Gemeinderat,
12. Sitzung vom 01.03.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 81
Projekt entwickelt
werden soll, notwendig ist oder ob das über die bereits bestehenden
Institutionen dieser beiden Fonds möglich ist. Auch das ist eine Form von
privater Gesellschaft.
Also ich habe
mit keinen asiatischen, amerikanischen oder sonstigen Gesellschaften
gesprochen, sondern mit jenen Privatorganisierten, die für diese Stadt in der
Vergangenheit tätig waren, tätig sind.
Es wird und
soll hier bis Mitte des Jahres eine Entscheidung fallen, über die ich
selbstverständlich hier völlig transparent und offen berichten werde und auch
vorschlagen werde. Es soll überlegt werden, ob hier nicht zusätzliche
Gesellschaften oder zusätzliche Projektentwicklungsgruppen geschaffen werden, um
Grundstücke der Stadt vorzubereiten, zu verkaufen, sinnvolle Preise zu erzielen
und koordinierte Entwicklungen sozusagen über die bisherige Vorgangsweise
einzuleiten.
Es
stimmt, wenn man sich das Vermögen der Stadt, die Quadratkilometer ansieht, mit
alleine innerhalb Wiens 193 Quadratkilometern und außerhalb Wiens
365 Quadratkilometern an Besitz, dass das natürlich gigantische Flächen
sind, wo schnell viele Milliarden hochgerechnet werden können. Aber der
Großteil sind natürlich Verkehrsflächen, sind natürlich Flächen der Forste, die
wir nicht vorhaben, zu verkaufen, sind Wasserschutzgebiete et cetera. Das
heißt, es gibt auch ganz klare politische Aussagen, in welchen Bereichen wir
diese Flächen als Sicherung für die Grundbedürfnisse und Grundanforderungen der
Stadt bezeichnen. Aber alles, was bleibt an Entwicklungschance, soll
effizienter auch durch Neue, etwa Gesellschaften, verwirklicht werden.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Danke
schön. - Herr GR Ellensohn, bitte.
GR David Ellensohn (Grüner Klub im Rathaus): Geehrter
Herr Stadtrat!
Im letzten Quartalsbericht von Wiener Wohnen ist
aufgezählt, wie viele Gemeindewohnungen länger als ein halbes Jahr leer
gestanden sind. Dafür gibt es ein paar Gründe. Es sind insgesamt
121 Wohnungen. Ein Teil davon steht leer, weil er als zu klein empfunden
wird und deswegen nicht nachgefragt wird. Ein Teil davon ist Kategorie C
und D und ein Teil davon wird subjektiv als zu teuer empfunden. Es bleiben
41 Wohnungen übrig, für die das alles nicht zutrifft. Das heißt, die sind
groß genug, die sind nicht zu teuer und die sind Kategorie A oder B. Diese
41 Wohnungen stehen trotzdem länger als sechs Monate leer.
Die Frage ist: Im Zuge der Veräußerung von
Gemeindewohnungen, die auch in der Vergangenheit schon stattgefunden hat - wir
wissen, dass ein Immobilienverwerter, der eine Immobilie kauft, natürlich
lieber eine kauft, die nicht belegt ist, das heißt möglichst wenige Mieter,
möglichst wenige Mieterinnen, weil er dann mehr verdienen kann -, ist einer der
Gründe, warum diese 41 Wohnungen leer stehen, dass man den
Immobilienverwertern, denen man Gemeindewohnungen anbietet, einen Gefallen tun
will und diese 41 Wohnungen absichtlich nicht vermietet werden, weil, wie
gesagt, die drei Gründe zu klein, zu teuer oder nicht schön genug -
Kategorie C, D - nicht zutreffen? Es handelt sich um nicht perfekte
Wohnungen, aber um gute Wohnungen.
Warum werden diese Wohnungen nicht nachgefragt oder nicht
angeboten?
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Herr
Stadtrat, bitte.
Amtsf StR
Werner Faymann: Das ist
einfach zu beantworten. Ich gehe mit meinen heutigen Informationen und auch mit
den politischen Beschlüssen ganz klar davon aus, dass wir diese
Gemeindewohnungen und diese Gemeindebauten, von denen Sie sprechen, keinesfalls
verkaufen. Daher halten wir auch für niemanden etwas frei, weil wir sie uns
selbst behalten werden.
Das ist
sozusagen die klare Antwort gegen diese Sofortverkäufe, die da immer in
Diskussion stehen. Ich glaube, dass die Stadt mit ihren 220 000
Gemeindewohnungen gut daran tut, dieses sozialpolitische Kapital weder zu
verschleudern, noch irgendwie in kleine Stücke zu zerteilen. Daher braucht sie
dort auch keine Wohnungen leer stehen lassen, um einen Käufer zu reizen oder
sonst irgendwelche Vorgänge einzuleiten. Das ist ein sozialpolitisches Kapital
der Stadt, mit dem sorgsam umzugehen ist.
Das, was Sie
als Verkäufe bezeichnen, und auf das weise ich auch immer wieder hin, waren
etwa private Althäuser, die längst vor dem ersten Gemeindebau entstanden sind -
weil da immer Gemeindewohnungen dazu gesagt wird -, die der Stadt aus vielen
Gründen zugefallen sind und die wir in einem koordinierten Programm verkaufen.
Auch bei den Baurechtsgründen, die der Stadt gehören, wo eine
Wohnbaugesellschaft der Stadt geförderte Reihenhäuser hatte - ich weiß das
jetzt nicht auswendig zehn oder eine ganz geringe Anzahl -, wo alle zehn gesagt
haben, sie kaufen, war niemand zu schützen. Wir haben den Preis ausgerechnet,
dass niemand etwas verliert, und haben das verkauft.
Aber der
Karl-Marx-Hof, Washington-Hof, also diese herkömmlich immer als die
220 000 Gemeindewohnungen zusammengefassten Bauten stehen unter unserem
Schutz. Nicht nur hinsichtlich des Denkmals, sondern auch hinsichtlich der
Möglichkeit, auch für nächste Generationen sozialpolitisches Kapital zur
Verfügung zu haben.
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Herr
GR Mag Gerstl, bitte.
GR Mag
Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich finde aber, Sie widersprechen sich jetzt, wenn Sie
gerade in der Beantwortung zum Herrn Kollegen Ellensohn sagen, diese
220 000 Gemeindewohnungen stehen unter Ihrem Schutz. Gleichzeitig kündigen
Sie an, dass Sie davon 40 000 verkaufen wollen, das heißt knapp
20 Prozent.
Da stellt sich für mich schon die Frage: Wie beurteilen
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