen Parameter des Projekts,
wäre es sicherlich hinderlich gewesen, diese in Ihre Rede mit einzubeziehen,
wenn es darum gegangen ist - wie Sie es gemacht haben -, eine generelle Kritik,
die offensichtlich eine vorgefertigte ist, beweisen zu müssen.
Meine Damen
und Herren! In der Tat bekennt sich die Sozialdemokratie in diesem Hause zur
Erhaltung, zu einer Berücksichtigung eines historischen Erbes. Aber wir erkennen
dieses Erbe nicht in einer musealen Sicht, sondern in einem Auftrag, unter
Berücksichtigung dieses kulturellen Erbes in dieser Generation Stadtplanung zu
betreiben. Es geht um eine Stadtplanung, meine Damen und Herren, die es zum
Ziel hat, ein menschengerechtes, ein urbanes, ein lebenswertes Miteinander mit
der historischen Bausubstanz unter den Bedürfnissen der heutigen Zeit zu
finden.
Meine Damen
und Herren! Was ist auf dem Schwarzenbergplatz in der Tat passiert? - Es hat im
Jahr 1998 ein Gutachterverfahren gegeben, das die MA 19 initiiert und
durchgeführt hat. Im Zuge dieses Gutachterverfahrens unter dem Vorsitz des
Architekten Boris Podrecca wurde das Projekt des Architekten Alfredo Arribas
kreiert und als Siegermodell festgestellt. Dieses Modell hat Ziele, die zutiefst
unterstützungswürdig sind.
Ganz im
Gegenteil, es ist das eingetreten, was Frau Mag Unterreiner offensichtlich
nicht sieht. Es wird mit diesem Projekt eine Urbanität auf dem Schwarzenbergplatz
neu geschaffen. Es wird die Platzstruktur vergrößert, es wird der urbane
Freiraum für die Bürgerinnen und Bürger vergrößert. Es wird der Verkehr
gebündelt. In Wahrheit wird von der Fläche her Verkehrsfläche zurückgenommen
und den Bürgerinnen und Bürgern zur Freiraumbewältigung, zur Erholung, zum
Bewegen im urbanen Raum wieder zurückgegeben. Das ist die Wahrheit, und nicht
das Versagen einer Architekturpolitik in dieser Stadt. Ganz im Gegenteil, hier
ist ein Beispiel dafür aufgelistet, wie Sozialdemokraten erfolgreiche
Stadtentwicklung verstehen, meine Damen und Herren!
Wenn wir jetzt
versuchen, die Zielsetzungen hinsichtlich des Schwarzenbergplatzes und der auf
dem Schwarzenbergplatz zu realisierenden Vorgaben zusammenzufassen, so muss man
Folgendes festhalten. Den Anliegen der Anrainer ist massiv Rechnung getragen
worden, indem den Bürgerinnen und Bürgern Stadtfläche zurückgegeben worden ist.
Es ist eine Bündelung des Verkehrs eingetreten, oder es wird eine Bündelung des
Verkehrs eintreten, weil Verkehrsflächen zusammengeführt und optimiert werden.
Es wird ein weiterer Schritt zur Beschleunigung des öffentlichen Verkehrs auf
dem Schwarzenbergplatz gesetzt, indem die Aufstellflächen der Straßenbahnlinien
verdoppelt werden. Es werden die Linienzüge 71 und D einander nicht mehr im
Wege stehen, ganz im Gegenteil, es werden beide Achsen gleichzeitig bedient,
was erstens das Umsteigen begünstigt und zweitens die Geschwindigkeit der
Beförderung der Fahrgäste weitgehendst erhöht.
Meine Damen
und Herren! Es ist auch ein ausgefeiltes und wohl durchdachtes Netz an Radwegen
gelegt worden. Die Anbindung aller relevanten Radwegerouten in diesem Bereich
ist gewährleistet. Es ist auch gewährleistet, dass die Fußgängerrelationen gut
ausgeprägt sind. Mit der einen Ausnahme, die Herr Mag Chorherr eingewandt hat,
nämlich einem Übergang im Bereich der Brucknerstraße, sind alle Relationen
bedient worden. Diese eine Relation konnte nicht bedient werden, weil es sonst
zu einer Konfliktsituation mit den Kreuzungs- und Grünphasen für den
Fußgängerverkehr gekommen wäre und dahin gehend eine Verzögerung der Abwicklung
des öffentlichen Verkehrs, der Straßenbahnlinien 71 und D, entstanden wäre.
Wenn man sich
diesen Bereich im Detail ansieht, dann muss man der guten Ordnung halber
festhalten, dass dennoch auch in diesem Teilbereich der Planung für den
Schwarzenbergplatz fußgängerkonform gehandelt worden ist. Die beiden
nächstliegenden Fußgängerrelationen liegen einerseits 45 Meter und auf der
anderen Seite 60 Meter von der Ringstraße entfernt. Ich denke mir, dass
ein Verschwenken einer Fußgängerrelation - einer einzigen Fußgängerrelation,
alle anderen sind geradlinig geführt - von maximal 45 Metern doch etwas
ist, was man auch bei einer modernen, menschenorientierten Stadt- und
Platzkonzeption in Kauf nehmen kann, wenn man gleichzeitig eine Beschleunigung
des öffentlichen Verkehrs erreicht in einem Bereich, in dem wir dies wahrlich
brauchen können.
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